Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter
hätte, wenn er plötzlich tot umgefallen wäre, dann ging er hinüber in den Schatten, den der Wagen des Elfs warf. Der Zwerg rollte den langen Ärmel seines grob gewebten Hemds hoch und starrte einen Armreif an.
Der Reif bestand aus Silber und war mit fünf Edelsteinen verziert, je einem Rubin, einem Saphir, einem Onyx, einer Perle und einem Stück Jade. Die Steine hatten begonnen zu leuchten und erhitzten das Metall, das nun unangenehm warm wurde. Wolfram starrte den Armreif verblüfft an. So etwas war ihm lange nicht mehr passiert, tatsächlich war es Jahre her. So lange, dass er geglaubt hatte, dass er vielleicht nicht mehr in der Gunst der Mönche stand. Er war ausgesprochen erfreut darüber, dass er immer noch die Möglichkeit hatte, einen guten Profit zu machen. Er berührte die Steine, einen nach dem anderen in einer gewissen Reihenfolge, und das Brennen ließ sofort nach.
Wolfram warf einen erwartungsvollen Blick zum Wagen des Elfs, aber der Armreif reagierte nicht. Nachdenklich schaute der Zwerg sich um. Als er wieder zu den beiden jungen Männern hinsah, erwärmte sich der Armreif abermals deutlich.
»Nun denn«, sagte der Zwerg, rollte seinen Ärmel wieder herunter und machte sich auf, ihnen zu folgen.
Das vergoldete Schild, das an die Außenseite des Tempels der Heilkunst genagelt war, zeigte die Symbole, die für echte Tempel der Heilkunst standen, die von Mitgliedern der Kirche geführt wurden, nachdem sie eine Ausbildung im Tempel der Magier in Neu-Vinnengael erhalten hatten. Wolfram nahm an, dass der angebliche »Ehrenwerte Magus«, der hier auf der Schwelle saß und sich Luft zufächelte, vielleicht wirklich einmal in Neu-Vinnengael gewesen war und den großen Tempel der Magier tatsächlich gesehen hatte, aber näher war er der Kirche zweifellos nie gekommen. Der Mann war ein einfacher Feld- Wald- und Wiesenzauberer, der keiner Vereinigung angehörte.
Nun saß er dort und beobachtete die beiden näher kommenden jungen Männer mit beinahe verzweifelter Hoffnung. Sobald ihm klar war, dass sie tatsächlich mit ihm sprechen wollten, sprang er auf und stürzte sich auf sie, noch bevor sie etwas sagen konnten.
»Ich bin Bruder Elias, und ich bin ein Heiler von außergewöhnlicher Begabung.« Er schaute gierig von einem zum anderen. »Habt Ihr Fieber? Husten? Hitzewallungen? Wird Euch übel? Ich habe Medizin gegen alles. Lasst mich Euren Puls fühlen.«
Er streckte die Hand nach Jessan aus, der einen Schritt zurück trat und den Mann mit einem kalten Blick bedachte.
»Nicht krank«, sagte er. Dann zeigte er auf Bashae und erklärte: »Er kaufen Medizin.«
Bashae holte zwei der Silberstücke heraus, die er von dem Elf erhalten hatte.
Bruder Elias war zwar ausgesprochen enttäuscht festzustellen, dass seine Besucher keine Krankheiten hatten, deren Heilung viel Zeit und Geld kosten würde, aber er wurde sofort wieder lebhafter, als er das Silber blitzen sah.
»Ich erkenne einen Kollegen natürlich sofort«, sagte er, ohne den Blick von den Münzen zu nehmen. Mit ernster Würde führte er seine Besucher in den heruntergekommenen »Tempel«.
Auch Wolfram schlenderte in diese Richtung. Er ging um den Tempel herum, duckte sich in den Schatten des Gebäudes – der beinahe mehr Substanz hatte als der Tempel selbst – und ließ sich gemütlich unter einem der Löcher in der Wand nieder, die als Fenster durchgehen mochten.
Bruder Elias behauptete, Heiler zu sein, aber im Allgemeinen hielten die Leute ihn für einen Verkäufer zweifelhafter Wundermittel. Immerhin hatte er nie jemanden vergiftet – zumindest bisher noch nicht.
Wolfram fand eine bequemere Position unter dem Fenster, von wo aus er im Stande war, alles zu hören, was drinnen gesprochen wurde. Er hoffte, dass der Pecwae sich mit Arzneien ebenso gut auskannte wie mit Edelsteinen, denn sonst würde man ihn rupfen wie eine Gans.
Bruder Elias begann mit seinen besten Waren und bot als Erstes einen Liebestrank an, der angeblich garantierte, dass der Gegenstand der Zuneigung schmachtend ins Bett sank. Der Pecwae kicherte, und der Trevinici war beleidigt. Bruder Elias erkannte, woher der Wind wehte, und wechselte rasch mitten im Ritt die Pferde. Er bot ihnen eine Salbe an, die mit Sicherheit jede im Kampf erhaltene Wunde heilen würde, sei es ein Pfeilschuss durch die Kehle oder ein Speer in den Bauch, ohne auch nur eine Narbe zu hinterlassen. Das wurde freundlicher aufgenommen. Der Trevinici war interessiert. Dann mischte sich der Pecwae
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