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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Schmuckstück, es ist ein Schlüssel. Ein Schlüssel, der mir – und nur mir allein – bestimmte Türen öffnet.«
    Er sprach die Wahrheit, aber es war nicht die ganze Wahrheit. Es gab andere, die für die Mönche arbeiteten und ähnliche Schlüssel hatten, aber diese Trevinici-Frau brachte ihm nicht den nötigen Respekt entgegen.
    »Was für Türen?«, fragte Ranessa skeptisch. »Ich verstehe nicht, wie eine Tür uns helfen könnte.«
    »Doch, wenn sie uns durch Zeit und Raum führt«, meinte Wolfram selbstzufrieden. »Erinnerst du dich daran, dass dein Neffe von diesem magischen Portal im See gesprochen hat, durch das der Ritter gekommen ist?«
    »Was redest du da? Was haben Türen mit Seen zu tun?« Sie runzelte die Stirn. »Ich glaube, du bist nicht ganz bei Verstand.«
    »Das würde ich nicht bezweifeln«, entgegnete er mit einem zornigen Blick. »Wahnsinn ist vermutlich ansteckend. Aber es ist nicht wichtig, ob du begreifst, was Türen mit Seen zu tun haben. Ich weiß es, und ich habe den Schlüssel, und das ist alles, was zählt. Du solltest jetzt lieber schlafen. Wir haben viele lange Tagesritte vor uns, bevor wir an unser erstes Etappenziel gelangen.«
    »Und wo ist das?«
    »Du wüsstest ohnehin nicht, wovon ich spreche.« Wolfram schnaubte. »Es ist eine Hafenstadt in Karnu. Karfa Len.«
    »Und diese Tür, von der du sprichst, befindet sich dort?«
    »Zumindest eine von ihnen«, antwortete Wolfram.
    Sie wurden tatsächlich verfolgt, und zwar von dem Vrykyl Jedash. Aber das fiel Jedash sehr schwer, und er hätte nicht sagen können warum, selbst wenn es um sein Leben gegangen wäre.
    »Um sein Leben« traf ohnehin nicht zu. ›Um seinen Tod‹ wäre angemessener gewesen, denn Jedash war nun seit etwa fünfzig Jahren tot. Als ehemaliger Magier der Leere war Jedash einer der wenigen, die den Übergang vom lebenden Menschen zum belebten Leichnam ohne Bedauern vollzogen hatten.
    Jedash hatte in einer Gasse gelegen und geschlafen, als Shakur buchstäblich über ihn gestolpert war, weil er den Mann für einen Haufen Lumpen gehalten hatte. Zum Glück für Jedash war Shakur bereits satt gewesen, sonst wäre er zu einer der namenlosen, gesichtslosen Seelen geworden, die Shakur stahl, um zu verhindern, dass seine Leiche in die Leere einging. Jedash war aufgewacht und hatte beim Anblick des Vrykyl zu beten begonnen. Er hatte sich vor Shakur niedergeworfen und ihn angefleht, ihn als Diener aufzunehmen. Amüsiert hatte Shakur den Mann Dagnarus vorgestellt.
    Dagnarus hatte Jedash akzeptiert, ihm Essen und Unterkunft gegeben und seine Kenntnisse der Magie der Leere erweitert. Jedashs Bewunderung für Dagnarus war zu reiner Anbetung geworden. Dagnarus hatte beschlossen, Jedash dafür zu belohnen, indem er den Mann dem Dolch der Vrykyl als Kandidaten anbot und ihn tötete.
    Anders als Shakur hatte Jedash keine Angst vor der Leere, in die er irgendwann eingehen würde. Er hatte die Leere nagenden Hungers, die Leere schrecklicher Armut, die Leere eines Lebens ohne Hoffnung schon vor langer Zeit kennen gelernt. Er kannte chronische Krankheit und chronischen Schmerz. Er kannte die bittere Qual, verspottet und abgewiesen, aus den Städten vertrieben, verfolgt und verlacht zu werden. Daher störten Jedash die langen Nachtstunden nicht. Er sehnte sich nicht nach Schlaf, denn selbst als er noch gelebt hatte, war Schlaf für ihn nichts Angenehmes gewesen. Nun tat es ihm gut, nichts mehr zu spüren.
    Als man Jedash beauftragt hatte, dem Zwerg zu folgen, ihn gefangen zu nehmen und zu Shakur zu bringen, hatte der Vrykyl angenommen, es handele sich um eine leichte Aufgabe. Er war nach Vilda Harn gegangen, denn er hatte angenommen, der Zwerg hätte sicherlich den einzigen Ort zwischen Nimorea und Dunkarga aufgesucht, wo er Vorräte erwerben konnte, und er war weit über seine Erwartungen hinaus belohnt worden. Er hatte die Gestalt eines dunkarganischen Kaufmanns angenommen, den er einmal getötet hatte, und die Spur des Zwergs gleich an der ersten Stelle, an der er seine Fragen gestellt hatte, aufnehmen können – bei einem Pferdehändler.
    Der Pferdehändler erinnerte sich sehr genau an den Zwerg, denn das war ein Kunde gewesen, der genau wusste, was er wollte und zum Bedauern des Händlers all dessen Tricks bei dem Versuch, die Fehler seiner Tiere zu verbergen, durchschaut hatte. Wolfram hatte das beste Pferd gewählt und den größten Teil des Tages damit verbracht, den Preis herunterzuhandeln, bis ihm der Händler das Tier

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