Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter
kämpften an seiner Seite, und seine Seele wurde gerettet. Die Leere hat ihn nicht verschlungen.«
»Dafür danke ich Eurem Volk, Jessan«, sagte Arim. Er faltete die Hände, senkte den Blick und sprach ein lautloses Gebet. »Ritter Gustav war mein Freund. Ein mutiger und wahrer Ritter. Er befand sich auf einer lebenslangen Suche – «
Arim hielt inne. Konnte das wirklich wahr sein? War das der Grund? Es war möglich, aber die Götter mochten ihnen helfen, wenn es stimmte. Die Götter mochten ihm helfen!
»Bitte, Bashae, erzähl weiter«, sagte Arim, der immer noch versuchte, seinen so plötzlich beschleunigten Herzschlag zu beruhigen. Er war dankbar für seine dunkle Haut, denn er konnte spüren, wie ihm heißes Blut in die Wangen stieg.
»Bevor der Ritter starb, fragte er mich, ob ich ein Unterpfand seiner Liebe zu einer Dame bringen könnte, einer Elfenfrau namens Lady Damra.«
Bashae holte bei diesen Worten seinen Rucksack hervor. Er öffnete ihn und holte den Silber ring mit dem lila Stein heraus. »Es ist ein Amethyst.«
»Ja, ich weiß«, sagte Arim und untersuchte den Stein. Er erkannte ihn, da er wusste, dass der Ring Gustav gehört hatte. Aber der Ring war ein Familienerbstück und von geringem Wert. Gustav hätte keinen Boten auf eine lange und gefährliche Reise geschickt, um diesen Ring zu übergeben. Und ein Vrykyl würde auch niemanden wegen dieses Rings verfolgen. »Ist noch etwas anderes in dem Rucksack?«
»Nein«, sagte Bashae zu Arims tiefster Enttäuschung.
»Hat Ritter Gustav euch nichts anderes gegeben, nichts anderes gesagt?«, fragte Arim.
»Nein…« Bashae dehnte das Wort und wand sich dabei unter Arims forschendem Blick.
»Ah!« Arim verstand. »Es gibt noch mehr, aber Lord Gustav hat dich angewiesen, es niemandem außer Lady Damra zu sagen. Ich werde doch nicht darum bitten, sein Geheimnis zu verraten. Ich will nicht, dass du deinen Schwur brichst.«
»Ritter Gustav sagte, Ihr könntet uns zu der Dame bringen. Er meinte, die Elfen würden uns allein nicht in ihr Land lassen, aber in Eurer Begleitung dürften wir die Grenze überqueren.«
»Ja, ich kann euch Einlass verschaffen, und ich werde euch als Führer dienen. Ich bin viel im Elfenland gereist. Lady Damra gehört auch zu meinen Freunden.«
Arim verstand nun alles, oder er glaubte es zumindest. »Das hast du gut gemacht, Bashae. Ritter Gustav hat einen mutigen und treuen Boten ausgewählt.«
»Die Götter haben die Boten auserwählt«, warf die Großmutter ein. »Beide. Ihn.« Sie nickte wie ein Vogel zu Bashae hinüber. »Und ihn.« Nun nickte sie Jessan zu. »Sie sind ausersehen, gemeinsam zu reisen.«
Arim warf ihr einen scharfen Blick zu. Die alte Frau hatte offenbar seine Gedanken gelesen, denn genau in diesem Augenblick hatte er daran gedacht, die beiden jungen Männer zu trennen. Er hatte mit Bashae weiter nach Tromek ziehen, die Großmutter mitnehmen und Jessan bei seinen Kriegerfreunden lassen wollen. Arim hätte die Trevinici dahingehend gewarnt, dass der junge Mann in Gefahr sei und dass man ihn Tag und Nacht bewachen müsse. Jessan würde nicht in Sicherheit sein, so lange er das Blutmesser bei sich trug, und Arim wusste nicht, wie er sich dieses verfluchten Artefakts der Leere entledigen sollte.
Arim verdankte sein Wissen über die Vrykyl Lady Damras Mann Griffith, der ein Wyred war, ein elfischer Zauberer. Von den Wyred wird erwartet, dass sie sich mit allen Formen der Magie auskennen, und als Arim Lady Damra und ihren Mann vor zwei Jahren zum letzten Mal besucht hatte, hatte sich Griffith intensiv mit dem Studium der Vrykyl beschäftigt.
Die Elfen verfügten über ausführliche Aufzeichnungen über diese Ritter der Leere, hatte Griffith erzählt, umfassender sogar als jene aus dem Tempel der Magie in Neu-Vinnengael, denn die Elfen hatten ihre Informationen aus erster Hand von einem, der bei der Erschaffung eines Vrykyl anwesend gewesen war, während alle anderen nur Geschichten jener weitergaben, die die Zerstörung von Alt-Vinnengael erlebt hatten.
Arim erinnerte sich nun so genau an das Gespräch, als säße Griffith direkt neben ihm. Er hatte damals nicht weiter darüber nachgedacht, aber nun fiel ihm alles wieder ein und erfüllte ihn mit den finstersten Vorahnungen.
Warum studierst du diese Vrykyl so intensiv, wenn sich seit zweihundert Jahren niemand mehr darum gekümmert hat?,
hatte Arim gefragt.
Weil wir vor ihnen gewarnt wurden,
hatte Griffith erwidert.
»Wir sollten jetzt schlafen«,
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