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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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aufriss.
    Am Morgen vor der Verwandlungszeremonie war Gareth schon wach, bevor Silwyth ihn weckte – wach und bereits halb angekleidet mit den neuen Sachen, die seine Eltern ihm gekauft hatten. Dies würde ein Tag werden, an dem er vieles zum ersten Mal erlebte. Er würde zum ersten Mal dem Wunder der Verwandlung beiwohnen, er würde zum ersten Mal den Tempel der Magier betreten und zum ersten Mal einen kurzen Überrock tragen. Als er diesen anzog und über seiner neuen mehrfarbigen Hose zurechtzupfte, fühlte sich Gareth bereits sechs Fuß groß. Silwyth legte ihm den Umhang um und schob sein Haar unter die Mütze.
    Dagnarus erwies sich als ungewöhnlich streitsüchtig und schwierig. Normalerweise war er morgens hellwach und als Erster aus dem Bett. Er neckte gern die Adligen, die ihm aufwarteten und schläfrig und ihr Gähnen unterdrückend um sein Bett herumstanden. An diesem Tag schlief der Prinz lange, oder zumindest tat er so. Die Adligen standen in ihrer Festkleidung bereit, sahen zu, wie die Sonne aufging, traten unruhig von einem Bein aufs andere und schauten immer grimmiger drein. Gareth war in Panik und fürchtete, dass er die Zeremonie verpassen würde, obwohl es bis dahin noch sechs Stunden waren.
    Schließlich nahm Silwyth die Angelegenheit in die Hand. Er öffnete die Fenster und ließ frische Luft und das Licht eines wirklich bemerkenswerten und wunderschönen Sonnenaufgangs herein. Gareth starrte staunend die hellroten Streifen am Himmel an, die erst dunkler wurden, dann orangefarben und schließlich golden aufflackerten, und er war nun noch aufgeregter, weil Helmos' großer Tag mit einem so guten Vorzeichen begann.
    Silwyth zog die Bettvorhänge auf und meinte: »Seine Hoheit hat geläutet, meine Herren. Warten wir ihm auf.«
    Ganz im Gegenteil, Seine Hoheit hatte nicht geläutet. Die kleine Silberglocke stand auf dem Nachttisch; Dagnarus warf Silwyth aus den Kissen heraus einen wütenden Blick zu.
    »Guten Morgen, Euer Hoheit«, sagte der Kämmerer. »Ich wünsche Euch einen schönen Tag. Ihr habt heute etwas länger geschlafen als üblich, zweifellos vor Aufregung wegen Eures geehrten Bruders. Das spricht nur für Euch, Euer Hoheit. Ein geringerer Prinz wäre vielleicht eifersüchtig, wenn einem älteren Bruder so viel Aufmerksamkeit zuteil wird. Ein wahrhaft großer Prinz wird der Ansicht sein, dass jede Ehre, die seinem Bruder erwiesen wird, auch auf ihn abfärbt.«
    Man musste Dagnarus lassen, dass er vielleicht erst nach Silwyths Hinweis begriff, dass er tatsächlich eifersüchtig auf Helmos war. Das Gefühl selbst war nur natürlich. Dagnarus war der verwöhnte jüngere Sohn, aber Helmos war der Sohn, den der Vater wirklich liebte.
    König Tamaros konnte Dagnarus nicht ebenso lieben wie das einzige Kind, das ihm und der Frau geschenkt worden war, die er bis zu seinem Todestag als seine einzige wahre Gefährtin betrachten würde. Als freundlicher, liebevoller Mann fühlte sich Tamaros schuldig, weil er seinen jüngeren Sohn nicht lieben konnte. Er wollte es tun, er strengte sich wirklich an. Seine Anstrengungen wurden allen deutlich, und leider nahmen sie die Form des Verwöhnens an. Tamaros schimpfte Dagnarus niemals aus, nie sprach er barsch mit ihm, und er verweigerte dem Prinzen nichts, was dieser sich wünschte – außer dem einen, was er am meisten begehrte: die wahre Zuneigung seines Vaters. Was Dagnarus anging, so versuchte er stets, das zu erlangen, was man ihm wie eine Karotte vor der Nase herumbaumeln ließ, gerade eben außer Reichweite des vor den Wagen geschirrten Esels.
    Nachdem man ihn auf solch subtile Weise auf seine Fehler hingewiesen hatte, änderte Dagnarus sein Verhalten. Innerhalb eines einzigen Augenblicks verwandelte er sich von einem schmollenden Kind in einen großzügigen Prinzen. Er entschuldigte sich bei den Männern, weil er sie hatte warten lassen, und dann entließ er sie großherzig für diesen Morgen aus seinem Dienst und erklärte, er wisse doch, dass sie sich unbedingt selbst auf den festlichen Anlass vorbereiten wollten. Die Adligen waren erfreut und verließen ihn mit vielen guten Wünschen für diesen Tag. Gareth blieb. Dagnarus hatte ihm einen Blick zugeworfen und ihm damit bedeutet, er solle das Zimmer nicht verlassen.
    Dagnarus sollte ebenfalls einen kurzen Überrock tragen, was ihn freute und ihn in bessere Stimmung versetzte. Anders als die meisten kleinen Jungen schmückte sich der Prinz gerne. Er wusste, dass er sein gutes Aussehen mit der

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