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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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über das wettergegerbte Gesicht des Zwergs und verschwand in seinem Bart. Dunner starrte geradeaus, aber es war offensichtlich, dass er nichts von dem bemerkte, was geschah. Der Zwergenhäuptling nickte erleichtert.
    Nun waren die Orks an der Reihe. Der Kapitän erhob sich – eine Ehrfurcht erregende, machtvolle Gestalt. Dagnarus trug den Diamanten vorsichtig zum Kapitän, der nicht sonderlich auf das Kind achtete. Er starrte den Diamanten forschend an. Anders als der Zwerg, wollte der Ork den kostbaren Gegenstand unbedingt berühren, ihn im Namen seines Volkes entgegennehmen, aber die Frage nach den schlechten Vorzeichen stand noch immer im Raum. Es regnete sogar noch schlimmer als zuvor. Er sah die Schamanin an.
    Sie saß auf dem Stuhl des Ehrenwertesten Hohen Magus, der ihr kaum genug Platz bot, denn sie war kräftig gebaut. Sie konnte den Regen hören; das Gebäude schien geradezu davon zu vibrieren. Endlich hob sie den Blick, sah den Kapitän an, seufzte und nickte.
    Der Kapitän nahm den Diamanten in die Hände.
    »Danke, Götter«, sagte er und setzte sich hin.
    Irgendwo kicherte ein übernervöser Zuschauer.
    Der Kapitän hielt den Edelstein vorsichtig, wie er vielleicht einen Seeigel halten würde, weil er sich wegen verborgener Stacheln fürchtete. Er hatte schon öfter Magie in Heiligen Gegenständen gespürt – in den Steinen, die der Heilige Berg ausspuckte. Solche Steine werden von den Orks verehrt. Sie tragen sie als Amulette, nehmen sie mit auf See und benutzen sie zum Heilen. Er hatte aber nie zuvor eine solch starke Macht gespürt wie in diesem Edelstein, der ein Kribbeln – seltsam, aber nicht unangenehm – über seine Arme bis in sein Herz und von dort aus in den Rest seines Körpers zucken ließ. Der Kapitän fühlte sich erfrischt und von Energie durchflutet. Wenn er gewollt hätte, hätte er sich jetzt sicher mit der Anmut eines Seevogels in die Luft erheben können. Visionen tauchten vor seinem geistigen Auge auf, zu viele, als dass er sie hätte verstehen können. Wenn er die Augen geschlossen und sich konzentriert hätte, hätte er sie vielleicht voneinander zu unterscheiden vermocht, aber das konnte er noch nicht tun. Er musste auf das Vorzeichen warten, das letzte Vorzeichen.
    Der letzte Teil des Edelsteins würde den Menschen zufallen, vertreten durch Kronprinz Helmos, Paladin des Kummers. Dagnarus nahm das letzte Viertel und trug es zu seinem Bruder. Der Junge war schön, der Kronprinz ein gut aussehender Mann. Es bestand nur wenig Familienähnlichkeit zwischen ihnen, aber die Zuschauer wollten sie unbedingt sehen und gurrten und seufzten, als die Brüder einander gegenüberstanden. Dagnarus lächelte zu seinem älteren Bruder auf, der liebevoll auf ihn niederblickte.
    Dagnarus hob den Stein der Könige hoch. Helmos streckte die Hand aus.
    Niemand hätte hinterher sagen können, was geschehen war. Helmos' Handflächen waren vielleicht verschwitzt gewesen, sodass ihm der Stein entglitt. Dagnarus sagte, seine Arme wären müde gewesen von der Anstrengung, so vorsichtig mit den Steinen zu hantieren, und deshalb hätte seine Hand unerwartet gezuckt.
    Niemand hatte Schuld, erklärte König Tamaros. Es war einfach nur ein Unfall.
    Als Dagnarus seinem Bruder den Stein der Macht reichte und Helmos danach griff, stach ihn die Diamantspitze in die Hand.
    Der Schnitt war nur klein. Die meisten Zuschauer sahen ihn nicht einmal und bemerkten nicht, dass etwas nicht in Ordnung war, denn Helmos verbarg seine Ungeschicklichkeit gut, während Dagnarus den Diamanten vor dem Herunterfallen bewahrte. Mehrere Blutstropfen waren jedoch an dem Edelstem hängen geblieben, Blut, das der Kapitän und seine Schamanin gut sehen konnten, wenn auch sonst kaum jemand.
    Helmos nutzte seinen Dank an die Götter und auch an König Tamaros, der die Götter dazu bewogen hatte, den Völkern den Stein zu gewähren, um klammheimlich das Blut mit dem Ärmel vom Stein zu wischen, wo sich der Blutfleck in der kunstvollen Stickerei verlor. Die Zeremonie ging weiter, und Helmos sprach die angemessenen Worte. Nicht einmal der Ehrenwerteste Hohe Magus hatte bemerkt, dass etwas nicht stimmte.
    Der Schamanin war es allerdings nicht entgangen. Sie wandte sich dem Kapitän zu, ein begeistertes Glitzern in den Augen. Sie nickte mehrmals und mit großem Nachdruck und streckte sogar den Arm aus, um dem Kapitän einen kräftigen Schubs gegen den Oberarm zu versetzen – ein ausgesprochen seltener Ausdruck der Begeisterung über einen

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