Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
erwiderte das Lächeln zögernd. Dann drehte sie sich um und ging weiter. Ihre Leute folgten ihr und führten die Pferde mit ihrer grausigen Last.
Rabe schaute ihnen hinterher, bis sie außer Sichtweite waren, und gönnte seinem Gefangenen keinen Blick. Klendist hatte viel Zeit nachzudenken, und schließlich begriff er alles.
»Du bist jetzt ein freier Mann, Trevinici«, sagte Klendist. »Schneide die Fesseln durch, und wir verschwinden hier, bevor den Echsen auffällt, dass wir weg sind. Mein Pferd kann uns beide tragen, zumindest bis zu meinem Lager.«
Der Himmel im Osten war grau vom ersten Licht des Tages. Rabe hockte sich neben Klendist und sah ihm ins Gesicht.
»Das war kein Trick«, sagte er. »Ich gehöre zu ihnen. Ich erwarte nicht, dass du das verstehst.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich bin nicht sicher, ob ich es selbst verstehe. Aber so ist es.«
Klendist verzog das Gesicht und wand sich in seinen Fesseln. »Ich hätte es wissen sollen. Du bist ein verfluchter Wilder, nicht besser als diese Echsen.«
»Und du bist dem Gestank nach zu schließen ein vinnengaelischer Söldner«, sagte Rabe. »Wer hat dich dafür bezahlt, uns anzugreifen? Wer weiß, dass wir hier sind? Die Armee von Vinnengael? Ein Lord aus der Nähe? Wer?«
»Die Echsen sind die Brut der Leere!«, knurrte Klendist. »Niemand hat mich dafür bezahlt, sie anzugreifen. Ich musste monatelang bei ihnen leben. Aber ich bin nie zu einem von ihnen geworden. Ich habe nie mein eigenes Volk verraten! Es ist die Pflicht aller Menschen, diese Ungeheuer aus Loerem zu vertreiben. Es ist die Pflicht eines jeden Menschen!« Er warf Rabe einen zornigen Blick zu.
»Dann würde ich behaupten, du hast bei deiner Pflicht gründlich versagt«, stellte Rabe grinsend fest. »Du willst mir also weismachen, dass du diesen Überfall auf eigene Faust durchgeführt hast? Du bist entweder ein großer Dummkopf oder ein schlauer Lügner.«
Er sah Klendist forschend an.
»Ich glaube dir«, sagte er schließlich. »Was bedeutet, dass du ein großer Dummkopf bist.«
»Schneide mich los!« Klendist fluchte. »Ich werde dich mit bloßen Händen bekämpfen.«
»Ich werde dich losschneiden«, sagte Rabe kühl. »Aber ich werde nicht kämpfen. Ich könnte die gelbe Farbe deines feigen Bluts nie wieder abwaschen.«
Er durchschnitt Klendists Fesseln. Klendist rieb sich die Handgelenke und sah sich nach seinem Schwert um. Er sah es in der Nähe liegen.
»Ich werde dein Pferd nehmen«, sagte Rabe. »Ein edles Tier, viel zu edel, um einen wie dich zu tragen …«
Klendist sprang auf seine Waffe zu. Er packte den Griff. Er drehte sich um und holte gleichzeitig mit dem Schwert aus.
Rabe wich dem wilden Schlag aus. Er trat Klendist zwischen die Beine, und der Söldner kippte vornüber. Er lag am Boden, drückte sich die Hände auf die Genitalien und wälzte sich vor Schmerzen.
»Ich würde an deiner Stelle nicht lange hier bleiben«, riet ihm Rabe. »Die Taan werden sicher Späher ausschicken. Und du willst doch nicht, dass sie dich finden.«
»Das wird dir noch einmal Leid tun«, keuchte Klendist. »Ich werde mich an dich erinnern. Glaube nicht, dass ich dich vergesse. Ich werde eine Belohnung auf dich aussetzen, Trevinici. Jeder Kopfgeldjäger von hier bis Dunkarga und zurück wird dich suchen, du elender Echsenfreund.«
»Du hast schon viel wertvolle Zeit verschwendet«, sagte Rabe.
Er griff nach Klendists Schwert und schwang sich auf das Pferd des Söldnerführers. Mit einem Lächeln und einem spöttischen Salut ritt er davon und war bald in den Hügeln verschwunden.
Klendist, nun allein auf dem blutdurchtränkten Boden, versuchte seine Lage zu erfassen. Er dachte an Shakur. Er dachte an die Taanspäher. Danach kam er zu dem Schluss, dass der Rat des Trevinici vernünftig gewesen war. Er biss die Zähne zusammen und kam mühsam auf die Beine. Er massierte seine brennenden Genitalien und taumelte in Richtung Norden davon.
Klendist hatte an diesem Tag einen langen Weg vor sich. Und er musste nicht nur den Taan entkommen.
Er musste auch vor Shakur fliehen.
Gegen Mittag stieg Rabe aufs Pferd und ritt in Dag-ruks Lager. Sein Halbtaanstamm folgte ihm zu Fuß und führte die Pferde am Zügel. Im Taanlager war es still, wenn man vom Stöhnen der sterbenden Gefangenen absah, welche im hohen Gras an Pfähle angebunden waren. Die Taankrieger sammelten sich um Rabe, aber sie schwiegen und unternahmen nichts. Sie betrachteten die Leichen, welche die Halbtaan
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