Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
Rabe«, sagte ein anderer. »Wie du es befohlen hast.«
»Das habt ihr gut gemacht«, sagte der Mensch, der Klendist gepackt hatte. »Schleppt die Leichen zurück in unser Lager. Wir haben den Taan gezeigt, dass wir sie überlisten können. Jetzt zeigen wir ihnen, dass wir Krieger sind!«
Die Halbtaan jubelten und schüttelten die Waffen.
»Dennoch, es wäre besser gewesen, wenn wir Sklaven genommen hätten«, meinte einer der Halbtaan. »Die Taan hätten dann noch mehr Respekt vor uns gehabt.«
»Nein!«, sagte der Mensch, und seine Stimme erklang laut in Klendists Ohr. »In unserem Lager wird es keine Sklaven geben. Eure eigenen Mütter waren Sklaven. Ihr wart Sklaven. Man hat euch gefoltert und gequält. Wollt ihr das nun anderen antun? Dann könnt ihr meinen Stamm verlassen. Raus mit euch, ich will euch nicht.«
Die Halbtaan ließen die Köpfe hängen.
»Es tut uns Leid, Rabe«, sagte eine Halbtaan ernüchtert. »Wir haben nicht nachgedacht. Du hast selbstverständlich Recht.«
»Wir töten sauber«, erklärte Rabe streng. »Diese Männer waren bewaffnet, und sie sind hergekommen, um zu kämpfen und zu töten. Wir sind gekommen, um zu kämpfen und zu töten. Das ist Krieg. Tod und Ruhm sind das Schicksal eines Kriegers, nicht Sklaverei. Und es ist nicht das Schicksal eines Kriegers, uns zu nähren. Wenn wir den Taan die Leichen gezeigt haben, werde ich euch beibringen, wie man einen Grabhügel für diese Männer errichtet und die Toten ehrt.«
Die Halbtaan waren von dieser Vorstellung verblüfft. Mehrere kratzten sich am Kopf, aber niemand widersprach.
»Was ist mit dem, den du da hast, Rabe?«, fragte die Frau. »Was wirst du mit ihm machen?«
»Er ist ihr Anführer, Dur-zor, ihr Nizam. Ich werde ihn verhören.«
Die Halbtaan lachten leise. Sie glaubten zu wissen, was dem Menschen bevorstand.
»Dürfen wir zusehen?«, fragte einer eifrig.
»Nein. Er wird offener reden, wenn ich mit ihm allein bin.«
Die Halbtaan waren enttäuscht, aber der Mensch versuchte, sie abzulenken. »Ihr könnt euch die Rüstungen und die Waffen der Toten nehmen. Das ist ehrenhafte Kriegsbeute. Und wir behalten die Pferde. Ich werde euch das Reiten beibringen. Kein Laufen mehr. Laufen«, fügte er grinsend hinzu, »ist etwas für Taan. Jetzt werden
sie
unseren Staub fressen!«
Die Halbtaan jubelten abermals, aber deutlich leiser. Sie freuten sich über die Rüstungen, aber den Pferden warfen sie unsichere Seitenblicke zu und waren alles andere als begeistert über die Aussicht, sich mit diesen großen, Furcht erregenden Tieren abgeben zu müssen.
Der Mensch gab Klendist in die Obhut der Halbtaan, die er Dur-zor genannt hatte. Klendist war dank der Art, wie sie den Menschen ansah und mit ihm sprach, zu dem Übelkeit erregenden Schluss gekommen, dass diese Halbtaan seine Gefährtin sein musste. Es überraschte ihn jedoch nicht. Dieser Rabe war ein Trevinici, Angehöriger eines Stammes, der kaum besser war als diese Wilden.
Die Halbtaan fesselte Klendist mit erfahrenen Griffen an Händen und Füßen und ließ ihn am Boden liegen. Von dort aus sah Klendist zu, wie die Halbtaan die Leichen seiner Leute über die Sättel warfen und sie sicher anbanden. Nachdem das erledigt war, zeigte Rabe den Halbtaan, wie man die Pferde am Zügel führte und wie man ein unruhiges Pferd beruhigte, indem man ihm die Nase rieb und sanft auf es einsprach. Die Halbtaan waren offenbar dazu begabt, denn die Pferde blieben ruhig. Das ließ auch die Halbtaan ein wenig zuversichtlicher werden.
»Werde ich bei dir bleiben, Rabe?«, fragte Dur-zor.
»Nein, du kehrst ins Lager zurück. Sorge dafür, dass meine Befehle ausgeführt werden«, sagte Rabe. »In meiner Abwesenheit bist du Nizam.«
Angst zeichnete sich auf ihren Zügen ab. Sie schaute von Rabe zu Klendist, der am Boden lag.
»Lass mir dieses Pferd da«, sagte Rabe und zeigte auf ein Tier. »Das ist dein Pferd, nicht wahr?«, fragte er Klendist, der zur Antwort nickte.
»Rabe …«, sagte Dur-zor unsicher. Sie berührte ihn sanft am Arm. »Rabe, wirst du…« Sie konnte nicht weitersprechen. Sie verlor den Mut.
Er strich ihr über die Wange, beugte sich vor und küsste sie auf den Mund. Klendist befürchtete, sich übergeben zu müssen.
»Geh zurück ins Lager, Dur-zor«, sagte Rabe. »Pass auf unsere Leute auf.«
»Ja, Rabe«, antwortete sie leise.
Sie rief die anderen zusammen und führte sie davon. Sie schaute nur einmal zurück, und als sie das tat, lächelte Rabe sie an, und sie
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