Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter
herausgefunden habt!«
»Er ist ein Trevinici, Herr. Er würde unter der Folter nichts verraten«, erklärte Shakur überzeugt. »Und wenn er verschwindet, würden die anderen Trevinici Fragen stellen. Sie würden nach ihm suchen, vielleicht in seinem Dorf Alarm schlagen – wenn ich vielleicht etwas anderes vorschlagen dürfte, Herr?«
»Ja, Shakur. Du bist ein schlauer Mistkerl. Was hast du im Sinn?«
»Wir wissen, wo sein Dorf liegt. Ich werde meine Söldner zusammen mit einem Bahk zu dem Dorf schicken und ihnen befehlen, alles von den Dorfleuten in Erfahrung zu bringen, was sie können. So ein Bahk ist im Stande, Magie zu finden, also wird er den Stein auftreiben können, wenn er im Dorf geblieben ist – «
»Ihr werdet ihn im Dorf nicht finden«, erklärte Dagnarus sehr bestimmt. »Der Stein wurde weitergeschickt. Er bewegt sich. Ich spüre es, fühle es, schmecke es… wie könnte es anders sein, Shakur? Seit zweihundert Jahren ist dieser Stein, dieser Klunker, dieser Diamant alles gewesen, was ich wollte. Ich habe mit meinem eigenen Blut dafür bezahlt. An dem Stein klebt mein Blut. In meinen Träumen sehe ich ihn, strecke die Hand aus, um ihn zu packen… und er gleitet davon. Der Stein reist nach Norden, Shakur. Der Stein reist nach Norden… und nach Süden.«
Shakur musste sich sehr beherrschen, um seine Gedanken in Schach zu halten, aber offenbar gelang ihm das nicht, denn Dagnarus sagte es ihm auf den Kopf zu: »Du hältst mich für verrückt.«
»Nein, Herr«, entgegnete Shakur eilig. »Kann es sein, dass der Ritter ihn in zwei Teile gespalten hat? Vor zweihundert Jahren wurde er in vier Teile gespalten. Könnte man ihn noch weiter aufteilen?«
»Nein! Unmöglich!«, erklärte Dagnarus im Brustton der Überzeugung. »Ich habe den Stein gesehen. Ich hielt ihn in der Hand. Der Stein war dazu gedacht, in vier Teile zu zerfallen. Fünf, wenn du die Leere mitzählst. Aber nicht mehr. Auch das schärfste Schwert, gesegnet mit der stärksten Magie, könnte ihn nicht zerteilen.«
»Und dennoch scheint das Unmögliche geschehen zu sein, Herr«, bemerkte Shakur trocken.
»Tatsächlich? Das frage ich mich. Stell dir folgendes vor: der Paladin ist krank, ist verzweifelt, weil er weiß, dass er sterben wird. Aber er ist auch klug. Klug genug, um den Stein der Könige zu finden, klug genug, um sich gegen meinen Vrykyl zu verteidigen und ihn zu töten. Um den Stein weiterzuschicken, kann er sich nicht auf Leute verlassen, die so klug oder weise sind wie er selbst. Das zumindest hat Svelana erreicht. Sie hat den einzigen Mann getötet, der uns hätte entgehen können. Sie hat den Paladin dazu gezwungen, den Stein an Schwächere und Verwundbarere weiterzugeben. Der Paladin würde sein Bestes tun, um dafür zu sorgen, dass der Stein in Sicherheit ist, aber er kann ihn nicht mehr bewachen.
Was würde er tun? Ich selbst würde folgendermaßen vorgehen: Wenn ich einen Boten zu den Generalen meiner Armeen schicke, sage ich dem Boten nicht, um was es in der Botschaft geht, die er überbringt. Wenn er gefangen genommen wird, kann er auf diese Weise nicht verraten, was er nicht weiß. Wenn ich den Stein der Könige zum Rat der Paladine in Neu-Vinnengael schicken wollte, würde ich demjenigen, der den Stein dorthin bringt, nicht verraten, was sich in seinem Besitz befindet. Ich würde ihm sagen, dass er etwas Wertvolles überbringt, aber nicht erwähnen,
wie
wertvoll es ist. Und weißt du, was ich ebenfalls tun würde, Shakur?«
»Ihr würdet einen Lockvogel ausschicken, Herr!«
»Genau. Ich weiß, dass die Vrykyl nach dem Stein suchen. Ich fürchte, dass sie die Fähigkeit haben, die mächtige Magie des Steins zu spüren. Ich schicke einen Lockvogel aus…«
»Aber der Stein kann nicht geteilt oder kopiert werden – «
»Das ist wahr. Wir wissen allerdings, dass in Vinnengael weiter Paladine geschaffen werden, und zwar mit Hilfe der magischen Kraft, die an der Fassung hängen geblieben ist, die sie an Helmos' Leiche gefunden haben. Nehmen wir an, der Stein lag in einem Behälter oder hing an einer Kette.«
»Selbstverständlich, Herr! Das ist die Lösung. Der Ritter hat zwei Gruppen ausgeschickt. Eine mit dem Stein und die andere, die etwas dabei hat, das uns ablenken soll. Ein Bote ist der Zwerg. Und dann gibt es da noch diese Gruppe, über die der Trevinici nicht reden wollte.«
»Deine Idee gefällt mir, Shakur. Such dieses Trevinici-Dorf. Kümmere dich persönlich um die Angelegenheit, überlass es nicht
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