Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis
eine ganze Menge. Die Besprechung zwischen den Magiern, den Paladinen und dem König ging bis tief in die Nacht weiter.
Die Paladine unterstützten Tamaros und erklärten, die Schaffung elfischer, zwergischer und orkischer Paladine würde das friedliche Zusammenleben der Völker sichern. Es würde den guten Willen der Menschen beweisen und den anderen Völkern deutlich machen, dass die Menschen ihnen zutrauten, selbst ihren guten Willen zu zeigen, zuverlässige Verbündete zu schaffen und die Portale zu sichern.
Die Magier machten sich Sorgen darum, dass Missetäter – ganz gleich, ob Ork, Zwerg oder Elf – sich die immense Macht eines Paladins verschaffen könnten.
»Wir werden Richtlinien aufstellen«, sagte Tamaros, »in denen wir ihnen vorschlagen, wonach sie bei den Kandidaten suchen sollen. Aber es sollen nur Richtlinien sein, keine zwingenden Regeln. Der Stein der Könige selbst – immerhin ist er ein Geschenk der Götter – wird jeden Kandidaten abweisen, den er für unpassend hält.«
»Ist der Stein ein Geschenk von
allen
Göttern, Euer Majestät?«, fragte die Bibliothekarin, die zu philosophischen Überlegungen neigte.
»Warum wollt Ihr das wissen?«, fragte der König misstrauisch. Er antwortete lieber nicht mit Ja oder Nein, denn nichts würde diesen philosophischen Geist befriedigen.
»Es gibt Böses in der Welt«, erwiderte die Bibliothekarin, ohne wirklich zu antworten.
»Es gibt Böses in der Leere, wo es keine Götter gibt«, gab der König zurück.
»Der Stein der Könige füllt diese Leere«, erklärte Helmos, der zusehends ärgerlicher wurde. Sein Vater war so froh gewesen, den Stein erhalten zu haben. Er hatte ihn zu ihnen gebracht und erwartet, dass sich auch alle anderen freuten, und Helmos sah, dass König Tamaros zutiefst gekränkt war von dem, was er für unbegründete Zweifel und unbegründetes Misstrauen hielt. »Zuvor gab es nichts, um die Völker zu vereinen, und nun gibt es etwas.«
»Ich hielt es nur für richtig, es zu erwähnen, Euer Majestät«, sagte die Bibliothekarin demütig. »Ich bitte um Verzeihung, wenn ich Euch verärgert habe.«
»Euer Majestät«, kam der Ehrenwerteste Hohe Magus ihr zu Hilfe, »wir fühlen uns geehrt, dass Ihr uns um Rat bittet. Aber es ist dann doch sicher unsere Pflicht, schwierige Fragen zu stellen – Fragen, die Ihr vielleicht nicht hören möchtet. Und es ist besser, sie jetzt zu stellen und mit den Antworten zufrieden zu sein, als später zu unserem größten Kummer zu wünschen, dass wir sie gestellt hätten. Ich glaube, ich kann für uns alle sprechen, wenn ich sage, dass wir den Göttern für ihr Geschenk dankbar sind und noch mehr dem Mann, den die Götter so geehrt haben.«
Tamaros nickte.
»Aber ich muss zugeben, dass diese Vision der Götter mich verstört«, erklärte der Hohe Magus ernst. »So, wie Ihr es uns erzählt habt, müssen wir glauben, dass die Götter eigensüchtige, lieblose Eltern sind, die uns als kleine Kinder betrachten, die es nicht verdient haben, dass man Zeit auf sie verschwendet. Ist das wahr?«
»Ich habe genau das beschrieben, was die Götter mich sehen ließen«, erklärte Tamaros steif. »Ich bin sicher, dass die Gelehrten« – er warf der Bibliothekarin einen Blick zu, unter dem sie zusammenzuckte – »die nächsten Jahrhunderte damit zubringen werden, über eine Interpretation zu diskutieren.«
»Dennoch, Euer Majestät«, entgegnete Reinholt streng, »ich fühle mich wegen der Wichtigkeit der Angelegenheit dazu verpflichtet, diese Frage zu stellen, so schmerzlich sie auch sein mag.
Waren es die Götter, die Ihr als lieblose Eltern saht? Oder Ihr selbst?«
Die anderen Magier waren erschüttert. Sie konnten nicht glauben, dass selbst ein Mann in einer solch hohen Stellung wie der Ehrenwerteste Hohe Magus es wagte, eine derartige Frage zu stellen. Tamaros konnte es offensichtlich ebenfalls nicht glauben. Der König war wütend. In seinem ganzen Leben war er noch nicht so wütend gewesen. Aber er nahm sich mit großer Anstrengung zusammen. Sein Zorn zeigte sich nur in seinem scharfen Luftholen, seiner plötzlichen Blässe und dem Blitzen seiner Augen.
Keiner der Anwesenden wusste, wohin er schauen sollte. Sie konnten den König nicht ansehen. Sie wollten den Hohen Magus nicht ansehen. Sie wagten es nicht, einander anzusehen, vor Angst, dass man solche Blicke für Zustimmung halten könnte. Sie starrten zu Boden, an die Wand oder an die Decke. Niemand schaute Helmos an, sonst hätten sie
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