Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
Großmutter verabschieden, dann komme ich nach.«
Die anderen ritten weiter und freuten sich schon auf ein warmes Feuer und den Glühwein, für welchen das Gasthaus Hammer und Zange bekannt war. Ulaf wandte sich seinen Begleitern zu.
»Hier trennen wir uns also, Jessan. Diese Straße« – Ulaf zeigte in die entsprechende Richtung – »führt über den Westhang der Berge zu den Ebenen dahinter. Sobald ihr die Berge hinter euch gelassen habt, reitet weiter in Richtung Sonnenuntergang, und dann werdet ihr schließlich nach Karnu gelangen. Ihr werdet dort doch keine Schwierigkeiten bekommen?«
Jessan schüttelte den Kopf. »Viele von meinem Volk dienen in der Armee von Karnu. Die Trevinici sind hoch geachtet und sehr begehrte Soldaten. Kein Karnuaner wäre so dumm, mich anzugreifen.« Er warf einen Blick hinter sich zur Großmutter. »Oder die, welche sich unter meinem Schutz befinden.«
»Vielleicht nicht die Karnuaner«, sagte Ulaf ernst. »Aber wer weiß, ob sie ihr eigenes Land überhaupt noch beherrschen? Wir haben gehört, dass die Taan versuchen, Karnu zu erobern. Es ist ihnen inzwischen vielleicht gelungen.«
Ulaf hatte Jessan schon öfter gedrängt, mit ihm und seinen Männern weiterzureisen, aber er wusste, dass er nur seine Zeit verschwendete, und es überraschte ihn nicht, dass sich der junge Trevinici auch dieses Mal weigerte. Jessan war fest entschlossen, in seine Heimat zurückzukehren, ebenso wie Großmutter Pecwae. Ganz gleich, wie lange diese Reise dauern mochte – vielleicht ein Jahr oder länger – und ob sie dabei durch gefährliches Gelände kämen. Verwundet an Körper und Seele, sehnten sich sowohl Jessan als auch die Großmutter nach der Heilkraft ihrer Heimat.
»Also gut, wenn ihr unbedingt wollt, dann nehmt zumindest noch das hier von mir. Ich habe eine Landkarte gezeichnet.« Ulaf reichte Jessan ein rechteckiges Lederstück, das der junge Trevinici entrollte und über dem Hals des Pferdes ausbreitete. »Ihr solltet darauf achten, nicht zu weit nach Norden zu ziehen. Das würde euch nämlich ins Elfenland bringen, und das wäre keine gute Idee.«
Jessan nickte. Er hatte genug vom Elfenland gesehen, um zu wissen, dass er es meiden wollte. Ulaf fuhr fort, ihnen Ratschläge zu geben, welche die besten Straßen seien und wie sie Orte umgehen könnten, an denen vermutlich gekämpft wurde. Jessan hatte es eilig, sich auf den Weg zu machen, aber er zwang sich zur Aufmerksamkeit. Er wusste inzwischen, dass es auf dieser Welt unterschiedliche Arten von Kriegern gab. Nicht alle von ihnen mussten einen Speer benutzen und den Feind direkt angreifen, um ihren Mut oder ihren Wert zu beweisen. Er hatte während ihrer Reise gelernt, Ulaf zu achten, und er war dankbar für die Ratschläge des jungen Magiers.
»Ich würde ja mit euch bis zum Pass kommen«, fügte Ulaf hinzu. »Aber ich möchte ein paar Tage in Mardurar bleiben, um zu erfahren, was es Neues gibt, und meine Vorräte im Tempel der Magier aufzustocken.«
»Dann verabschieden wir uns jetzt«, sagte Jessan. »Ich wünsche Euch viel Glück. Grüßt den Baron von mir. Ich denke oft daran, dass er jetzt mit dem Stein der Könige unterwegs ist. Er ist derjenige, welchem die größte Gefahr droht. Ich hoffe, es geht ihm gut.«
»Das wird es«, sagte die Großmutter. »Er ist ein Günstling der Götter. Obwohl …«
Die Großmutter beendete den Satz nicht. Sie drehte sich um und ging ein Stück weit zurück in die Richtung, aus welcher sie gekommen waren. Sie hob ihren neu geschnitzten Achataugenstock in die Luft und drehte ihn hin und her, sodass alle Augen einen guten Ausblick hatten.
»Das Böse«, sagte sie plötzlich. »Es ist auf dem Weg hierher.«
Sie schüttelte den Stock. »Zumindest bist du vernünftig genug, mich rechtzeitig zu warnen.«
Ulaf spähte die Straße entlang. Er konnte nichts hören und nichts sehen, aber das hatte nicht viel zu bedeuten. Der Schnee würde die Hufgeräusche dämpfen.
»Ein Vrykyl?«
Die Großmutter zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Mag sein.«
»Könnte es sein, dass die Vrykyl uns immer noch folgen?«, fragte Jessan entsetzt.
»Das glaube ich nicht«, sagte Ulaf. »Du hast das Blutmesser nicht mehr, und ihr tragt auch den Stein der Könige nicht mehr bei euch, also wüsste ich nicht, wie ein Vrykyl euch aufspüren sollte. Dennoch, es ist wohl das Beste, wenn ich es herausfinde. Du reitest mit der Großmutter weiter. Ich werde hier warten und sehen, wer vorbeikommt. Wenn es Ärger
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