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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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nicht entkommen.
    Und nun begann er, Hufschläge zu hören. Sie waren weit entfernt, aber sie kamen stetig näher.

Während der Stein der Könige nach Norden reiste, wurde der Silberkasten, in dem er sich befunden hatte, nach Südosten gebracht. Wolfram und Ranessa waren schon beinahe einen Monat unterwegs und überquerten nun die Ebene östlich der Abul-D'anek-Berge. Sie kamen gut voran, denn nun hatten sie beide Pferde. Nachdem sie mehrere Tage zusammen geritten waren, hatte Wolfram es nicht mehr ertragen können. Als sie durch Vilda Harn kamen, hatte er sich ein eigenes Pferd gekauft – ein kräftiges, untersetztes Tier mit zottiger Mähne, dessen Ahnen zweifellos einmal über die Prärien des Zwergenlandes getrabt waren.
    Zwergenpferde sind teuer, denn alle in Loerem wissen, dass sie die besten Reittiere sind, und das Tier kostete Wolfram viel. Aber er war nun ja beinahe ein adliger Landbesitzer und konnte sich so etwas leisten. Wenn er sein eigenes Pferd ritt, würden sie schneller vorankommen, und er konnte es kaum erwarten, die Mönche zu erreichen, denn dort würde er nicht nur die Botschaft des Ritters abgeben und seine Belohnung erhalten, sondern auch diese verrückte Trevinici-Frau loswerden.
    Während der ersten Woche ihrer Reise hatte sie kein Wort mit ihm gesprochen. Sie redete, aber nur mit sich selbst. Wann immer er versuchte, mit ihr ins Gespräch zu kommen – denn Wolfram war recht freundlich und umgänglich –, starrte sie ihn durch das verfilzte, schwarze Haar, das ihr über die Augen fiel, wütend an und sagte ihm, er solle den Mund halten, oder sie würde ihm die Zunge herausschneiden.
    Wolfram war vollkommen davon überzeugt, dass sie im Stande wäre, diese Drohung wahr zu machen, und benutzte seine Zunge stattdessen dazu, diejenigen zu verfluchen, die ihn dazu gedrängt hatten, diese Verrückte als Reisebegleiterin mitzunehmen. Er hätte sich dem sanften Druck des Armreifs widersetzen können und hatte sich im Lauf der Wochen schon häufig gefragt, warum er das nicht getan hatte. Schließlich verfluchte er seine eigene Gier und seine Neugier. Beide brachten ihn immer wieder in Schwierigkeiten.
    Eine weitere Woche verging, und endlich ließ Ranessa sich dazu herab, mit ihm zu sprechen. Aber dies kündete nicht von einer Verbesserung ihrer Beziehung, denn sie öffnete den Mund nur, um Streit zu beginnen. Sie stritt mit ihm über alles. Wann immer sie an eine Wegkreuzung kamen, wollte sie in eine andere Richtung als er. Wann immer er einen Lagerplatz fand, bemerkte sie etwas daran, das ihr nicht passte.
    Am Abend zuvor hatte sie sich sogar mit ihm darüber gestritten, ob es besser war, das Fleisch von Taschenratten zu kochen oder zu braten. Am nächsten Morgen fing sie wieder an. Sie war überzeugt davon, dass sie sich in die falsche Richtung bewegten.
    Wolfram drehte sich im Sattel um, zügelte sein Pferd und bedachte sie mit einem mürrischen Blick.
    »Weißt du, wo wir sind?«, fragte er.
    Verblüfft schaute Ranessa nach links und rechts und sagte dann schmollend: »Nein.«
    »Weißt du, wohin wir gehen?«
    »Ja«, entgegnete sie. »Zum Drachenberg.«
    »Und weißt du, wo das ist?«
    Ranessa zögerte, dann zeigte sie nach Osten. »Da drüben.«
    »Ziemlich viel Land liegt
da drüben«,
meinte Wolfram trocken.
    »Zum Beispiel das Land der Karnuaner. Wenn du das erst hinter dich gebracht hast, wirst du feststellen, dass dahinter Tromek liegt. Noch weiter
da drüben
befinden sich das Land der Vinnengaelier und noch weiter dahinter das Land meines Volkes. Der größte Teil der Welt liegt
da drüben,
denn wir befinden uns am Westrand. Eine riesige, gewaltige Welt. Und ich bezweifle nicht«, fügte er freundlicher hinzu und verlagerte sein Gewicht im Sattel, damit er bequemer saß, »dass du finden wirst, was du suchst. Oh, es könnte vielleicht zehn Jahre dauern, aber irgendwann würdest du es finden, und ich bin sicher, dass sie sich freuen werden, dich zu sehen. Ich wünsche dir eine gute Reise, Mädchen. Die Götter mögen dich auf deinem Weg begleiten. Denn sie werden die Einzigen bleiben«, murmelte er leise.
    Ranessa kniff die Augen zusammen. Sie starrte ihn prüfend an. Er hätte – Dank des Haars, das ihr ins Gesicht fiel – nicht sagen können, ob in ihrem Blick Hass und Zorn stand oder die plötzliche Angst, dass er sie wirklich verlassen könnte. Er wusste es nicht, und es war ihm auch gleich. Ja, der Armreif wurde langsam warm und erinnerte ihn daran, dass es seine Aufgabe war,

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