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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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einen Schluck Bachwasser und wünschte sich, es wäre Bier oder etwas Stärkeres.
    Ranessa griff nach dem Fleisch und aß es hungrig. Sie hatte die Tischmanieren eines Orks. Nach der Mahlzeit begann sie nicht wieder, auf und ab zu gehen. Sie starrte Wolfram lange und nachdenklich an, bis er unruhig wurde. Er erklärte, er müsse etwas erledigen, und stand auf.
    »Wolfram«, sagte sie, und das verblüffte ihn und machte ihn misstrauisch, denn sie hatte bisher nie seinen Namen benutzt.
    »Wie lange werden wir noch bis zum Drachenberg brauchen? Wird es länger dauern als ein paar Tage?« Sie seufzte tief. »Ich bin des Reisens müde.«
    Wolfram riss den Mund auf. »Ein paar Tage! Wir haben über elfhundert Meilen vor uns, Mädchen. Selbst wenn die Götter uns wohlgesonnen sind, wird es vier Monate dauern.«
    Er hätte ihr genauso gut einen Pfeil ins Herz schießen können.
    »Monate«, sagte sie wie betäubt. »Du meinst, dass der Mond vier Mal voll werden muss, bevor wir… bevor wir…«
    »Wenn wir Glück haben«, betonte Wolfram. Plötzlich hatte er eine Idee. »Mädchen, wenn du gedacht hast, du kannst mit dem alten Wolfram auf eine Vergnügungsreise gehen, dann hast du dich gewaltig geirrt. Es wird eine lange und gefährliche Reise sein.«
    Sie starrte ihn blicklos an.
    »Alle, die ihr Brot auf der Straße verdienen, wissen, wie gefährlich es ist«, fuhr Wolfram fort, »und die Gefahr kommt nicht immer nur von jenen, die auf zwei oder auch vier Beinen einhergehen. Manche Brücken werden von Trollen bewacht. Mistors reisen auf dem Wind. Hyrachor fliegen durch die Luft. Glyblin suchen die alten Schlachtfelder heim.«
    Wolfram sprach nun freundlicher. »Kehre zu deinen Leuten zurück, Mädchen. Wir sind nicht so weit entfernt, du kannst den Weg finden. Zumindest wirst du bis Vilda Harn kommen.«
    Sie schien nachzudenken, und Wolfram hoffte einen glücklichen Augenblick lang, dass sie sich wirklich zur Umkehr entschließen würde. Er spürte, wie der Armreif wärmer wurde, und wusste, dass die Mönche wollten, dass er sie zu ihnen brachte. Warum das so war, konnte er sich nicht vorstellen, aber es war einfach so. Er hatte allerdings nichts anderes getan, als ihr die Wahrheit zu sagen. Das konnten die Mönche ihm nicht übel nehmen.
    Ranessa drehte sich langsam zum Osthimmel um, an dem nun die Sterne glitzerten.
    »Nein«, sagte sie. »Ich werde mitkommen. Die Träume haben es mir gesagt. Aber wir müssen jeden Tag weit reisen. Früh aufstehen und lange unterwegs sein.«
    Wolfram stapfte zornig davon, weil er seine Zeit lieber mit denen verbringen wollte, die er als seine wahren Reisebegleiter betrachtete.
    Die Pferde freuten sich, dass er kam. Sie drängten sich auf ihn zu, wetteiferten um seine Aufmerksamkeit, wollten die Stirn gekrault, die Ohren gestreichelt haben. Sie schnaubten ihn an, knabberten, und ihr Atem blies warm auf sein Gesicht. »Und außerdem«, rief Ranessa ihm hinterher, »folgt uns jemand. Gefahr liegt sowohl vor uns als auch hinter uns.«
    Wolfram legte den Kopf an die Flanke des Pferdes und streichelte das Fell mit sanfter Hand. Warum sollte ihnen jemand folgen? Er hatte nichts Wertvolles bei sich, nichts außer dem, was der Ritter ihm mitgegeben hatte, und das war nur für den alten Mann wertvoll gewesen. Das Mädchen war verrückt.
    Und dennoch glaubte Wolfram ihr. Er wusste nicht warum. Vielleicht, weil sie verrückt war. Es gab viele Völker in Loerem – zum Beispiel die Orks – die glaubten, dass Verrückte von den Göttern berührt worden waren.
    Insgeheim wünschte sich Wolfram, die Götter hätten etwas freundlicher zu ihm sein können und sie fester berühren können – vielleicht mit einem Hammer –, aber es stand ihm nicht zu, ihre Entscheidung in Frage zu stellen. Er musste gehorchen. Die Mönche wollten sie sehen – die Götter allein kannten den Grund –, und die Mönche würden sie bekommen. Und nicht erst in vier Monaten. Besonders nicht, wenn jemand sie verfolgte.
    »Wir können innerhalb von einem Monat am Drachenberg sein«, murmelte er.
    »Was?«, wollte Ranessa wissen. Seine Stimme hatte gedämpft geklungen, weil er gegen das Pferdefell gesprochen hatte.
    »Wir können den Drachenberg innerhalb eines Monats erreichen. Wenn wir Glück haben. Das ist die Voraussetzung. Wir brauchen für alles Glück. Aber es gibt eine Möglichkeit.«
    »Welche?«
    Wolfram hob den Arm und zog das Hemd vom Handgelenk. »Siehst du diesen Armreif?«
    Ranessa nickte.
    »Es ist nicht nur ein

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