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Der Stein der Wikinger

Der Stein der Wikinger

Titel: Der Stein der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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Langhaus schallten.
    »He, was ist mit dir, mein Sohn?«, rief Kolfinn und wischte sich den vergossenen Met aus dem Bart. »Was bist du für ein Nordmann, dass du nicht feiern kannst?« Er reichte ihm ein volles Horn. »Hier, nimm einen Schluck!«
    Hakon wollte sich keine Blöße geben und leerte das Horn in einem Zug. Die Männer johlten begeistert. Er leerte ein weiteres Horn, griff nach dem Krug und schüttete den Met in sich hinein, als wäre er frisches Quellwasser.
    Kolfinn schlug ihm begeistert auf den Rücken. »So ist es recht, mein Sohn! Nur ein Mann, der zu trinken versteht, ist in unserer Sippe willkommen. Sieh dir Halldor, den Dorschbeißer, an.« Er deutete auf den Nordmann, der ihm gegenüber saß, einen mächtigen Burschen mit breitem Mund. »Er braucht ein ganzes Fass, um die vielen Fische hinunterzuspülen, die er in sich hineinfrisst! Und Harek, der Dickwanst.« Er legte dem beleibten und vom vielen Alkohol schon benommenen Mann einen Arm um die Schultern. »In seinem fetten Wanst ist reichlich Platz für den Honig der Götter. Hab ich recht?«
    Harek grunzte nur, ließ sich ein weiteres Horn einschenken und trank es leer. Die Hälfte des Honigweins landete in seinem zottigen rotblonden Bart.
    Kolfinn lachte schallend und gönnte sich selbst einen Schluck.
    Sie tranken und feierten bis in den frühen Morgen. Die meisten Männer schafften es nicht mehr in ihre Decken, fielen über den Tisch oder kippten von den Bänken und schliefen auf dem harten Lehmboden. Ihr Schnarchen hallte durch das Langhaus und brachte sogar die Hunde zum Jaulen. Hakon wankte zu seinem Lager und schlief im Sitzen gegen einen Balken gelehnt, merkte gar nicht, wie Gunnhild zu ihm schlich, ihn angrinste und ihm einen feuchten Kuss auf die Lippen drückte.
    Die Männer schliefen, bis das helle Vormittagslicht durch die geöffnete Tür fiel, und erholten sich in Schwitzbädern von der anstrengenden Nacht. Mehrere Sklaven waren damit beschäftigt, kochendes Wasser in die Wannen nachzufüllen. Im heißen Dampf schwitzten sie den Alkohol aus.
    Nach dem Bad traten sie ins Freie und ließen sich den frischen Wind um die Nase wehen. Der leichte Regen, der am Vormittag eingesetzt hatte, bot eine willkommene Erfrischung. Es roch nach Dung und nasser Erde.
    »Komm, wir wollen ein Stück gehen«, sagte Kolfinn, als Hakon aus dem Haus trat und sein Gesicht in den Regen hielt. »Ich muss mit dir sprechen.«
    Hakon ahnte, welches Thema der Jarl anschneiden wollte, auch ohne Gunnhild anzusehen, die vor dem Brunnen stand, beide Hände in die Hüften gestemmt, und mit erwartungsvoller Miene herüberblickte. »Ich weiß«, erwiderte er und folgte Kolfinn auf den Pfad, der nördlich des Hofes in die Berge führte. »Auch ich hatte vor, dich anzusprechen. Ich wollte dir für alles danken, was du für mich getan hast.« Diese Absicht hatte er tatsächlich, auch wenn er fest entschlossen war, die Schafsinseln zu verlassen.
    Kolfinn blieb stehen und blickte auf den großen Hof hinab. Im Regen waren die Gebäude nur schemenhaft zu erkennen. »Wenn du angenehm leben willst, brauchst du eine Frau«, kam er zur Sache, »und du weißt, wen wir für dich ausgesucht haben. Gunnhild wird dir eine gute Frau sein. Sie ist stärker und gesünder als alle anderen Weiber auf diesen Inseln und verrichtet die Arbeit eines Mannes, wenn wir auf große Fahrt gehen. Aber sie ist sehr ungeduldig und kann den Tag eurer Vereinigung kaum noch erwarten.« Er blickte Hakon forschend an. »Wann wollen wir die Hochzeit feiern, mein Sohn?«
    Noch vor wenigen Tagen hätte Hakon keine Antwort auf diese Frage gewusst, doch inzwischen hatte er einen Plan gefasst. »Gunnhild ist eine starke Frau, das ist wahr«, antwortete er. »Der Mann, der sie unter seine Decken holt, darf sich glücklich schätzen. Doch was habe ich zu bieten? Die wenigen Tiere, die Folkmar mir vererbt hat? Die Silbermünzen? Was für eine Aussteuer könntet ihr mir geben, wenn ich kaum Besitz angehäuft habe? Lass mich nach Haithabu mitfahren und das wenige, was ich habe, mit Gewinn vermehren. Ich bin ein guter Händler, geschickt mit Worten und gnadenlos mit dem Schwert, wenn mich einer übervorteilen will. Ich werde den Frachtraum mit Waren füllen und dich zu einer großen Mitgift zwingen, und dann werden wir ein Fest feiern, wie es diese Inseln noch nie erlebt haben.«
    Kolfinn hatte eine solche Antwort nicht erwartet, doch sie gefiel ihm. Sein Auge leuchtete stolz, als er sagte: »Du sprichst kühne Worte,

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