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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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einem Stück reiten konnte. Der Klanhäuptling war der Ansicht, dass Dunner den Klan verlangsamte, und hatte ihn daher zum Pferdelosen erklärt. Dunners Eltern hatten das Kind zur Stadt der Pferdelosen gebracht und ihn bei einer Schreiberin in die Lehre gegeben – einer Zwergin mit gebrochenem Rückgrat –, die Botschaften schrieb, wenn Zwerge, von denen die meisten weder lesen noch schreiben können, mit der Außenwelt kommunizieren mussten.
    Dunner sah seine Eltern nie wieder. Der Klan kam hin und wieder zur Stadt der Pferdelosen, aber seine Eltern hatten ihn nie aufgesucht, und er hatte ebenfalls nicht versucht, mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Die Pferdelosen werden zwar öffentlich für ihre Arbeit geehrt, aber in Wahrheit stellte er eine Schande für seine Familie und seinen Klan dar. Wäre er zu seinem Stamm zurückgekehrt, dann hätten sie ihn mit herablassender Höflichkeit empfangen, ebenso wie sie einen Ork oder einen sehr hoch geachteten Menschen behandelt hätten.
    Dunner hatte die Schreiberin ins Herz geschlossen. Sie war eine sehr freundliche Frau und hatte die Orks – ein äußerst geschicktes und erfindungsreiches Volk – dafür bezahlt, einen Stuhl auf Rädern zu entwickeln, den sie benutzte, um sich im Haus zu bewegen. Die Schreiberin war während dieser ersten einsamen Tage, in denen Dunner glaubte, an der Sehnsucht nach seiner Familie und wegen des Eingeschlossenseins zu sterben, sehr sanft mit dem Jungen umgegangen. Er hatte damals tatsächlich gehofft, sterben zu können, aber sein Körper hatte widerwärtigerweise weiterleben wollen.
    Mit der Zeit hatte er gelernt, sein Schicksal zu ertragen, wie es ihn die Schreiberin gelehrt hatte, damit er nicht als einer der verrückten Zwerge endete. Deren Schicksal hatte Dunner beeindruckt, denn er hatte hin und wieder verrückte Zwerge gesehen und war entschlossen, niemals diesem erbärmlichen und abscheulichen Zustand anheim zu fallen. In der Stadt der Pferdelosen wohnten einige verrückte Zwerge. Von allen anderen Angehörigen ihres Volkes verachtet, waren sie zerlumpt und ungepflegt und überlebten nur, indem sie sich von gestohlenen Lebensmitteln und Abfällen ernährten. Sie trugen nichts zur Zwergengesellschaft bei und wurden daher noch mehr verachtet als selbst verurteilte Verbrecher, die zumindest durch ihre Arbeit in den Eisenminen für ihre Verbrechen zahlten.
    Dunner lernte, die Sehnsucht zu ertragen, die bei jedem Sonnenaufgang in seinem Blut brannte, die Sehnsucht, auf ein Pony zu springen und in den neuen Tag zu reiten. Er lernte, die Zähne zusammenzubeißen und diesen Impulsen zu widerstehen, wie er schon die Zähne gegen die Schmerzen in seinem verkrüppelten Bein zusammengebissen hatte. Weder die Sehnsucht noch der Schmerz verließen ihn jemals. Sein Herz war ihm gestorben. Er würde das Leben niemals genießen, aber zumindest konnte er es ertragen, hauptsächlich, indem er sich für sein Volk nützlich machte.
    Seine Arbeit rettete ihn. Er erwies sich als guter Schüler und war rasch imstande, die Zwergensprache zu schreiben und zu lesen. Bald schon hatte er seine Lehrerin überflügelt. Sie war schon alt und freute sich darauf, ihrem unglückseligen Zustand durch den Tod zu entkommen, und sie überließ Dunner mehr und mehr von ihrer Arbeit. Da er das Bedürfnis verspürte, die Leere in seiner Brust zu füllen, beschloss er, dass die beste Möglichkeit darin bestand, seinen Kopf mit Wissen voll zu stopfen. Er arbeitete als Schreiber für verschiedene zwergische Kaufleute, ebenfalls Pferdelose, die mit den Orks Handel trieben. Die meisten Zwerge sprechen genug Orkisch, um feilschen zu können, und mehr brauchen sie nicht. Zu häufig jedoch, so erkannte Dunner, kamen sie bei ihren Käufen und Verkäufen nicht gut weg, oder jedenfalls nicht so gut, wie es möglich gewesen wäre, weil sie die Orks, die ihre eigene Art des Umgangs mit Kunden hatten, nicht richtig verstanden.
    Dunner machte sich daran, nicht nur die Sprache, sondern auch die Sitten und Bräuche der Orks zu studieren. Er erfuhr zum Beispiel, dass man bei abnehmendem Mond niemals einen Handel mit einem Ork abschließen durfte, denn sie glaubten, dass Verträge, die bei Mondlicht geschlossen wurden, nur so lange Gültigkeit hatten, wie dieser Mond noch vorhanden war. Beim nächsten Neumond fühlten sie sich daher vollkommen berechtigt, den Vertrag zu brechen, die Ware zurückzunehmen – ganz gleich, ob andere schon dafür bezahlt hatten – und sie im nächsten Mondzyklus

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