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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Adligen von höherem Rang befanden sich am Ende der Reihe. Aber Gareth würde auf diese Weise die Tempeltreppe früh erreichen und sich von dort aus den Rest der Prozession ansehen können.
    Nein, niemand wollte an der Spitze gehen. Der Kämmerer hatte große Schwierigkeiten, argumentierte, überredete, schikanierte und schrie sich heiser. Die Plätze in der Reihe waren alle schon lange abgesprochen, aber die Pläne waren im letzten Augenblick in Unordnung geraten, als ein Adliger sich beleidigt wähnte. Der Kämmerer hatte den Fehler gemacht, ihn daraufhin weiter hinten zu platzieren, und nun verlangte der Rest, ebenfalls umgruppiert zu werden.
    Gareth achtete nicht auf die Streitereien. Er beobachtete Hauptmann Argot und dachte an den Tag zurück, an dem er auf dessen Pferd gesessen hatte. Der Hauptmann schrie seinen Männern etwas zu, was mit Orks zu tun hatte. Mehrere Soldaten schüttelten die Köpfe; sie wirkten beunruhigt. Gareth bekam Angst, denn er fürchtete, die Orks würden Ärger machen, aber nachdem er sich einen Augenblick lang umgesehen hatte, begriff er, dass überhaupt keine Orks anwesend waren. Das war in der Tat ungewöhnlich, denn Orks liebten Feste und Paraden. Da sie alle anderen um Haupteslänge überragen, sind sie in jeder Zuschauermenge leicht auszumachen.
    Argot beugte sich zu einem seiner Männer, und Gareth hörte genau hin, denn Dagnarus würde sich sicher für das interessieren, was geschehen war. Er interessierte sich für alles, was die Soldaten anging.
    »Hoffentlich haben sie nicht irgendwas vor«, rief Argot laut, um sich über den Lärm der Menge hinweg besser verständlich zu machen.
    »Nein, Hauptmann«, brüllte einer seiner Leutnants zurück und drängte sich näher heran, damit Argot ihn hören konnte. »Ihre Schamanen sagten, es gäbe schlechte Vorzeichen.«
    Argot lächelte grimmig. »Was soll das gewesen sein – ein Schwarm Gänse, der von Norden nach Süden statt von Süden nach Norden fliegt?«
    Der Soldat lachte. »So was Ähnliches, Hauptmann. Habt Ihr heute früh den Sonnenaufgang gesehen?«
    »Ja, leider«, erwiderte Argot. »Ich bin schon zwei Nächte lang nicht ins Bett gekommen. Aber ich muss zugeben, dass es ein erstaunlich schöner Sonnenaufgang war – die Götter haben ihren Segen gegeben.«
    »Nun, die Orks hat es zu Tode erschreckt«, erklärte der Leutnant. »Der Ildurel-See wurde rot – feuerrot. Die Orks, die mit ihren Fischerbooten draußen waren, haben angefangen zu schreien und zu heulen, als würde das Wasser tatsächlich brennen, und haben die am Ufer angefleht, sie zu retten. Sie haben allerdings kein Ruder ins Wasser gesteckt, bis das Rot verschwunden war. Die Fische, die sie schon gefangen hatten, haben sie wieder über Bord geworfen und erklärt, der Fang sei verflucht. Jetzt haben sie sich alle in ihre Häuser eingeschlossen und zittern und beben.«
    »Den Göttern sei Dank«, meinte Argot und seufzte erleichtert auf. »Eine Sorge weniger.«
    Er ritt weiter, um sich um die nächste Krise zu kümmern – eine Frau kreischte, man hätte ihr ihren Schmuck gestohlen.
    Die Reihenfolge in der Prozession war endlich geklärt, wenn auch nicht unbedingt zur Zufriedenheit von Gareths Vater, und alle nahmen ihren Platz ein.
    Die Adligen machten sich auf den Weg zwischen den jubelnden Zuschauern hindurch, deren lachende, grinsende Gesichter in seltsamem Kontrast zu den Gesichtern der Soldaten standen, die ausgesprochen missmutig dreinschauten.
    Die Leute waren vergnügt und guter Laune; das Leben in Vinnengael war damals gut. Die Kirche kümmerte sich um die Armen; die wohlhabende Mittelklasse zahlte Steuern, aber nicht in dem Maß, dass sie sich ausgebeutet gefühlt hätte. Die Reichen trugen zum Allgemeinwohl bei und lebten in Ruhe und Frieden.
    Hinter den Adligen kamen die Botschafter anderer Reiche – überwiegend Elfen, ein einzelner Zwerg, keine Orks. Wegen des schlechten Vorzeichens hatte sich nicht einmal der Botschafter der Orks überreden lassen, an der Prozession teilzunehmen, obwohl Gareth später erfahren würde, dass König Tamaros persönlich einen freundlichen und tröstlichen Brief an ihn geschrieben hatte. Nach den Botschaftern gab es eine kleine Pause, um die Spannung zu steigern. Die Menge wurde sehr still, atemlos vor Aufregung.
    Inzwischen hatten Gareth und seine Eltern die Tempeltreppe erreicht. Die Oberhäupter der Handwerksgilden, die niederen Adligen, die wichtigeren Adligen und die Botschafter stellten sich auf und warteten auf

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