Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter
meinte die Großmutter. »Wir werden doch morgen früh aufbrechen, Drachenbauer?« Sie zog die Brauen hoch und sah ihn wie ein neugieriger Spatz an.
Arim wurde aus seinen Gedanken gerissen und kehrte in die Gegenwart zurück. »Aufbrechen? Wohin? Oh… Ihr sprecht davon, dass wir morgen nach Tromek Weiterreisen.« Er schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, das ist unmöglich. Ich muss erst mit den elfischen Ministern sprechen. Wir brauchen Dokumente, die es uns erlauben, ins Elfenland zu reisen. Ohne sie würden wir sofort gefangen genommen.«
»Zeitverschwendung«, rief Jessan. »Wir haben den Ring. Wir haben Ritter Gustavs Anweisungen. Er hat uns gesagt, wir sollen den Ring zu dieser Elfendame bringen. Warum brauchen wir diese – wie habt Ihr sie genannt?«
»Dokumente. Die Elfen lassen nicht jeden in ihr Land. Besonders nicht jeden Menschen. Sie glauben, dass die Menschen sie nur ausspionieren wollen. Ich werde sie zunächst eines Besseren belehren müssen. Die Elfen vertrauen meinem Volk, so weit sie überhaupt Nicht-Elfen vertrauen können. Glaubt mir«, sagte Arim, der erriet, was in Jessans Kopf vorging. »Wenn Ihr einfach zur Grenze ginget und versuchtet, auf eigene Faust voranzukommen, würden sie Euch aufhalten und wahrscheinlich einkerkern.«
»Wie lange wird es also dauern?«, wollte Jessan wissen.
Wochen,
wollte Arim gerade sagen, aber dann fiel ihm der Vrykyl wieder ein. »Ich werde tun, was ich kann, um sie davon zu überzeugen, wie dringend es ist«, erwiderte er und fragte sich verzweifelt, wie er das erreichen wollte, ohne die Wahrheit zu enthüllen. Elfische Bürokraten waren nicht gerade für ihre Schnelligkeit oder ihre Auffassungsgabe bekannt. Tatsächlich strengten sie sich gewaltig an, so beschränkt wie möglich zu wirken. »Wahrscheinlich wird es ein paar Tage dauern. Ich habe einen Freund im Ministerium, aber er ist vielleicht gerade nicht dort oder hat zu viel zu tun. Ich muss mich darum kümmern. Ihr könnt in meinem Zimmer hinten im Haus schlafen«, fügte Arim hinzu und stand auf, um Vorbereitungen zu treffen. »Macht es euch bequem. Aber erschreckt nicht, wenn ihr mich hier draußen umhergehen hört, weil ich oft noch lange wach bin. Und ich werde wahrscheinlich weg sein, wenn ihr morgen früh aufwacht.« Er sah Jessan forschend an. »Um Eurer eigenen Sicherheit und der Eurer Freunde willen würde ich raten, das Haus nicht zu verlassen.«
Jessan murmelte etwas, und Arim hatte das Gefühl, dass seine Warnung auf taube Ohren gestoßen war. Aber er konnte nichts anderes tun, er konnte sie schließlich nicht einschließen, und er bezweifelte außerdem, dass so etwas den Trevinici aufhalten würde.
Jessan und Bashae gingen ins Schlafzimmer, und Bashae nahm den Rucksack mit. Bevor sie ging, legte die Großmutter den Stock mit den Achataugen quer über den Kohleneimer.
»So«, sagte sie. »Die Augen werden aufpassen. Der Krieger der Finsternis ist noch weit entfernt.«
»Aber er kommt näher«, sagte Arim.
»Ja.« Die Großmutter seufzte. »Das ist wahr. Gibt es keine Möglichkeit, ihn aufzuhalten?«
»Nicht, dass ich wüsste. Vielleicht wissen die Elfen Rat. Sie hassen die Leere und alles, was damit zu tun hat. Wir sind im Elfenland wahrscheinlich sicherer, aber selbst das weiß ich nicht genau.«
Die Großmutter winkte ihn mit dem Finger näher zu sich heran. Arim maß beinahe sechs Fuß, und die Großmutter näher an vier. Er musste sich bücken, um sein Gesicht dichter an ihres zu bringen.
»Der Krieger der Finsternis hat es nicht auf den Amethyst abgesehen, nicht wahr?«, flüsterte sie.
»Nein«, bestätigte Arim leise, denn er konnte sie nicht anlügen. »Das hat er nicht.«
»Er folgt uns wegen dem Knochenmesser?«
»Das glaube ich nicht. Ich glaube, es gibt noch mehr. Dieses Geheimnis hat Ritter Gustav nur mit Bashae geteilt.« Arim sprach nur zögernd weiter. »Jessan bringt Euch und Bashae in Gefahr.«
»Das brauchst du mir nicht zu sagen«, meinte die Großmutter. Sie zeigte zum Himmel. »Sag das den Göttern. Sie sind diejenigen, die ihn auserwählt haben. Warum, glaubst du wohl, habe ich beschlossen mitzukommen? Jemand musste ein Auge auf ihn haben.«
Dann wünschte sie Arim eine gute Nacht, tätschelte den Achatstock noch ein letztes Mal, mahnte ihn, gut Wache zu halten und klickte und klingelte ins Schlafzimmer.
Arim löschte das Feuer, damit das Licht ihn nicht störte, und goss sich einen Becher Honigwein ein. Er blieb noch lange sitzen, trank den Wein,
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