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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Feuer. Und der Hufschlag. Ich kann nicht schlafen. Die Erde bebt von den Hufen. Hört Ihr den nicht…«
    Jessan stürzte zur Feuerstelle und warf das Messer in die Flammen. Dann wich er zurück und packte seine rechte Hand mit der linken, starrte seine Handfläche an. »Es hat sich bewegt!«, keuchte er. »Es hat sich in meiner Hand bewegt, als wäre es am Leben. Es ist verflucht. Es soll verbrennen.«
    »Ich fürchte – «, begann Arim.
    »Still!«, sagte die Großmutter scharf, und bei diesem Wort schwiegen alle, selbst Jessan, obwohl sein keuchender Atem laut in dem kleinen Haus zu hören war. Die Großmutter hatte sich bisher nicht an dem Gespräch beteiligt. Sie hatte ruhig auf dem Teppich gesessen und in die Flammen gestarrt. Sie hatte allerdings jedes Wort gehört.
    Das Knochenmesser lag in den glühenden Kohlen, im heißesten Teil des Feuers. Die Flammen leckten daran, konnten es aber nicht verschlingen. Das Feuer schadete dem Messer nicht. Die Großmutter starrte das Messer an und begann zu singen.
    Das Lied war in Twithil, der Sprache der Pecwae, die normalerweise vergnügt und sorglos klang wie das Zwitschern von Vögeln. Aber auch Twithil hatte seine finstere Seite, denn die Pecwae leben in enger Verbindung mit der Natur und wissen, dass die Natur grausam sein kann, mitleidlos gegenüber Schwäche und achtlos gegenüber Unschuld. Der scharfe Schnabel einer Eule zerreißt die Maus, Häher zerbrechen die Eier von Rotkehlchen und verschlingen die Ungeborenen, Spinnen weben ihre Netze und fangen Schmetterlinge. Das Lied der Großmutter war unheimlich – das Heulen der Eule, das schrille Schreien des Hähers, das hektische Flattern von Schmetterlingsflügeln. Und während sie sang, zeigte sie ins Feuer.
    Die anderen kamen näher und starrten in die Flammen.
    Eine finstere Gestalt ritt auf einem Pferd. Die Schwarze Rüstung glänzte im Flammenlicht. Orangefarbenes Feuer brannte in den Augenschlitzen des Helms. Der Hufschlag des Pferdes klang weich und gedämpft, war aber deutlich zu hören.
    »Der Vrykyl!«, sagte Bashae voller Ehrfurcht. »Der, den der Ritter getötet hat.«
    »Nein«, sagte Arim. »Das hier ist ein anderer. Er hat das Blut durch das Blutmesser geschmeckt.«
    »Er verfolgt mich, nicht wahr?«, flüsterte Jessan. »Er will das Messer haben.«
    »So sieht es aus«, erklärte Arim. Er griff nach der Feuerzange, hob vorsichtig das Messer aus den Flammen und warf es in den Kohleneimer. »Diese Flammen werden dem Messer nichts anhaben können. Ich bezweifle, ob selbst die heiligen Feuer des Bergs S'Gra es zerstören könnten.« Er betrachtete die Großmutter nun mit großem Respekt. »Ich wusste nicht, dass Pecwae-Magie so stark sein kann«, sagte er und verbeugte sich entschuldigend, falls er sie beleidigt hatte.
    »Der Stock hat ihn kommen sehen«, sagte die Großmutter und legte voller Ehrfurcht die Hand auf den Stock mit den Achataugen. »Er hat das Böse gesehen, wusste aber nicht, was es war.«
    Sie zeigte auf das Messer im Kohleneimer. »Wenn dieser Krieger der Finsternis das Messer haben will, dann gib es ihm. Dann wird er verschwinden und uns dann in Frieden lassen.«
    »Ich bin ganz Eurer Ansicht, Großmutter«, erklärte Arim höflich. »Leider ist die Angelegenheit jedoch nicht so einfach. Nun, da wir das Schlimmste wissen, können wir uns darauf vorbereiten. Das Messer darf nie wieder Blut schmecken. Das Messer selbst zieht ihn an. Wenn es tötet, spricht es zu ihm, ruft nach ihm. Es ist, als wäre Euer Freund hier, Bashae, in einer Höhle und hätte sich verirrt. Ihr wisst, dass er in diese Höhle gegangen ist, und Ihr habt eine vage Vorstellung, wo er zu finden ist, aber es ist einfacher, wenn er Euch etwas zuruft und Ihr dem Klang seiner Stimme folgen könnt. Das ist es, was das Messer tut, wenn es Blut schmeckt. Es schreit laut nach jedem Vrykyl in Hörweite.«
    »Ihr scheint eine Menge über diese Geschöpfe zu wissen«, sagte Jessan anklagend. Er erholte sich langsam von seinem Schrecken, von dem Entsetzen und der Angst. Beschämt von seiner Schwäche wollte er nun verlorenen Boden zurückerobern.
    »Ja, so ist es«, meinte Arim kühl. »Aber das ist eine andere Geschichte. Nun möchte ich gern den Rest von deiner Geschichte hören, Bashae. Ritter Gustav hatte euch zu mir geschickt. Warum? Wo ist er? Warum konnte er nicht selbst kommen?«
    »Er ist tot«, sagte die Großmutter. »Es gab eine gewaltige Schlacht um seine Seele, aber macht Euch keine Sorgen. Die Trevinici

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