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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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in einem der anderen Kreise steht, kann mich sehen. Denn ich bin hier verborgen.« Er steckte die abgebrochene Federspitze in die Mitte und drückte sie fest hinein.
    »Gib das her!« Eine Hand griff von oben zu und riss das Papier vom Tisch.
    Verblüfft blickte Gareth auf und sah, dass Evaristo sich über sie beugte. Der Lehrer schien wütender zu sein, als Gareth ihn je zuvor gesehen hatte, wütend und verstört und erschüttert.
    »Wer hat dir das in den Kopf gesetzt?«, fragte Evaristo mit bebender Stimme. Er warf Dagnarus einen zornigen Blick zu. »Antworte! Wer hat dir davon erzählt?« Er zerknitterte den Pergamentfetzen in der Hand und fuchtelte damit vor der Nase des Prinzen herum.
    Dagnarus wurde feuerrot. Er erhob sich langsam und würdevoll und bedachte den bleichen, zornigen Lehrer mit einem herrischen Blick. »Ihr vergesst Euch, Magus. Wie könnt Ihr es wagen, so zu mir zu sprechen? Ich bin Euer Prinz.«
    Evaristo kochte vor Zorn. Einen schrecklichen Augenblick lang befürchtete Gareth, der Lehrer würde den Prinzen packen und ihn schütteln. In diesem angespannten Augenblick glitt Silwyth lautlos ins Zimmer, blieb schweigend stehen und hielt sich bereit, um einzugreifen, falls das notwendig werden sollte. Der Anblick des Elfen schien Evaristo wieder zu Verstand zu bringen.
    Er wurde grau im Gesicht, selbst seine Lippen verloren die Farbe. Er murmelte eine Entschuldigung. »Es geht mir nicht gut, Euer Hoheit«, sagte er, und tatsächlich stand ihm der Schweiß auf der Stirn. »Ich bitte um Verzeihung. Wenn Ihr mich für heute entschuldigen würdet…«
    Dagnarus schien ernsthaft darüber nachzudenken, dann nickte er abrupt. »Ihr dürft gehen. Und«, fügte er großherzig hinzu, »ich hoffe, Ihr werdet Euch bald besser fühlen.«
    Evaristo ging, das zusammengeknüllte Pergament noch in der Hand, unsicher zur Tür und wechselte auf dem Weg nach draußen einen kalten Blick mit Silwyth.
    »Ich hoffe, Euer Hoheit sind wohlauf«, sagte der Elf nun und trat einen Schritt vor.
    »Selbstverständlich«, erwiderte Dagnarus und lächelte schelmisch. Ihm hatte diese Szene gefallen. Er mochte ein Prinz sein, aber er war auch ein Kind, und es ergab sich nicht oft eine Gelegenheit, dass ein Kind, selbst wenn es ein Prinz war, einen Erwachsenen so vollkommen erniedrigen und einschüchtern konnte.
    »Der Lehrer hat ein Stück Pergament mitgenommen. Wünschen Euer Hoheit, dass ich es zurückhole?«
    Dagnarus zuckte die Achseln. »Es war nur eine Kritzelei. Nichts Wichtiges. Keine Ahnung, was ihn so aufgeregt hat. Hast du eine Idee, Fleck?«
    Gareth antwortete nicht. Er starrte fasziniert einen Tintenfleck auf dem Tisch an, der entstanden war, als Dagnarus die Feder durch das Pergament gestoßen hatte.
    Dagnarus betrachtete seinen Freund misstrauisch und sagte dann abrupt: »Das war alles, Silwyth. Du darfst gehen.«
    Silwyth verbeugte sich und zog sich zurück, wenn auch langsam und mit offensichtlichem Widerstreben.
    »Nun, Fleck, jetzt hast du einen Tag Ferien«, sagte Dagnarus laut. Er war jetzt in hervorragender Stimmung. Er beugte sich zu seinem Freund und flüsterte ihm ins Ohr: »Was ist? Was ist los?«
    Gareth warf einen wachsamen Blick zur Tür hin. Dann rückte er näher zum Prinzen und flüsterte: »Genau so eine Zeichnung habe ich schon einmal gesehen!«
    »Ja?« Dagnarus war enttäuscht, da er sich eingebildet hatte, er hätte diese Idee als Erster entwickelt. Er runzelte die Stirn. »Wo?«
    »In der Königlichen Bibliothek«, erklärte Gareth. »In einem Buch über Magie.«
    »Magie!« Dagnarus' Interesse und gute Laune waren zurückgekehrt. »Kein Wunder, dass Evaristo sich angestellt hat, als hätte er eine Biene im Arsch. Was stand in dem Buch? Sag es mir, Fleck!«
    Es tat Gareth Leid, die Hoffnung des Prinzen so zerstören zu müssen. »Ich weiß es nicht«, meinte er beschämt. »Ich habe es nicht verstanden. Es ging viel um Tod und Leere, und dann gab es dieses Bild. Ich habe eine Gänsehaut bekommen. Ich wollte davonrennen und mir die Hände waschen. Es hatte etwas mit der
Leere
zu tun.«
    Dieses Wort sprach er in einem gruseligen, beeindruckenden Flüsterton aus, in der Hoffnung, den Prinzen damit abzuschrecken. Ihm gefiel Dagnarus' Miene nicht – begierig und aufgeregt und angespannt.
    »Du musst dieses Buch wiederfinden, Fleck. Du musst es mir zeigen.«
    Gareth schüttelte den Kopf. Er senkte den Blick zu dem Tintenfleck auf dem Tisch. »Das kann ich nicht«, log er. »Ich weiß nicht mehr, wo

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