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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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schriller Stimme, dass sie noch nie solche Barbaren erlebt hätte, und würde bitte jemand diese widerwärtigen Ungeheuer, die nach Fisch stanken, aus dem Saal entfernen. Tamaros hielt Dagnarus fest im Arm, vielleicht, weil er fürchtete, der Kapitän könnte den Jungen packen und die Hinrichtung selbst ausführen.
    Der Kapitän hatte nicht vor, noch mehr Zeit zu verschwenden. Wenn die Menschen die Vorzeichen ignorieren wollten, war das ihre Sache. Es war nicht sein Problem. Er hatte den Stein der Könige, einen kostbaren und heiligen Gegenstand. Er würde nach Hause zurückkehren und versuchen festzustellen, wie er damit seinem Volk helfen konnte. Er schob die Wachen so gewaltsam aus dem Weg, dass sie einen oder zwei Tische umwarfen und alle Frauen entsetzt aufschrien. Dann verließen die beiden Orks den Palast.
    Sobald sie draußen waren, hörte der Regen auf, die Wolken rissen auf und wurden weggeweht. Die Sterne, deren helles, stetiges Licht die Orks des Nachts übers Meer führte, leiteten sie auch über die verwirrenden Ebenen und durch die Straßen Vinnengaels zurück zum Wasser.

Der bittere Kern
    Der Frühsommerregen fiel auch noch am Tag nach der Zeremonie und am Tag nach diesem Tag und umschloss den Palast mit einer grauen Wassermauer. Alle waren in entsprechend düsterer Stimmung und spürten die vage deprimierende Atmosphäre, die dadurch entstand, dass die Zeremonie vorüber war, die Würdenträger und ihr Gefolge wieder in ihre eigenen Reiche zurückkehrten und die Zeit der Feste zu Ende war. Der Regen war ein Vorbote der grauen Monsuntage, die Vinnengael bevorstanden, wenn die Wolken vom See hereinrollten und das Land durchnässten. Helmos' Hochzeitstag rückte näher, aber die Heirat sollte erst im Herbst stattfinden, sodass es nichts gab, worauf man sich freuen konnte, außer auf noch mehr Regen.
    Dagnarus war besonders schlechter Laune und schlich im Palast umher wie ein Tier im Käfig. Der Prinz ließ sich vom Regen nicht abschrecken und wäre auch ausgeritten, wenn ein Hurrikan bevorstand, aber er hatte keinen Begleiter und zurzeit auch kein Pferd. Dunner lag im Bett und konnte nicht laufen. Bei feuchtem Wetter schmerzte sein verkrüppeltes Bein schrecklich. Dagnarus' Pferd hatte eine Schwellung im linken Vorderbein, die Dunner als nicht ernst bezeichnete, die aber mehrmals täglich mit Salbe eingerieben werden musste, und unter keinen Umständen durfte das Pferd bewegt werden. Dagnarus pflegte sein Pferd eigenhändig, aber selbst er konnte nicht den ganzen Tag im Stall verbringen. Gelangweilt und nach Pferdemist und Kräutersalbe stinkend, kehrte er zurück und wurde von Silwyth ins Bad geschickt.
    Die Soldaten waren im Manöver, was Dagnarus einer weiteren Unterhaltung beraubte. Er hatte darum gefleht, mit ihnen gehen zu dürfen, aber in diesem Fall hatte sich seine Mutter als unbeugsam erwiesen, und König Tamaros hatte sich geweigert, auch nur darüber nachzudenken.
    »Älterwerden ist schrecklich, Fleck«, beschwerte sich Dagnarus, der nun immerhin schon zehn war. »Als ich noch klein war, konnte ich einen Anfall haben und heulen, und meine Mutter hat alles getan, um was ich sie bat. Das geht jetzt nicht mehr.«
    »Warum nicht?«, fragte Gareth.
    »Weil Soldaten nicht jammern und heulen, ganz gleich, was passiert«, erwiderte Dagnarus. »Nicht einmal, wenn sie ein Pfeil in den Bauch trifft. Wenn ich einen Heulanfall hätte, würde Argot davon erfahren, und dann wäre er enttäuscht von mir. Ich habe daran gedacht, auszureißen und mich im Nachschubwagen zu verstecken, bis wir zu weit entfernt wären, um mich noch zurückbringen zu können. Aber Hauptmann Argot sagte, das würde nur
ihm
Ärger machen, und daher konnte ich es selbstverständlich nicht tun.«
    Gareth seufzte. Er hatte in den letzten Tagen vom Prinzen viel einstecken müssen, war beschimpft und geprügelt worden und hatte gehofft, Dagnarus würde endlich etwas finden, mit dem er sich beschäftigen konnte.
    Die beiden waren im Spielzimmer. Sie hatten ihr Frühstück beendet, und Silwyth beaufsichtigte die Diener, die das Schlafzimmer des Prinzen aufräumten, und hatte darüber hinaus andere Dinge, um die er sich kümmern musste. Bald würde Evaristo eintreffen, um Gareth zu unterrichten. Gareth freute sich nicht so sehr wie üblich darauf, den Lehrer zu sehen. In den vergangenen beiden Tagen hatte sich Dagnarus so gelangweilt, dass er tatsächlich im Spielzimmer geblieben war, hauptsächlich um der Gesellschaft willen, nicht weil

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