Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter
fragte sich, ob sie Qutok wohl warnen würde.
»Du suchst einen schnellen Tod«, sagte sie. »Ich glaube nicht, dass das passieren wird. Ganz gleich, was du tust.«
Rabe grinste erleichtert. »Wünsch mir Glück, Dur-zor.«
»Glück.« Sie wiederholte das Wort mit einem Schulterzucken. »Glück ist etwas für die Herren, nicht für solche wie uns.«
Als die Sonne hoch am Himmel stand, begannen die Kdahklks. R'lts Schüler zogen, den Anweisungen ihres Lehrers gehorchend, einen großen Kreis außerhalb des inneren Lagers von Zelten. Zum ersten Mal sah Rabe, wie die Taan Magie der Leere einsetzten. Unter dem wachsamen Auge des Schamanen fuhren die Schüler mit den Händen durchs Gras, und wo immer sie es berührten, wurde das Gras schwarz und welk. Als der äußere Ring gebildet und der Schamane zufrieden war, gingen die jungen Taan in die Mitte, brachten alles Gras innerhalb des Rings zum Welken und traten die welken, verkohlten Reste mit bloßen Füßen fest. Rabe schaute angewidert zu. Er sah sich um und versuchte festzustellen, ob die Taan über die Verwendung solch widerwärtiger Magie entsetzt waren, aber er konnte beobachten, dass sie alle eifrig und voller Erwartung zuschauten. Schließlich nahm Rabe an, dass die Taan sich von Magie der Leere keine Furcht einjagen ließen, weil sie an diese Art von Magie gewöhnt waren. Die Völker von Loerem kannten sich mit den unterschiedlichsten Schöpfungszaubern aus, die Taan offenbar mit Magie der Zerstörung.
Zum ersten Mal, seit man ihn gefangen genommen hatte, dachte Rabe an den Rest der Bewohner von Loerem, an jene, die bald dieser Armee wilder Ungeheuer, ausgebildeter Krieger und kunstfertiger Magier gegenüber stehen würden, denen es nur um Tod und das Töten ging. Wie konnte Loerem einen solchen Angriff überstehen? Er stellte sich vor, wie eine stolze Stadt nach der anderen diesen Geschöpfen und ihrem Gott zum Opfer fiel, so wie Dunkar gefallen war. Die Taan hatten die Trevinici geschlagen, die besten Krieger der Welt. Das hieß, dass der Rest keine Chance hatte.
Sobald der Kreis fertig war, stellte sich R'lt in die Mitte und gab ein gutturales Heulen von sich, das vielleicht eine Rezitation war, denn seine Stimme hob und senkte sich. Die Taan versammelten sich rund um den Kreis, die Arbeiter hielten die kleinen Kinder fest, die Krieger standen nebeneinander. Es war auch den Halbtaan gestattet zuzusehen, wenn sie hinter dem Kreis von Arbeitern und Kindern blieben. Sklaven waren als Trophäen anwesend, ihre Ketten wurden von Arbeitern festgehalten. Die menschlichen Frauen waren inzwischen so abgestumpft, dass sie dem Geschehen nur teilnahmslos zusahen.
Die Jagdmeisterin stellte sich nun ebenfalls in die Mitte des Kreises und sprach zur Kampfgruppe. Häufig hatte Rabe gesehen, wie einer seiner Stammesältesten an einer ähnlichen Stelle stand und die Regeln eines Wettbewerbs verkündete, und er war plötzlich überwältigt von Heimweh und hätte beinahe angefangen zu weinen. Er schob die Erinnerung weg und konzentrierte sich intensiv auf das, was vorging.
Offensichtlich gab es nicht viele Regeln, denn Dag-ruk sprach nicht lange. Sie verließ den Kreis wieder. Rabe spannte sich an, weil er annahm, man würde ihn jetzt rufen, aber dann betraten zwei Taan-Krieger den Kreis. Sie hatten beide seltsame Waffen – Schwerter mit zwei Klingen in der Form eines V.
Rabe wusste nicht einmal, wer zuerst zugeschlagen hatte, denn es ging alles so schnell. Er konnte von seinem Platz aus nicht gut sehen, da so viele Taan im Weg standen. Er hörte Heulen, das Klirren von Stahl und was sich nach einem wirklich guten Kampf anhörte. Er reckte sich, um besser sehen zu können, und verfluchte jene, die im Weg standen.
Rabe hatte angenommen, dass der Kampf sich auf den Kreis beschränken würde, denn so hielten es die Trevinici. Aber der Taan-Kreis war nichts weiter als der Punkt für den Beginn eines Kampfes, denn die Kämpfer überschritten ihn bald. Sie brachen durch die Menge und stießen ein paar Kinder um, die nicht schnell genug aus dem Weg liefen. Niemand schien sich daran zu stören, am allerwenigsten die Taan-Kinder, die rasch wieder auf die Beine kamen und den Kriegern folgten, um weiter zuzusehen. Der Kampf tobte durchs ganze Lager, die beiden Kombattanten schlugen mit den furchterregenden Waffen nacheinander, rissen Zelte um und kamen einmal der Feuergrube, über der der Eber briet, gefährlich nahe. Beide waren verwundet, und Blut floss über ihre Haut.
Rabe
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