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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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mochte. Der Tisch war mit Essen und Getränken beladen, mit allem, was er wollte. Aber ein paar der leckersten Speisen waren zu weit weg, als dass er sie erreichen konnte. Er stellte sich auf den Stuhl und stieg auf den Tisch, um an das Gebäck zu kommen, aber es blieb dennoch unerklärlicherweise außerhalb seiner Reichweite.
    Seine Eltern waren irgendwo in der Nähe. Manchmal erhaschte er einen kurzen Blick auf sie, wenn sie vorübereilten, liebevoll, aber abgelenkt. Sie waren ungewöhnlich schön, diese Eltern. Zumindest glaubte er das. Er konnte sie nie ganz genau sehen, wenn sie kamen und gingen und ihm dabei kaum einen Blick zuwarfen.
    Sie sagten nie auch nur ein Wort, wenn er auf den Stuhl oder auf den Tisch stieg, obwohl durchaus die Möglichkeit bestand, dass er stürzte und sich den Kopf aufschlug. Schließlich kehrte er auf den riesigen Stuhl zurück – er konnte nicht einmal mit den Füßen den Boden berühren – und dachte darüber nach, ob er seine Eltern bitten sollte, ihm das ersehnte Gebäck zu reichen. Er wusste, es würde ihn glücklich machen, es in der Hand zu haben. Er würde nie etwas anderes wollen. Als seine Eltern das nächste Mal vorbeieilten, in einem Rascheln von Seide und Spitze und Edelsteinen, duftend nach Rosenwasser, sagte er ihnen das.
    Zu seinem großen Staunen und Entzücken blieben sie stehen und schauten von ihrer großen Höhe auf ihn herab.
    »Du bist ein braver Junge. Es freut uns, dir eine Freude machen zu können. Aber bist du sicher, dass es das ist, was du willst?«
    »Ja, ja, ich bin ganz sicher!«, rief er und wand sich vor Aufregung auf seinem zu großen Stuhl.
    »Es schmeckt außen süß, aber es hat einen bitteren Kern. Willst du es immer noch?«
    »Ja, ich will es!« Er würde den Kern eben einfach meiden.
    »Es gibt einen Grund, wieso es außer deiner Reichweite liegt. Es könnte zu schwer, zu unverdaulich für dich sein. Wenn du noch mehr an dir arbeitest, könntest du es aber bald selbst erreichen.«
    »Ich habe es doch versucht! Es geht nicht! Ich habe es verdient! Warum zeigt ihr es mir, wenn ihr nicht wollt, dass ich es bekomme? Das ist ungerecht!«
    Die Eltern zögerten und dachten nach.
    »Es ist wahr, dass du eines unserer liebsten Kinder bist. Du bist immer brav und gehorsam gewesen. Also gut. Du sollst das Gebäck haben. Wenn du vorsichtig bist, dann schließt du es weg und isst es nicht sofort.«
    Er versprach zu tun, was sie wünschten, aber als er schließlich das wunderbare Gebäck in den Händen hielt, merkte er, dass er Hunger hatte – großen Hunger. Er war inwendig ganz leer. Nur dieses Gebäck konnte helfen.
    Seine Eltern blieben stehen und warteten ein wenig unruhig. Er hatte, was er wollte, und das genügte. Schließlich gingen sie. Er war sich dessen kaum bewusst. Er hielt in den Händen, was er wollte, schaute es entzückt an und dachte daran, wie ihn alle anderen Kinder dafür lieben und ehren würden.
    Tamaros erwachte langsam aus einem Traum, der sowohl ausgesprochen befriedigend als auch vage beunruhigend gewesen war. Er setzte sich im Bett auf – er war ein wenig überrascht, sich tatsächlich im Bett zu befinden und nicht auf einem übergroßen Stuhl. Noch betäubt vom tiefen Schlaf, saß er da im Dunkeln, konnte nichts sehen und begriff noch nicht ganz, wo er war. Der Schlafnebel hob sich langsam, der Traum wich in die Dunkelheit zurück. Und er wusste, er erinnerte sich.
    So gut wie blind kam er auf die Beine und tastete umher. Die Zelle war klein, und es gab nicht viele Möbel – einen Stuhl, einen Schreibtisch, den Altar. Er wusste, wo diese Möbel standen, und so fand er relativ leicht seinen Weg zum Schreibtisch. Er ertastete die Kerze, fand Feuerstein und Zunderbüchse.
    Die Kerzenflamme war offenbar in ihrem eigenen Wachs erstickt. Sie war noch nicht lange erloschen, das Wachs war immer noch halbflüssig und fühlte sich warm an. Tamaros schnitt einen kleinen Kanal in die Seite der Kerze, damit das Wachs abfließen konnte, dann entzündete er die Kerze. Die Flamme brannte hell und klar.
    Sie spiegelte sich vierfach in einer strahlenden Diamantpyramide, bestehend aus vier Dreiecken, deren Basis ein Quadrat war. Die Pyramide war groß – die Basis hatte etwa die Länge von Tamaros' Hand, die Pyramide war anderthalb Hände hoch. Sie war aus einem einzigen Stein geschnitten.
    Tamaros starrte den Diamanten ehrfürchtig an. Niemand hätte in die Kammer eindringen können; nur er selbst konnte den Zauber heben, der über der

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