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Der Stein der Wikinger

Der Stein der Wikinger

Titel: Der Stein der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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das zerklüftete Tal hinter sich gelassen hatten. Nur zwischen diesen Felsen sollten die Trolle gefährlich sein. In den Geschichten, die ihm sein Vater vor vielen Jahren erzählt hatte, waren sie fröhliche Zwerge. Loki hatte sie verzaubert, erzählte man, schickte lachende Trolle zu den Menschen, um sie in die Irre zu führen und zu töten.
    »Willst du wirklich zu dem Schiff?«, fragte Edwin. »Was geschieht, wenn Ivar und seine Männer uns dort erwarten?«
    »Wenn wir Glück haben, dauert es eine Weile, bis sie unser Verschwinden entdecken«, antwortete Hakon. Alles kam auf Gunnar an, dachte er, wenn er sofort Alarm schlug, sobald er aus seiner Bewusstlosigkeit erwachte, wäre ihr Vorsprung nicht besonders groß. »Vielleicht denkt Ivar auch, dass wir ihm aus dem Weg gehen wollen und uns irgendwo in den Bergen verstecken.«
    »Eine vage Hoffnung.«
    ›Wenn es sein muss, kämpfe ich gegen ihn«, stieß Hakon hervor. »Ich habe keine Angst vor dem Einarmigen. Er darf mich auf keinen Fall aufhalten.«
    »Du willst nach Grünland?«
    »Ich wäre auch ohne das Urteil der Lögretta nach Westen gefahren.«
    »Ich bleibe an deiner Seite«, versprach Edwin. »Du hast mir das Leben gerettet, dafür werde ich dir ewig dankbar sein. Auch ich würde kämpfen.«
    »Ich weiß«, sagte Hakon.
    Sie verließen die Felsen und kehrten auf die Wagenstraße zurück, ritten eine Weile nach Westen, bis sie erneut nach Süden abbogen und auf die Küste zuhielten. Sie konnten bereits den Geruch des Meeres erahnen, das sich weiter südlich bis zum fernen Horizont erstreckte. Außer dem Rauschen des Nachtwindes und dem Hufschlag ihrer Pferde war kaum ein Geräusch zu hören. Als wären sie die einzigen Menschen auf dieser Insel, die letzten Überlebenden eines großen Kampfes.
    Über einen felsigen Hang ritten sie zur Küste hinab. Im Zwielicht waren bereits die Hütten an der Anlegestelle und die aus Felsbrocken errichtete Mole zu erkennen. Einige Männer trugen Kisten und Fässer zu einer stattlichen Knorr, die an einem der Pfähle festgemacht war und in der schäumenden Brandung schaukelte. Auf dem Schiff waren Männer zu erkennen.
    Hakon zügelte erstaunt seinen Braunen. »Seltsam«, sagte er, »anscheinend wollen sie noch in der Nacht aufbrechen. Bestimmt ändert sich das Wetter.« Er hielt sein Gesicht in den Wind und glaubte einige Regentropfen zu spüren. Erst jetzt fiel ihm auf, dass es über den fernen Bergen dunkler geworden war. »Sie wollen nach Westen segeln, bevor Thor seinen Wagen zur Küste lenkt.«
    »Und du meinst, sie nehmen uns beide mit?«
    »Ich habe genug Silber dabei.«
    Von neuer Zuversicht getrieben, lenkte Hakon seinen Braunen zur Anlegestelle hinab. Einige Männer waren auf sie aufmerksam geworden und blickten ihnen neugierig entgegen. Vor der Mole stiegen sie ab und gingen zu einem Mann im leuchtend roten Umhang, mit halblangen roten Haaren, grünen Augen und einem Bart, den er zu zahlreichen Zöpfen geflochten hatte. Auf seiner breiten Brust leuchtete ein goldenes Amulett.
    »Bist du der Anführer?«, fragte Hakon höflich.
    »Ja, ich bin Thorwald, der Sohn des Erik«, antwortete der Mann. »Helft meinen Männern, die Kisten an Bord zu tragen, dann können wir weiterreden.«

25
    Hakon erzählte Thorwald nur die halbe Wahrheit. Er sei von seiner Sippe verstoßen worden, weil er seinem Sklaven die Freiheit geschenkt habe, und wolle nach Grünland fahren, um dort eine neue Zukunft zu suchen. Er reichte Thorwald sein restliches Silber. »Das ist alles, was wir dir geben können.«
    »Behalte dein Silber, Hakon«, erwiderte Thorwald. Seine Stimme klang erstaunlich sanft und sogar ein wenig salbungsvoll. »Im Zeichen des Kreuzes gibt es keine Unterdrückung und keine Sklaven mehr. Seid mir willkommen!«
    Hakon verbeugte sich dankbar. »Du bist sehr großzügig, Thorwald.«
    »Aber ich erwarte, dass ihr arbeitet und rudert, wenn Not am Mann ist, und mir helft, dieses Schiff sicher zu meinem Vater nach Grünland zu bringen.«
    »Das versprechen wir«, sagte Hakon.
    Natürlich hatte er längst erkannt, dass er es mit einem der Söhne von Erik dem Roten zu tun hatte. Der legendäre Landsucher war vor vielen Wintern verbannt worden und hatte in Grünland eine Kolonie gegründet. Man erzählte sich, dass er wie ein König über das ferne Land herrschte und ständig mit seinem wendigen Schiff unterwegs war, um den Rand der Erde zu erkunden.
    Auch von seinen beiden Söhnen wusste man. Leif war der ältere, ganz wie der

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