Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
Rentiere an, um sich in Schlitten umherziehen zu lassen. Der königliche Beamte saß zitternd in seiner Blockhütte, während ihm einfach nicht warm werden wollte.
Es gab viele Magier in Mardurar, viel mehr als in jeder anderen Stadt dieser Größe. Die meisten Bergarbeiter waren Erdmagier, die ihre Fähigkeiten benutzten, um das Erz aus dem Berg zu ziehen. Man hätte glauben können, dass so viele Magier der Stadt so etwas wie Weltgewandtheit und Bildung verleihen würden.
Das wäre allerdings ein Irrtum gewesen. Diese Magier waren keine gelehrten Bücherwürmer aus dem Tempel. Nur wenige konnten lesen oder schreiben. Die meisten hatten ihr Handwerk von ihren Eltern gelernt, diese wiederum von ihren Eltern, so ging es Generation für Generation zurück. Die Zauber, welche sie benutzten, wurden oft gesungen oder rezitiert, während die Bergarbeiter ihrer täglichen Aufgabe nachgingen und den Berg dazu zwangen, seine Schätze herzugeben. Die Magier von Mardurar waren groß und kräftig, arbeiteten schwer und tranken entsprechend, waren rasch zum Zuschlagen bereit oder redeten sich geschickt aus der Affäre, und sie hielten sich für die Herrscher der Stadt. Wehe dem, der sich etwas anderes einbildete.
Genau das taten jedoch die Soldaten der Königlichen Armee. Sie waren in der Stadt stationiert, um dafür zu sorgen, dass die Schätze der Berge es auch tatsächlich bergabwärts schafften und nicht in den Taschen von korrupten Beamten und Banditen landeten, und die Soldaten der Bastion von Mardurar, die von den Bergarbeitern verächtlich Bastionsbastarde genannt wurden, waren so zäh wie die Bergleute und ebenso gut mit ihren Fäusten.
Beide Gruppen hegten einen gesunden Hass aufeinander, aber auch einen gewissen Respekt. Schlägereien waren an der Tagesordnung. Aber wann immer in den Minen ein Stollen einstürzte, arbeiteten Soldaten und Bergleute Seite an Seite, um die unglücklichen Opfer herauszuholen. Wie zu erwarten war, bestand die andere größere Gruppe von Erdmagiern in Mardurar aus Heilern.
Mardurar war auch berühmt für die Meffeld-Kreuzung.
Die Kreuzung befand sich etwa zehn Meilen vor der Stadt am Osthang des Illanof-Gebirges. Zwei wichtige Straßen kreuzten sich hier. Eine führte nach Westen über den berühmten Meffeld-Pass – die einzige damals bekannte Route über die Illanof-Berge, welche das Land Vinnengael in der Mitte teilten. Die andere Straße führte nach Mardurar selbst. Die Kreuzung war ein beliebter Treffpunkt trotz der Tatsache (oder vielleicht auch genau deshalb), dass Kreuzungen als verflucht galten.
Erdmagier hielten beide Straßen den Winter über offen. Sie benutzten ihre Magie, um riesige Wesen aus Stein zu erschaffen, die man als Irdene Mörder kannte. Dabei handelte es sich um belebte Felshaufen, etwa zwanzig Fuß hoch, die auf Befehl der Magier die Straße entlangtrampelten, mit ihren riesigen »Armen« den Schnee in großen Haufen nach links und rechts schleuderten und mit ihren Stein»füßen« die Straße feststampften. Die Magier mussten ihre Geschöpfe sehr gut beherrschen, denn man nannte sie nicht umsonst Mörder. Sie würden schreckliches Unheil anrichten, falls sie außer Kontrolle gerieten, und jedes Lebewesen, das sie erreichen konnten, niederstampfen und -schlagen.
An dem Tag, als Ulaf und seine Gruppe in Mardurar eintrafen, war der Schnee beinahe frisch und bereits niedergetrampelt oder beiseite geschoben. Die Irdenen Mörder wurden nicht mehr gebraucht und waren wieder ein unauffälliger Steinhaufen nahe der Kreuzung, wo sie darauf warteten, beim nächsten Schneefall wiederbelebt zu werden.
Die Steine erinnerten an einen riesigen Grabhügel, und für Neuankömmlinge boten sie oft einen erschreckenden Anblick, vor allem, weil sie so nahe an der Kreuzung lagen. Obwohl die Königlichen Beamten von Mardurar immer wieder erklärten, an dieser Kreuzung seien keine unglücklichen Selbstmörder begraben, glaubten ihnen nur wenige.
Ulaf und seine Gruppe erreichten am späten Nachmittag die Kreuzung. Es schneite ein wenig, gerade genug, dass die Pferde mit den Ohren zuckten und blinzelten, wann immer die kalten Flocken ihre Augen trafen. Der Schnee würde nicht liegen bleiben. Die Wolken waren dünn. Manchmal brach die Sonne durch und ließ die Schneeflocken glitzern.
An der Kreuzung zügelte Ulaf sein Pferd.
»Ihr andern reitet weiter nach Mardurar«, wies er seine Leute an. »Ihr nehmt euch Zimmer im Gasthaus Hammer und Zange. Ich werde mich von Jessan und der
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