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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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kein fester Schlag, und sie benutzte die flache Hand am Pferdehals. Dennoch, es war ein Schlag.
    Wolfram drehte sich um und starrte sie an, starrte ihr direkt in die Augen.
    »Schlag mich, wenn du unbedingt zuschlagen musst, Mädchen, aber lass deinen Zorn nicht an dem armen Tier aus, denn es begreift dich nicht, und es kann nicht zurückschlagen.«
    Ranessa wurde rot. Sie senkte beschämt den Blick, streichelte das Pferd sanft und murmelte ihm in ihrer Sprache eine Entschuldigung zu. Aber sie stieg immer noch nicht ab.
    »Es ist noch nicht dunkel, sage ich dir«, zischte sie durch zusammengebissene Zähne. Sie hatte die Mähne des Pferdes immer noch fest gepackt und starrte Wolfram wütend an. »Wir könnten noch weiter reiten.«
    Wolfram sagte nichts. Er zeigte nur nach Westen, wo sich die Abul Da-nek-Berge als Silhouette vor einem goldroten Himmel abzeichneten, der weiter oben purpurn geworden war und sich langsam zu tintenschwarz verfärbte.
    Ranessa warf einen wütenden Blick in Richtung Himmel, als würde es aus reiner Bosheit Nacht. Mit einer für sie charakteristischen abrupten Bewegung schwang sie ihr Bein über den Pferderücken und fiel auf den Boden.
    Wolfram biss die Zähne zusammen und wandte sich ab. Er hatte immer wieder versucht, ihr zu zeigen, wie man vernünftig abstieg, aber sie achtete nicht darauf. Sie sprang entweder, rutschte oder fiel. Aufs Pferd zu kommen war sogar noch schwieriger, denn Ranessa warf sich einfach auf das Tier und zappelte mit den Beinen, bis es ihr endlich gelungen war, in die richtige Position zu kommen, während das Pferd dastand und hin und wieder den Kopf wendete, um sie verblüfft anzusehen.
    Wolfram wusste nicht, wer von ihnen mehr ertragen musste – er oder dieses arme Tier.
    »Jetzt
müssen
wir wohl das Lager aufschlagen«, sagte Ranessa und warf dem Zwerg einen bösen Blick zu, als sie an ihm vorbei zum Bach ging. »Du hast so lange getrödelt, dass es inzwischen dunkel geworden ist.«
    Wolfram führte die Pferde zum Wasser, riss dann eine Hand voll von dem duftenden Präriegras ab und rieb erst sein Tier ab, dann das von Ranessa. Er sprach in der Zwergensprache mit den Tieren, einer Sprache, die von der Liebe der Zwerge für Pferde kündete, einer Sprache, die Pferde überall in Loerem verstanden und beruhigend und angenehm fanden.
    Nachdem er Ranessas Pferd gelobt und ihm sein Mitgefühl ausgesprochen hatte, ließ Wolfram die Tiere grasen, denn er wusste, dass sie sich nicht weit von ihm entfernen würden, obwohl er annahm, dass sie Ranessa sofort verlassen würden, wenn sie die Gelegenheit dazu erhielten. Dann machte er sich daran, das Lager einzurichten, was bedeutete, einen Platz für das Feuer zu finden, Holz zu suchen, Wasser zu holen, das Essen zuzubereiten und es, wenn nötig, vorher zu fangen.
    Ranessa rührte nie eine Hand. Sie verbrachte die Zeit damit, auf und ab zu gehen, auf und ab, immer auf und ab, unfähig, stillzusitzen, und immer wieder nach Osten zu spähen. Wolfram hatte am vierten Abend, als sie zusammen unterwegs gewesen waren, ein Eichhörnchen gefangen und es gehäutet, aber nicht gebraten, weil er vorhatte, ihr beizubringen, dass sie das Tier selbst auf den Spieß stecken müsste, wenn sie Braten wollte. Zu seiner Verblüffung hatte sie sich daran gemacht, es roh zu essen. Als er sie gefragt hatte, was sie sich einbildete, hatte sie das rohe Fleisch in ihren Händen verblüfft angestarrt, als wundere sie sich, wie es dort hingekommen war. Er begriff es einfach nicht. Sie war nicht faul, und sie hielt sich auch nicht für zu fein zum Arbeiten. Wenn Wolfram sie darum bat, etwas zu tun, tat sie es, wenn auch nicht sonderlich gut, und die meiste Zeit musste er es hinterher doch selbst machen. Aber sie schien nie von sich aus zu bemerken, dass es etwas zu tun gab. Sie ging auf und ab und auf und ab und starrte nach Osten, bis sie jeden einzelnen Stern dort beim Vornamen kennen musste. Wohin sie auch immer im Geist gehen mochte, wenn sie das tat, sie ließ Wolfram zurück.
    Das war an diesem Abend nicht anders. Sie ging hin und her, und Wolfram arbeitete. Er sagte ihr drei Mal, dass das Essen bereit sei, sofern sie etwas wollte. Beim dritten Mal blieb sie stehen, starrte ihn an, dann ging sie auf ihn zu.
    »Kein Feuer, Zwerg?«, fragte sie, die Stirn mürrisch gerunzelt.
    »Wir haben noch gebratenes Fleisch von gestern übrig«, sagte Wolfram und hielt ihr ein Stück hin. »Es gibt hier nicht viel Holz, und das meiste ist grün.«
    Er trank

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