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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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sie nur taten, wenn es sich nicht vermeiden ließ, dann fassten sie sich kurz.
    Der Kapitän döste wieder ein.
    Er erwachte, als ihm die Schamanin einen Rippenstoß verpasste.
    Er setzte sich rasch gerade hin. König Tamaros stand nun vor dem Altar, auf dem der Stein unter einem lilafarbenen Samttuch mit Goldrand verborgen lag. Der kleine Prinz Dagnarus stand neben seinem Vater am Altar. Der König streckte die Hand aus und zupfte das Samttuch weg.
    Der Kapitän war beeindruckt.
    Die Menschen hatten von einem »Stein« gesprochen, und er hatte sich ein Stück Fels vorgestellt, was die Menschen zu ärgern schien. »Edelstein« wäre ein besserer Begriff gewesen. Hätten die Menschen nur gleich gesagt, dass sie ihm einen Edelstein geben wollten, dann hätte er die Angelegenheit vielleicht ernster genommen.
    Der Stein der Könige war tatsächlich einer der schönsten Edelsteine, die der Kapitän in seinem langen Leben gesehen hatte. Eine perfekte Pyramide aus Diamanten, über deren Seiten Regenbögen tanzten.
    Die Schamanin seufzte und lächelte und nickte. Im Augenblick waren die Vorzeichen gut. Sehr gut.
    Aber es regnete weiter. Der Kapitän blieb wachsam.
    König Tamaros hielt die Hand über den Stein der Könige. Sein Gebet war kurz und klar. Der Kapitän war zufrieden.
    »Ich, Tamaros, Sohn von Vinnengael, bitte die Götter, diesen Stein der Könige zu teilen, sodass alle vier Völker einen Teil erhalten können.«
    Der Kapitän spürte, wie die Macht der Götter den König umgab. Ehrfürchtig hielt er die Luft an. Die Schamanin senkte demütig den Kopf. Dann erklang ein Geräusch, ähnlich wie Glockenläuten, vier verschiedene Töne, alle von größter Schönheit. Bei jedem einzelnen Ton spaltete sich der Stein in eine Richtung. Die Pyramide öffnete sich wie eine Blüte. Vier Kristallspitzen glitzerten im Licht der Altarkerzen.
    Die Zuschauer seufzten. Jene auf der Bühne waren überwältigt, selbst die Alten versuchten nicht einmal, ihr Staunen zu verbergen.
    König Tamaros sprach ein Dankgebet, und wieder war der Kapitän einverstanden, denn er war der Ansicht, dass die Götter sich das wirklich verdient hatten. Der König nahm eine der Diamantspitzen vom Altar, hob sie so hoch, dass alle sie sehen konnten, und sagte mit lauter Stimme: »Die Götter gewähren diesen Teil des Steins der Könige unseren Freunden und Brüdern, den Elfen.«
    Er reichte dem kleinen Prinzen den Stein.
    Dagnarus hatte die Augen weit aufgerissen. Er war sehr bleich, sehr beeindruckt von der Feierlichkeit der Zeremonie und dem Gewicht seiner Verantwortung. Er nahm den Diamanten entgegen und brachte ihn mit langsamen, feierlichen Schritten zum Schild des Göttlichen.
    Der Schild seinerseits war so bewegt, dass er sein Gewand glatt strich und auf die Knie sank.
    »Im Namen des Göttlichen nehme ich, der Schild des Göttlichen, den Stein der Könige entgegen. Mögen unsere Ahnen den Göttern unseren Dank für dieses Geschenk übermitteln.«
    Der kleine Prinz trug den nächsten Diamantsplitter zu den Zwergen.
    Der Häuptling der Zwerge kniete nicht nieder. Zwerge beugen das Knie vor niemandem, nicht einmal vor den Göttern. Der Zwergenhäuptling sah den Stein mit leicht schief gelegtem Kopf an; Zwerge sind sehr misstrauisch, was Magie angeht. Er wollte ihn vor allem deshalb haben, weil auch die anderen einen Teil erhielten und weil dieser Teil ihm zustand. Aber er fasste ihn nur ungern an.
    Die Zuschauer begannen zu murmeln. Der Prinz lief rot an. Er warf seinem Vater einen Seitenblick zu, weil er sich einen Hinweis erhoffte, was zu tun war. Der Ehrenwerteste Hohe Magus gab ein leises, mahnendes Hüsteln von sich, das den Zwerg überhaupt nicht beeindruckte – er war an donnernde Hufe gewöhnt und hätte auf kein Signal reagiert, das nicht zumindest Hörnerschall entsprach. Endlich löste der Zwerg das Problem, indem er eine abrupte Geste mit der Hand machte, eine Geste, die bedeutete, Dunner von den Pferdelosen sollte den Diamanten entgegennehmen.
    Dunner lächelte den kleinen Prinzen an; offensichtlich mochte er den Jungen. Der Kapitän bemerkte das, und der junge Prinz stieg in seiner Achtung. Dagnarus lächelte, als er den Kristall Dunner reichte, der ihn im Namen seines Häuptlings mit einer Verbeugung und leidenschaftlichem, beinahe zusammenhanglosem Dank an die Götter entgegennahm. Dunner – das sah der Kapitän genau – hielt den Diamanten ganz fest, so wie sich ertrinkende Orks an die Rettungsleine klammerten. Eine Träne lief

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