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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Sieg oder irgendetwas anderes, das einen Glückwunsch wert ist.
    Draußen regnete es stetig weiter, und der Donner grollte. Der Kapitän achtete kaum mehr darauf. Er konnte sein Viertel des Steins der Könige mit gutem Gewissen nach Hause bringen.
    Das schlechte Vorzeichen war deutlich gewesen, aber es hatte den Menschen gegolten.
    Der Kapitän hoffte, mit der nächsten Flut auslaufen zu können, aber es bestand immer noch die Möglichkeit, dass weitere Zeremonien angesetzt waren. Er überlegte, ob er sie vielleicht meiden sollte, aber er hatte schließlich den Vorfall beobachtet. Nach orkischen Gesetzen war es möglich, dass man ihn rief, damit er Zeugnis über das ablegte, was er gesehen hatte.
    Im Anschluss an das Ritual im Tempel gab es eine große Feier im Palast. Der Kapitän und die Schamanin hatten wenig für die Feste der Menschen übrig, die nach Orkmaßstäben nichts Festliches an sich hatten. Ein Orkfest, das nicht mit Blutvergießen und Chaos endete, wurde als großer Misserfolg betrachtet. Der Kapitän und die Schamanin wären gern zu ihrem eigenen Volk zurückgekehrt, wo sie etwas Vernünftiges zu essen und die Gelegenheit bekommen hätten, mit leeren Flaschen nach den Köpfen ihrer Nachbarn zu werfen. Aber der Kapitän hatte noch eine Aufgabe zu erledigen. Er schob sich durch die Menge, die ehrfürchtig vor ihm zurückwich, denn das Fischöl war inzwischen sehr reif, und trat vor König Tamaros.
    Der Kapitän war schrecklich hungrig und wollte keine Zeit verlieren, also packte er den Höfling, der gerade mit dem König sprach, an der Schulter und schob den Mann beiseite.
    »König Tamaros«, sagte der Kapitän, und seine Stimme dröhnte lauter als Donner, »wann werdet Ihr den Jungen töten?«
    »Was?« König Tamaros starrte den Kapitän verdutzt an. »Wovon redet Ihr, Kapitän der Kapitäne?«
    »Von dem Jungen.« Der Kapitän zeigte mit dem Daumen auf den kleinen Prinzen. »Wann werdet Ihr ihn töten?«
    Die Königin, die Mutter des Jungen, die ganz in der Nähe saß, stieß einen Schrei aus und umklammerte den Prinzen, der verlegen versuchte, sich ihrem Griff zu entwinden. »Was für ein Ungeheuer!«, schrie sie. »Ruft die Wachen!«
    Tamaros bedachte sie mit einem Blick, der sie zum Schweigen brachte, und wandte sich dem Kapitän zu.
    »Das müsst Ihr näher erklären, Kapitän.«
    »Wann werdet Ihr ihn töten?«, fragte der Ork zum dritten Mal, diesmal sogar noch lauter. »Es wäre das Beste, es gleich zu tun, aber vielleicht wollt Ihr warten, bis er sich satt gegessen hat.«
    »Kapitän, Ihr irrt Euch. Ich habe nicht vor, meinen Sohn zu töten.«
    Menschen. Immer so übergenau mit Worten.
    »Nun gut, dann eben die Priester«, sagte der Kapitän ungeduldig. »Wann werden sie ihn umbringen? Wenn wir als Zeugen gebraucht werden« – er zeigte auf die Schamanin und auf sich selbst –, »dann sollte es lieber bald passieren. Ich will mit der nächsten Flut in See stechen.«
    »Niemand wird meinen Sohn töten«, erklärte König Tamaros, und diesmal klang seine Stimme scharf. Er streckte die Hand aus und packte Dagnarus, der sich seiner Mutter entzogen hatte. Tamaros legte schützend den Arm um den Knaben. Er hatte ihn nie so sehr geliebt wie in diesem Augenblick, oder vielleicht war ihm bis zu diesem Augenblick nie klar gewesen, wie sehr er diesen Sohn liebte. »Ich verstehe Euch nicht, Kapitän. Was bringt Euch auf eine so seltsame Idee?«
    »Keine seltsame Idee«, erwiderte der Kapitän geduldig. Mit Menschen musste man immer reden wie mit kleinen Kindern. »Die Vorzeichen sind sehr schlecht. Blutvergießen unter Brüdern. Ihr müsst einen von beiden töten, damit die Stabilität gewahrt bleibt. Und ich nehme an, Ihr werdet den Jüngeren töten, dessen Erziehung Euch noch nicht so viel gekostet hat und der daher weniger wertvoll ist als der Ältere.«
    »Ich danke Euch für Eure Fürsorge, Kapitän«, erklärte König Tamaros förmlich und kühl. »Aber wir Menschen sind zivilisiert. Wir töten unsere Kinder nicht. Ich wünsche Euch eine gute Reise.« Tamaros wandte sich ab.
    Der Kapitän betrachtete den König verblüfft; es fiel ihm schwer zu glauben, dass selbst Menschen so begriffsstutzig sein konnten.
    »Habt Ihr denn das Vorzeichen nicht gesehen?«, rief der Kapitän, aber König Tamaros schien ihn nicht mehr zu hören.
    Die Wachen traten zwischen den König und den Kapitän und deuteten an, dass der Ork wohl ein wenig zu viel getrunken habe und lieber gehen solle. Die Königin schrie mit

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