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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Bilgenwasser aus.«
    »Ich deute die Vorzeichen folgendermaßen, Kapitän«, erklärte Morga. »Der Donner und der Regen sind tatsächlich schlecht, aber da unser Fang heute gut war, sind die schlechten Vorzeichen nicht für uns bestimmt. Wäre das der Fall gewesen, dann hätten wir die Netze leer wieder hereingebracht. Die Vorzeichen sagen, dass du an der Zeremonie teilnehmen sollst. Was diesen Stein angeht – der wird, wie es heißt, in vier Teile geteilt. Wir haben vier Delfine, viermaliges Kreisen des Albatrosses, die vier Fässer Fang. Die Vorzeichen sagen, dass du
im Augenblick« –
sie betonte die Worte mit Nachdruck – »den vierten Teil dieses Steins annehmen solltest.«
    »Im Augenblick?« Der Kapitän sah sie zweifelnd an.
    »Wir müssen wachsam sein, Kapitän«, warnte Morga. »Der Regen fällt weiter. Die Vorzeichen können sich ändern. Wir müssen sicher sein, dass sich der Donner nicht auf uns bezogen hat.«
    »Selbstverständlich. Wirst du mich zu der Zeremonie begleiten?«, fragte er.
    »Aye, aye, Kapitän.«
    Die Zeremonie war genauso endlos und langweilig, wie der Kapitän befürchtet hatte. Und damit nicht genug – man zwang ihn auch noch dazu, auf einem Podest nahe dem Altar zu sitzen, was bedeutete, dass Hunderte von Menschen ihn anstarren würden. Bisher hatte die einzige Unterhaltung aus einer Meinungsverschiedenheit zwischen ihm und dem Magus bestanden, der für die Zeremonie verantwortlich war. Es war darum gegangen, ob die Schamanin an der Seite des Kapitäns bleiben durfte.
    Der Magus hatte erklärt, die Anwesenheit der Schamanin sei unerwünscht, sie sei kein Würdenträger, es gäbe nicht genug Stühle und sie könnte auch nicht stehen bleiben, wenn der König saß – alles kompletter Blödsinn. Der Kapitän hatte sich auf dem Podest umgesehen und einen Tisch sowie einen massiven Eichenstuhl entdeckt. Da niemand den Stuhl benutzte, hatte er ihn hochgehoben, zum Podest geschleppt und neben seinen eigenen gestellt. Dann hatte er die Schamanin herbeigewinkt, auf dass sie sich hinzusetzte.
    Der Magus war beinahe ohnmächtig geworden. Der Stuhl gehöre dem Ehrenwertesten Hohen Magus! Niemand sonst dürfe ihn benutzen! Der Kapitän müsse ihn sofort zurückbringen!
    Der Kapitän war zornig. Ein Stuhl war ein Stuhl. Man platzierte seinen Arsch darauf. War der Arsch dieses Magus etwas Besonderes, dass er einen besonderen Stuhl brauchte? Hielt der Magus seinen Arsch für besser als den einer Schamanin?
    Dies brachte ihm lautes Lachen seitens der Zwerge ein. Tatsächlich blieb dem Häuptling der Zwerge nichts anderes übrig, als sich an die Seite zurückzuziehen, wo ihm seine Leibwächter auf den Rücken schlugen, bis er wieder zu Atem gekommen war. Der junge Prinz grinste und zog auf einen strengen Blick eines Elfen hin den Kopf ein, damit seine Halskrause sein Grinsen verbarg.
    Dann erschien der Ehrenwerteste Hohe Magus selbst.
    »Die Schamanin kann meinen Stuhl gerne benutzen«, erklärte Reinholt großzügig. »Es ist mir eine Ehre, ihn ihr anbieten zu dürfen. Man wird mir einen anderen bringen.«
    Nachdem diese Kleinigkeit bereinigt war, gingen die Tore auf, und die Herren und Damen des Hofs und so viele einfache Leute, wie Platz hatten, betraten den Tempel. Das Gebäude begann nach Menschen zu stinken, und der Kapitän ergab sich in sein Schicksal und war froh, dass er daran gedacht hatte, seine eigene Haut mit Fischöl einzureihen, um den Gestank zu bekämpfen.
    Er döste während der Gebete und Ansprachen und wurde nur hier und da wach, um der Schamanin einen Blick zuzuwerfen und nachzusehen, ob es irgendwelche bedeutenden Vorzeichen gegeben hatte. Jedesmal zuckte sie nur die Achseln, verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. Keine Vorzeichen. Aber was konnte man schon erwarten, wenn man in einem Gebäude eingezwängt war, das die Natur vollkommen ausschloss, die denen, die wussten, wie man lauscht, so viel erzählen konnte. Der Kapitän konnte nur hören, dass der Regen auf das Dach des Tempels schlug wie auf Kriegstrommeln.
    Erwarteten die Menschen tatsächlich, dass die Götter auch nur einen Augenblick bei ihrer Arbeit, die sie mit dem Segeln des Weltenschiffes hatten, innehielten, um sich das alles anzuhören? Wenn keine Hand das Ruder führte, würde die Welt ziellos umherdriften oder auf Grund laufen oder vom Wind auf ein Riff geschleudert werden. Die Orks wussten, dass die Götter beschäftigt waren, und sie respektierten das. Wenn die Orks mit den Göttern sprachen, was

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