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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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sie dorthin zu bringen, wo sie sein sollte. Sollte sie doch davonreiten! Sollte sich doch das Armband, das die Mönche ihm gegeben hatten, bis zum Knochen durchbrennen! Sollte es doch seinen Arm verzehren und nur einen verkohlten Stumpf übrig lassen. All das wäre besser, als diese Frau auch nur einen einzigen Augenblick länger ertragen zu müssen.
    Ranessa warf das Haar zurück. Sie legte die Hand an den Schwertgriff, und einen schrecklichen Augenblick lang glaubte Wolfram, sie wolle ihn umbringen.
    »Ich kann dich nicht allein reiten lassen«, erklärte sie. Dann wendete sie ihr Pferd und spähte nach Norden. »Man verfolgt dich, Zwerg. Etwas oder jemand sucht nach dir. Wenn ich einfach davonreiten und es dir überlassen würde, dich der Gefahr allein zu stellen, wäre das ehrlos und würde meiner Familie Schande bringen. Also werde ich dich weiter begleiten.«
    »Verfolgt?« Das war alles, was Wolfram in seinem Zorn herausbrachte. »Wie meinst du das, wir werden verfolgt? Ich habe nichts gesehen oder gehört – «
    »Ich auch nicht«, sagte Ranessa. Sie sah ihn an, und zum ersten Mal seit Beginn ihrer Reise stand in ihren Augen nicht dieser wilde Blick, sondern sie wirkte vollkommen klar und konzentriert. »Dennoch, Zwerg. Ich weiß, dass da draußen etwas ist und dich finden will.«
    Ihre Stimme war leise, ihr Tonfall ernst. Der sonnige Tag war plötzlich bewölkt geworden, die Wärme der sommerlichen Morgenluft von einem Hauch Kälte erfüllt.
    »Unsinn!«, entgegnete Wolfram mit bebender Stimme. Das ist einfach Unsinn, dachte er. Sie ist verrückt geworden. Und sie versucht, mich ebenfalls um den Verstand zu bringen.
    »Wir sollten weiterreiten«, fuhr sie fort. »Wir sind hier draußen in diesem offenen Land verwundbar.« Sie hielt einen Augenblick inne und fügte dann kühl und ohne mit der Wimper zu zucken hinzu: »Wenn du weißt, welchen Weg wir nehmen müssen, folge ich dir.«
    Wolfram hatte so viel zu sagen, dass die Worte sich in seiner Kehle zusammenballten und er nicht eines hervorbrachte. Schließlich gab er es auf, spornte sein Pferd an und ritt los. Er glaubte ihr kein Wort, nicht ein einziges. Dennoch drehte er sich immer wieder um und schaute nach hinten.
    Das Prärieland zwischen den Bergen von Abul Da-nek und Karnu wurde sowohl von Dunkarga als auch von Karnu beansprucht. Beide Seiten schickten bewaffnete Patrouillen in diese Gegend. Wolfram hatte bisher Glück gehabt, keiner von ihnen zu begegnen. Nicht, dass er in großer Gefahr gewesen wäre. Mit einer Trevinici zu reisen, hatte einige Vorteile – beide Seiten verwendeten Angehörige dieses Volks als Söldner, und keine Seite würde es wagen, einen Trevinici gegen sich aufzubringen. Dennoch, ein Zwerg konnte nie wissen, wie die Soldaten reagieren würden.
    Der Boden war weich und flach und von hohem Gras bedeckt. Es war nicht schwierig, hier schnell voranzukommen, so lange es hell war und Pferd und Reiter die Hindernisse sehen konnten. Aber als am Spätnachmittag das Licht schlechter wurde, befürchtete Wolfram, dass die Pferde in ein Rattenloch treten könnten, denn sie hatten in den letzten zwei Tagen viele Taschenratten gesehen. Die Pferde waren müde und brauchten Futter und Ruhe.
    Als Wolfram daher ein kleines Gehölz von der Art sah, die normalerweise auf einen Bach oder ein Wasserloch hinweist, zügelte er sein Pferd und wendete es in diese Richtung.
    »Es wird dunkel«, meinte er. »Wir werden hier unser Nachtlager aufschlagen und morgen sehr früh aufbrechen.«
    »Dunkel!«, rief Ranessa mit schriller Stimme. »Es ist nicht dunkel! Es ist gar kein bisschen dunkel. Wir reiten weiter.«
    »Du spinnst«, sagte Wolfram – eine Äußerung, die er schon so oft von sich gegeben hatte, dass sie viel von ihrer Wirkung verloren hatte. Er sprang vom Pferd und ging auf den Hain zu. Er war der Ansicht, dass dies genügte, um den Streit zu beenden.
    Aber tatsächlich spornte diese Verrückte ihr Pferd an, packte die Mähne des Tieres und befahl ihm weiterzutraben.
    Wolfram schüttelte den Kopf. Nur Stunden zuvor hatte sie erklärt, sie wolle in seiner Nähe bleiben. Jetzt ritt sie weg. Noch besser.
    Zum Glück war Ranessas Pferd vernünftiger als sie. Das Tier trottete tatsächlich weiter, aber es folgte Wolfram und dessen Pferd zum Bach.
    Wolfram hörte Flüche in Trevini. Das Mädchen verfügte über Ausdrücke, die ihren Bruder stolz gemacht hätten. Sie verfluchte das Pferd, bohrte ihm die Fersen in die Flanken. Dann schlug sie zu. Es war

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