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Der Stein der Wikinger

Der Stein der Wikinger

Titel: Der Stein der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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endete im Meer. Ein halbkreisförmiger Palisadenzaun, so hoch wie der Erdwall, schützte den Hafen im Haddebyer Noor. So hieß die Bucht, die Haithabu mit der Ostsee verband. Die Masten zahlreicher Schiffe ragten in den trüben Himmel.
    Sie schlugen ihre Zelte auf dem freien Platz auf, der zwischen dem Erdwall und den Häusern für die fahrenden Händler reserviert war. Die Sklaven entzündeten ein Feuer, und alle labten sich am Fleisch eines Lamms, das sie über einem offenen Feuer grillten. Die ersten Sonnenstrahlen fielen auf sie, als sie in kleinen Gruppen loszogen, um die Stadt zu erkunden und ihre Geschäfte abzuschließen. Kolfinn ging mit seiner Frau und zwei gleichgültig dreinblickenden Sklaven auf die Suche nach einem arabischen Händler, dem er einen Ballen farbiger Seide abschwatzen konnte. Zwei Männer trieben die Schafe zu den Bauernhäusern am Rande der Altstadt. Zum Abendessen wollte man sich am Herdfeuer treffen, das einer der älteren Männer, die schon öfter in Haithabu gewesen waren, beaufsichtigte.
    Sie hatten beschlossen, zwei Tage in Haithabu zu bleiben, und Hakon wollte bis zum nächsten Morgen warten, bevor er sich von der Gruppe absetzte, um sich zu verstecken. Wie er seine Flucht bewerkstelligen sollte, wusste er noch nicht. Kolfinn würde die ganze Stadt durchsuchen, zuerst aus Sorge und dann aus Wut, wenn ihm klar wurde, dass er hereingelegt worden war. Er traute ihm zu, jedes einzelne Haus nach ihm abzusuchen. Wahrscheinlich blieb ihm nichts anderes übrig, als die Stadt zu verlassen und irgendwo im Wald oder auf einem Hof unterzutauchen. Aber darüber würde er morgen früh nachdenken, dann war noch genügend Zeit.
    »Komm mit«, forderte Nafni ihn auf, »ich will dir was zeigen.«
    Hakon folgte dem Schiffsbauer durch die engen Gassen. Nafni war bereits zum dritten Mal in Haithabu und schien jedes Haus zu kennen, steuerte gezielt auf eine bestimmte Werkstatt am Ufer des schmalen Baches zu, der die Siedlung von Westen nach Osten durchfloss. Sie kamen an einer Schmiede vorbei, in der ein offenes Feuer brannte und aus der laute Hammerschläge zu hören waren, und blieben eine Weile vor der Hütte eines Beinschnitzers aus Norwegen stehen, der auf einigen Fellen hockte und Kämme aus Rentiergeweihen fertigte. Hakon kaufte einen mit kunstvollen Schnitzereien verzierten Kamm, bekam für eine arabische Silbermünze etliche Geldstücke zurück, die in Haithabu hergestellt wurden, und betrachtete seinen neuen Schatz. »Der Mann versteht sein Handwerk, nicht wahr?«
    Nafni fuhr mit den Fingern über die feinen Einkerbungen und nickte anerkennend. »Ein Meisterwerk«, lobte er. »Wirklich schön. Für Gunnhild?«
    Hakon blickte ihn verdutzt an. »Wie? Ja … ja, natürlich.«
    Er verstaute den Kamm in dem Lederbeutel, den er über dem Rücken trug, und ging rasch weiter in der Hoffnung, dass Nafni nicht misstrauisch geworden war. Der Schiffsbauer war nicht besonders gut auf Gunnhild zu sprechen, das glaubte Hakon aus mehreren Bemerkungen herausgehört zu haben, aber eine Flucht würde er niemals dulden. Er war ein loyaler Anhänger des Jarls.
    »Wohin gehen wir?«, fragte Hakon nervös.
    »Zu Björn«, antwortete Nafni geheimnisvoll.
    Er hatte wieder die Führung übernommen und bahnte sich einen Weg durch die vielen Menschen, die sich auf diesem engen Plankenweg drängten. Einige Nordmänner trieben eine kleine Herde blökender Schafe durch die Stadt; ein christlicher Mönch in langer brauner Kutte stand betend am Wegesrand; ein Mann, dessen Herkunft weder Nafni noch Hakon zu deuten wussten, zog eine schreiende Sklavin an den Haaren über die Planken. Ein Werkzeughändler pries seine Ware in einer Sprache an, die Hakon wie das heisere Husten eines alten Mannes vorkam.
    »Ich weiß, wie dir zumute ist«, sagte Nafni grinsend, »das erste Mal ging es mir genauso. Man möchte am liebsten in die einsamen Wälder fliehen.«
    »Ich hätte nie gedacht, dass die Siedlung so groß ist.«
    »Im Süden soll es noch größere Städte geben«, erklärte Nafni. »Warst du jemals beim Überfall auf ein Kloster dabei?« Und als Hakon nickte: »Dann erinnerst du dich an die Kirche, das Haus, in dem die Mönche beten. Es soll Städte mit Gotteshäusern geben, die mindestens zehnmal so hoch sind.«
    »Das glaube ich nicht.«
    Nafni lächelte. »Warte, bis du verheiratet bist und wir wieder auf große Fahrt gehen. Kolfinn will einen Ort an der englischen Küste überfallen. Dort gibt es eine solche Kirche. In

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