Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Stein der Wikinger

Der Stein der Wikinger

Titel: Der Stein der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
Vom Netzwerk:
Nafni am Achtersteven, als er das schwere Ruder bediente und zuerst Kurs auf Hjaltland und Danmark nahm.
    Njörd, der Gott des Meeres, zeigte sich gnädig. Er schickte weder Sturm noch Regen und geleitete ihr Schiff sicher zur dänischen Küste. Um vollkommen sicher zu sein und die Götter milde zu stimmen, ließ Kolfinn eines der Lämmer opfern, die sie mitgenommen hatten, und ins Meer werfen. Njörd bedankte sich mit einer stetigen Brise, die während der langen Überfahrt das Rudern fast überflüssig machte.
    Im Schatten der Küste war die Fahrt angenehmer, sie brauchten sich weder nach der Sonne noch den Sternen zu richten und konnten eine Küstensiedlung anlaufen, um frische Vorräte an Bord zu nehmen. Nach der eintönigen Verpflegung auf dem offenen Meer, die meist nur aus Trockenfisch und Pökelfleisch und einmal am Tag Dauerquark bestanden hatte, kam ihnen das gebratene Fleisch, das ihnen einer der Bauern brachte, gerade recht. Lange hielten sie sich auf dem Hof jedoch nicht auf. Haithabu lockte, und nach dem erfolgreichen Handel würde noch genug Zeit zum Feiern sein.
    Am frühen Morgen des siebten Tages kam endlich der breite Fjord in Sicht, der nach Hollingstedt führte, dem kleinen Nordseehafen der Handelsstadt. Kolfinn übernahm das Ruder und hielt auf die bewaldete Küste zu, stieß in sein verziertes Horn, wie er es immer tat, wenn er sich einem Hafen näherte. In dem leichten Nebel, der über der Bucht hing, waren die Schatten einiger anderer Schiffe zu sehen, auch von dort klangen Signale übers Meer. Hakon und die anderen Männer saßen längst auf ihren Plätzen und trieben die Knorr mit heftigen Ruderschlägen in den Fjord. Zu beiden Seiten ragten zerklüftete Felsen empor, dazwischen waren Krüppelkiefern und Moosflecken zu sehen.
    In der Eider und der Treene, den beiden schiffbaren Flüssen, die nach Hollingstedt führten, waren sie es etwas langsamer unterwegs. Hakon blickte staunend zu den Fichten auf dem Klippenrand empor. In Eisland und auf den Schafsinseln gab es keine Bäume. Weiter im Landesinneren war es flacher. Zu beiden Seiten der Treene erstreckten sich ausgedehnte Wälder und Wiesen von einem so intensiven Grün, wie er es nicht einmal in eisländischen Sommern gesehen hatte. Das Wasser des Flusses war glatt und ruhig wie ein Spiegel.
    In Hollingstedt machten sie das Boot an der Mole aus Baumstämmen und Steinen fest. Mit Taschen und Beuteln beladen kletterten die Männer und Frauen an Land. Die Sklaven führten die Pferde von Kolfinn und seiner Frau auf den Holzsteg und hielten sie so lange an den Zügeln, bis diese aufgestiegen waren. Einer der Männer, jünger noch als Hakon, blieb beim Schiff zurück.
    Für einen Wucherpreis brachte einer der zahlreichen Fuhrleute, die auf ankommende Schiffe warteten, ihre Waren über eine kaum befestigte Straße nach Haithabu. Normalerweise hätte Kolfinn den Fuhrmann mit der Breitseite seines Schwertes für die Unverschämtheit des hohen Preises gezüchtigt, aber Haithabu und die Häfen an der Nordsee und Ostsee standen unter dem Schutz des dänischen Königs, der Auseinandersetzungen in dem Handelszentrum verbot. Nur so war es Menschen aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen möglich, in einer Stadt mit über tausend Einwohnern zu leben und miteinander Handel zu treiben. Selbst hitzköpfige Nordmänner mussten sich an die königliche Weisung halten.
    Beim Anblick von Haithabu, das wie eine riesige Festung aus dem Morgendunst tauchte, bekam Hakon große Augen. Niemals zuvor hatte er eine so große Siedlung gesehen. Ein riesiger Wall aus fester Erde und einem fünfzehn Schritte hohen Palisadenzaun umgab die Stadt, nur unterbrochen von drei bewachten Toren, über denen sich hölzerne Wachtürme erhoben. Schon von außerhalb hörte er eine verwirrende Vielfalt von Stimmen und Tierlauten, und auf einem Instrument, das er nicht kannte, erklang eine fröhliche Melodie.
    Nachdem der Fuhrmann seinen Ochsenwagen angehalten und Kolfinn dem Turmwächter seinen Namen und seine Herkunft zugerufen hatte, durften sie passieren. Mit ächzenden Rädern rollte das schwere Fuhrwerk in die Stadt. Hakon, der hinter dem Wagen gelaufen war, blieb erstaunt stehen. Bis zum Meer, das über tausend Schritte entfernt liegen musste, zogen sich die Häuser, eins neben dem anderen, aus Flechtwerk und Erde erbaut und mit gebündeltem Stroh oder Grassoden bedeckt. Schmale Plankenwege durchzogen die Stadt, ein mit Brettern befestigter Bach führte frisches Wasser und

Weitere Kostenlose Bücher