Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
Vom Netzwerk:
verschlossenen Tür lag, und außerdem hätte es niemand gewagt, den König bei seinen heiligen Meditationen zu stören. Der Diamant war ein Geschenk der Götter, wie in seinem Traum. Er berührte ihn vorsichtig mit einem zitternden Zeigefinger.
    Der Stein war glatt, fest und kalt wie Eis. Er war vollkommen makellos. Als Tamaros ihn berührte, tauchten Bilder vor seinem geistigen Auge auf, Bilder eines Elfen, der ein Segment der Pyramide hielt. Ein Zwerg hielt ein anderes, ein Ork wieder ein anderes und ein Mensch – er selbst – das letzte. Er sah Elfen, Orks, Zwerge, die sich der Verwandlung zum Paladin unterzogen. Er sah die vier Viertel der Pyramide getrennt, dann kamen sie wieder zusammen und bildeten eine vollkommene, makellose Struktur.
    »Außen süß, aber mit einem bitteren Kern.«
    Die warnenden Stimmen aus seinem Traum. Tamaros versuchte, das zu verstehen, aber es gelang ihm nicht. Der Diamant war gleichzeitig ganz und in vier gleiche Teile geteilt – kein Volk würde einen größeren Anteil erhalten als das andere.
    Tamaros sank auf die Knie, und Freudentränen liefen ihm über die Wangen. Er dankte den Göttern. Er verbrachte die folgenden zwei Tage mit Dankgebeten, und als er aus der Kammer schritt, trug er in seinen Händen die Diamantenpyramide, die er den Stein der Könige nannte, ein Geschenk, das von den Göttern stammte, den mächtigsten Herrschern überhaupt.
    Durch die Gnade des Steins der Könige würde jedes Volk seine eigenen Paladine haben. Diese Paladine, die weisesten und gebildetsten Sprösslinge eines jeden Volkes, würden sich zusammentun und dafür sorgen, dass der Kontinent Loerem steten Frieden genoss.
    Was den bitteren Kern anging, so gab es keinen »Kern«, den Tamaros erkennen konnte. Wenn die Zeit gekommen war, würde sich die Pyramide in vier gleiche Teile spalten und kein Kern in der Mitte bleiben.

Kinder sollte man weder sehen noch hören
    Die Nachricht vom Stein der Könige verbreitete sich im Flüsterton durch den Palast, bevor Tamaros, den Stein in der Hand, auch nur den Tempel verlassen hatte. Nach einem weiteren Tag der Dankgebete setzte der König eine Besprechung der Paladine, der Obersten der Orden der Ehrenwerten Magier und der Botschafter der anderen Völker noch für den selbigen Abend an. Die Paladine und die Botschafter oder ihre Vertreter erschienen eilig, die Magier hatten sich bereits versammelt. Die Besprechung sollte in einem Raum des Tempels stattfinden. Alle warteten auf den König. Jene, die ihn gesehen hatten, als er das Portal verließ, berichteten, er hätte zwanzig Jahre der Sorge und Unruhe abgestreift.
    Er hatte den heiligen Diamanten in einen Samtbeutel gesteckt, um ihn vor den Augen der Neugierigen zu verbergen. Tamaros strahlte derartig und wirkte gleichzeitig so bescheiden, dass die anwesenden Männer und Frauen freudig lächelten und zu applaudieren begannen, denn sie waren überzeugt davon, dass etwas, das ihren König so erfreut und ihm seine jugendliche Lebenskraft zurückgegeben hatte, auch ihnen gefallen würde.
    Tamaros legte den Samtbeutel mit dem Stein der Könige auf den Tisch.
    »Ein Geschenk der Götter«, sagte er schlicht, öffnete den Beutel und holte den Diamanten heraus. »Der Stein der Könige.«
    Alle stießen erstaunte Rufe aus und priesen die Schönheit des Steins, aber als Tamaros ihnen von seinem Zweck erzählte, verblasste so manches Lächeln.
    Die Diamantenpyramide schimmerte hell im Licht der Öllampen, aber nicht hell genug, um vor Tamaros zu verbergen, dass das Geschenk der Götter nicht mit allgemeiner Freude aufgenommen wurde, wie er es doch zweifellos gehofft hatte. Er sah die Versammelten an, jene, die er für seine Freunde und für die Berater hielt, denen er am meisten vertraute, und er entdeckte Zweifel, Unsicherheit und in einigen Fällen offene Bestürzung.
    »Was ist los?«, wollte er wissen, und Zorn und Enttäuschung ließen seine Stimme lauter werden, sodass sie auch zu jenen drang, die sich vor dem versiegelten Versammlungsraum aufhielten und schamlos lauschten. Als sie hörten, dass die Stimme des Königs vor Zorn bebte, schauten diese Neugierigen – überwiegend Schüler und Novizen – verlegen drein und eilten davon. Andere, vor allem die Laiendiener, die anwesend waren, weil sie wussten, dass man sie für die Informationen gut bezahlen würde, drückten die Ohren fester an die Ritzen im Holz.
    Nach einer halben Stunde des Lauschens machten sich die Spione davon, um ihre Berichte abzuliefern. So

Weitere Kostenlose Bücher