Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
Vom Netzwerk:
er das Schloss betrachtete. Der erste war die Große Bibliothek gewesen. Von anderen Ländern und anderen Völkern zu lesen, etwas über ihre Geschichte, ihre Bräuche, ihre Geheimnisse zu erfahren, half Dunner, sowohl die Schmerzen in seinem Bein als auch die in der Seele zu vergessen. Der zweite war der junge Prinz.
    Dunner hatte nie etwas mit Kindern zu tun gehabt. Die Pferdelosen heirateten selten, und dann auch nur untereinander, und falls sie Nachwuchs bekommen, werden ihre Kinder zum Klan der Eltern geschickt, sobald sie imstande sind zu reiten – was bedeutet, sobald sie aufrecht sitzen können. Dunner gehörte zu denen, die nie geheiratet hatten. Er sah keinen Grund, sein eigenes Unglücklichsein mit einer ebenso unglücklichen Zwergenfrau zu teilen. Er hatte keine Kinder gezeugt. Kein Kind hatte je zu ihm aufgeblickt, ihn bewundert, ihm zugehört und von ihm lernen wollen. Und dann war er Dagnarus begegnet, der sein Pferd zureiten wollte, und das auf typisch menschliche Art.
    Als er nun sah, wie der Prinz und sein Freund den Flur entlangeilten, fragte Dunner sich, was die beiden wohl vorhatten. Vermutlich irgendwelchen Schabernack. Es war wohl bekannt, dass Tamaros seinen jüngeren Sohn nicht unter Kontrolle hatte und Königin Emillia es nicht einmal versuchte. Der Einzige, der offenbar etwas mit dem Prinzen anfangen konnte, war sein elfischer Kämmerer, den Dunner für einen hinterhältigen Mistkerl hielt, aber er hatte für Elfen auch ungefähr so viel übrig wie für Pferdebremsen. Dunner hielt es durchaus für möglich, dass der Elf dieses anonyme Kommunique in Umlauf gebracht hatte, das dafür gesorgt hatte, dass sie sich nun kurz vor einem Krieg befanden. Aber der Zwerg konnte seinen Verdacht nicht beweisen, der auf nichts weiter beruhte als auf der Beobachtung, dass der Elf beinahe lächelte, als er glaubte, dass niemand ihn anblickte. Alle anderen am Hof gaben König Olgaf die Schuld. Dunner allerdings war der Ansicht, dass Olgaf nicht schlau genug für eine solche Intrige war.
    Was Dagnarus anging, so erkannte Dunner gute Ansätze in dem Jungen, die ungenutzt verkamen wie Äpfel, die, wenn man sie im Dunkeln aufbewahrt und vergisst, schließlich verfaulen. Nun, ganz gleich, was in der Zukunft aus dem Prinzen wurde, Dunner würde jedenfalls dafür sorgen, dass wenigstens ein Mensch vernünftig reiten konnte.
    Nachdem ihn eine falsche Abzweigung beinahe in die Gemächer der Königin gebracht hätte, aus deren Nähe sich Dunner mit schmerzlichem Tempo zurückzog, war er sogar noch später dran. Er verirrte sich ständig im Schloss, hatte nie gelernt, sich zurechtzufinden, ganz gleich in welchem Gebäude, denn jede Mauer war für ihn ebenso eine Gefängnismauer wie alle anderen.
    Endlich erreichte er die Ratskammer und stellte fest, dass der Botschafter der Zwerge wie vermutet noch nicht eingetroffen war. Dunner erkundigte sich, ob Tamaros zumindest jemanden geschickt hatte, der den Zwerg und sein Gefolge abholen würde. Nachdem man ihm versichert hatte, dass dies geschehen war, suchte er sich einen niedrigen Stuhl und ließ sich dankbar darauf fallen.
    König Tamaros war nicht anwesend. Um niemanden zu beleidigen, indem er sich im vertraulichen Gespräch mit einem der Botschafter sehen ließ, würde der König sich fern halten, bis alle Parteien versammelt waren. Sein älterer Sohn Helmos war allerdings anwesend und übernahm die Rolle des Gastgebers. Helmos versuchte gerade, Lord Mabreton zu beruhigen, der sich an der Verspätung der Zwerge störte.
    Als er Dunner erspähte, entschuldigte sich Helmos höflich und kam mit einem freundlichen Lächeln auf ihn zu. Der Zwerg wollte sich erheben, aber Helmos schüttelte den Kopf.
    »Nein, mein Freund, bleibt ruhig sitzen. Wir brauchen zwischen uns keine Förmlichkeit. Es ist gut, Euch zu sehen. Ich bin froh, dass Ihr kommen konntet.«
    »Es ist mir eine Ehre, Euer Hoheit«, erwiderte Dunner.
    Er hatte Helmos gern, lieber als jeden anderen, den er je gekannt hatte, vielleicht mit Ausnahme der Schreiberin. Die beiden schüttelten einander herzlich die Hand und ignorierten Lord Mabreton, der laut auf Elfisch verkündete, dass sie nun mit der Besprechung fortfahren könnten, da immerhin endlich ein Zwerg anwesend war – was zählte es denn schon, um
welchen
Zwerg es sich handelte?
    »Ich wünsche Euch alles Gute zu Eurer Verlobung, Herr«, fügte Dunner hinzu und betrachtete Helmos forschend. Was er sah, stimmte ihn traurig.
    Der Prinz wirkte erschöpft. Er

Weitere Kostenlose Bücher