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Der Stein der Wikinger

Der Stein der Wikinger

Titel: Der Stein der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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diesen Häusern lagern wertvolle Schätze.«
    Wie wahr, hätte Hakon beinahe geantwortet. Er selbst hatte einen solchen Schatz geraubt und wieder verloren.
    Doch bevor er darüber nachdachte, wie er ihn zurückholen könnte, musste es ihm erst einmal gelingen, sich von Kolfinn und seinen Männern abzusetzen. Das würde schwer genug sein, auch wenn in Haithabu so viele Menschen unterwegs waren. Alle paar Schritte stieß er mit einem Passanten zusammen, meist Besucher wie er, die sich vor den Häusern der Handwerker und den ausgebreiteten Waren der Händler drängten, um einen günstigen Kauf abzuschließen.
    »Hier wohnt Björn«, sagte Nafni und deutete auf die offene Tür eines kleinen Hauses, das sich abseits des Baches erhob. »Er ist Bernsteinhändler.«
    Sie gingen hinein und warteten einen Augenblick, bis sich ihre Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten. Im Schein des lodernden Herdfeuers saß ein älterer Mann auf einem Schemel, den Oberkörper leicht nach vorn gebeugt, die ergrauten Haare mit einer silbernen Spange gezähmt. Vor ihm auf einem groben Holztisch lagen Schmuckstücke von einer solchen Vielfalt und Schönheit, dass Hakon vor Überraschung einen leisen Laut ausstieß.
    »Ah«, sagte Björn zufrieden, »ich sehe, dass euch meine Kleinodien gefallen.« Er sprach im Dialekt der Dänen, den Hakon und Nafni freilich gut verstanden. »Sagt mir, was ihr möchtet, und ich mache euch einen guten Preis.«
    Sie traten näher an den Tisch heran und betrachteten die Schmuckstücke.
    »Ihr dürft sie ruhig anfassen«, forderte Björn sie auf.
    Hakon griff nach einer großen Kette mit Perlen aus Kristall und dem wertvollen Bernstein, der von den Nordmännern und ihren Frauen noch höher geschätzt wurde als Gold. Er hielt die Steine gegen das Feuer und war begeistert von dem sprühenden Licht, das in den Steinen zu explodieren schien. Als besäßen sie ein Eigenleben, das nur in seinen Händen erwachte.
    »Einen besseren Bernstein findest du in ganz Danmark nicht«, sagte Björn. Er hatte gemerkt, wie angetan Hakon von der Kette war, und dachte bereits an seinen Profit. »Du hast doch sicher Silber in den Taschen?«
    Obwohl Hakon gar nicht vorgehabt hatte, ein Schmuckstück zu kaufen, zog er seine arabischen Silbermünzen hervor. »Würde eine dieser Münzen reichen?«
    Björn lächelte nachsichtig. »Du bist zum ersten Mal in Haithabu, nicht wahr? Bernstein ist teuer, mein Freund. Die seltenen Steine sind wertvoller als Gold und Silber. Hast du nicht gesehen, wie sie im Licht meines Herdfeuers strahlen? Solche Steine besitzen magische Kräfte. Selbst die Araber beneiden uns um diesen einzigartigen Edelstein.« Er blickte auf die Münzen in Hakons Hand und leckte sich über die Lippen. »Normalerweise würde ich mindestens fünf Münzen für die Kette verlangen, mein Freund, und selbst dann hätte ich noch einen schlechten Handel gemacht. Aber du bist jung und ich habe ein weiches Herz. Gib mir drei Münzen, und die Kette gehört dir.«
    »Gib ihm zwei«, sagte Nafni grinsend.
    »Zwei?«, brauste Björn auf. »Willst du mich beleidigen?«
    »Zwei Münzen sind mehr als genug.«
    »Also meinetwegen«, stimmte der Händler scheinbar widerwillig zu, »ich will mich nicht mit euch streiten. Gib mir zwei Münzen. Ich werde älter und weiser und brauche nicht mehr viel.« Er nahm die Münzen und reichte Hakon die Kette. »Ich will nicht neugierig sein … aber sie ist sicher für eine Frau?«
    »Für die Frau, die er heiraten wird«, antwortete Nafni.
    Hakon brachte vor Verlegenheit kaum einen Ton heraus. Er brummte lediglich einen Dank und ließ die Kette in seinem Lederbeutel verschwinden.
    »Ich wusste, dass dir seine Schmuckstücke gefallen würden«, sagte Nafni beim Hinausgehen. »Glaube mir, ein besseres Brautgeschenk gibt es nicht. Jetzt wird Gunnhilds Aussteuer so üppig wie die einer Königin sein.«
    Hakon hörte gar nicht hin. Er hatte drei vertraute Gesichter in der Menschenmenge ausgemacht und starrte wie gebannt auf die näher kommenden Männer. Drei Nordmänner, die sich im Dialekt der Eisländer unterhielten.
    Ivar, Gunnar - und Ingolf, der Mann, der ihn verraten hatte!

10
    »Geh schon vor«, sagte Hakon geistesgegenwärtig. Er trat rasch in den Schatten des Hauses zurück. »Ich will mir noch mal die Schmuckstücke ansehen.«
    Nafni drehte sich erstaunt nach ihm um. Er sah die Besorgnis in Hakons Augen. »Alles in Ordnung?«, fragte er überrascht. Dann lächelte er. »Dir gefällt wohl der

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