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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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getröstet fühlten und ihn um seinen Segen baten, als wäre er ihr eigener Vater.
    Und dann waren sie weg, eine Herde von Lämmern, die von ihrem Hirten zur Tür gescheucht wurden. Der Rektor seinerseits entzündete nun dicke Bienenwachskerzen und fragte den König, ob er sonst noch etwas wünschte. Als Tamaros dankend ablehnte, schloss der Rektor die Tür. Tamaros verschloss sie von innen mit einem magischen Schlüssel, den ihm der Ehrenwerteste Hohe Magus Reinholt gegeben hatte, einem Schlüssel, der die Tür verzaubern würde und sie verschlossen ließ, bis Tamaros selbst sie wieder öffnete.
    Der König verbrachte einige Zeit damit, einfach nur in der Mitte des kleinen Zimmers zu stehen, und nach und nach hatte er das Gefühl, als verlangsamte sich die Zeit, bis die Sekunden endlich ganz aufhörten zu tröpfeln. Der Teich wurde still und ruhig, seine Oberfläche von keiner einzigen Welle mehr gebrochen.
    Frieden und Ruhe erfüllten Herz und Seele des Königs. Er setzte sich aufs Bett und sah sich liebevoll in der kleinen Zelle um, wie ein Mann sich in seinem Heim umsieht, wenn er von einer langen, gefährlichen Reise zurückkehrt.
    »Ich würde gerne für den Rest meiner Tage hier bleiben«, sagte er, und sein Blick verharrte auf dem Altar, der sehr schlicht gehalten war, ein einfacher Tisch aus Rosenholz, an dem an den vier Kardinalpunkten die Symbole der Elemente eingeschnitzt waren.
    Eine adlige Familie hatte den Altar aus ihrer eigenen Kapelle gestiftet, die in einem modernen Stil umdekoriert wurde. Der Altar – vielleicht Jahrhunderte alt – war von einem Handwerker mit mehr Liebe als Fähigkeiten grob bearbeitet worden. Der Adlige hatte geringschätzig davon gesprochen und daran gedacht, ihn zu Feuerholz zu zerhacken, aber dann war ihm eingefallen, dass dies die Götter vielleicht verärgern würde. Die Magier hatten das Geschenk entgegengenommen und den Altar mit der angemessenen Ehrerbietung behandelt, ihn mit feinen Ölen poliert und ihm einen Ehrenplatz im Hauptheiligtum gegeben. Tamaros hatte ihn dort gesehen und sich seltsam zu dem Tisch hingezogen gefühlt. Er hatte darum gebeten, dass der Altar in die Portalkammer gebracht würde, wo er passte, als wäre er für diesen Raum geschreinert worden.
    Eine Schale mit Öl stand neben dem Altar, zusammen mit einem weichen Tuch. Tamaros kniete sich vor den Altar. Er tauchte das Tuch in das duftende Öl und begann, das Altarholz zu polieren – sein erstes Opfer für die Götter. Während er arbeitete, flossen alle Sorgen und seine Unruhe, die kleinlichen Streitereien, die bösen Intrigen, die Machtgier am Hof, der Verrat, die Enttäuschungen in das Tuch und wurden ins Holz gerieben. Das Holz absorbierte sie ebenso wie das süße Öl.
    Tamaros erhob sich von seiner Tätigkeit, erfrischt und geläutert, und die Sorgen der Welt beschmutzten seine Seele nicht mehr.
    Was würden sie tun, wenn ich mich weigerte, wieder herauszukommen?, fragte er sich, und er musste lächeln, als er sich die Bestürzung seines alten Freundes Reinholt vorstellte. Der Gedanke war sehr, sehr verführerisch. Er konnte zugunsten seines älteren Sohnes abdanken. Helmos würde ein guter König werden.
    Er
würde.
Noch war er zu jung für eine solch schwer wiegende Verantwortung. Und dennoch, erinnerte sich Tamaros, du warst König, als du kaum älter als Helmos warst.
    Tamaros gestattete sich zu träumen, obgleich er wusste, dass es nichts anderes war als ein Traum. Er würde niemals abdanken, würde dies seinem Volk nie antun… oder seinen Söhnen. Wie könnte jemand sich auf die Krone verlassen, wenn man sie nur als einen Hut betrachtete, den man je nach Laune auf- und absetzen konnte? Tamaros würde diese Last tragen, bis die Götter sie ihm eines Tages abnahmen und ihm erlaubten, sich zu seiner Geliebten zu gesellen, die in der rosenfarbenen Dämmerung eines neuen Lebens auf ihn wartete.
    Tamaros fühlte sich plötzlich sehr müde. Er war seit Monaten zwischen all diesen Besprechungen mit Botschaftern und Beratern nicht oft zum Schlafen gekommen. Er legte sich aufs Bett und genoss den Gedanken, dass seine Ruhe zumindest in den nächsten paar Tagen nicht gestört würde.
    Er sank in einen stillen Teich, der mit Rosenblättern bedeckt war.
    Der kleine Junge saß auf einem riesigen Stuhl an einem riesigen Tisch und wartete auf etwas. Er war sich nicht ganz sicher, auf was. Man hatte ihn dort auf diesem Stuhl abgesetzt und ihn vage angewiesen, sich zu benehmen, was immer das bedeuten

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