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Der Stein der Wikinger

Der Stein der Wikinger

Titel: Der Stein der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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ließ ihn kräftig durchatmen, so wie er es immer tat, wenn er an Bord eines Schiffes war. Das Knattern des Segels und das Rauschen des Wassers, das zu beiden Seiten der Knorr schäumte, waren vertraute Geräusche, die ihm sonst ein Lächeln abgerungen hätten, doch die Gewissheit, eine Feindin an Bord zu wissen, ließ ihn die Hand auf den Schwertknauf legen, jederzeit auf einen Angriff gefasst.
    Und der kam so plötzlich, dass Hakon vor Schreck zu keiner Gegenwehr fähig war. Gunnhild tauchte wie ein schäumender Berserkir neben seiner Ruderbank auf, riss Edwin von seinem Platz und schleuderte ihn wie einen lästigen Köter gegen den Mast. Der Sklave blieb ächzend auf den Planken liegen.
    Mit einem Aufschrei packte sie den entsetzten Hakon am Wams. »Hab ich dich gefunden, du missratene Ausgeburt einer tollwütigen Hündin!«, schimpfte sie. »Weißt du, was ich deinetwegen durchmachen musste? Du hast mich belogen und betrogen und zum Gespött der Leute gemacht! Wie den letzten Dreck hast du mich behandelt! Mir die Ehe versprechen! Ein Verräter bist du! Eine Schlange, eine Kröte, schlimmer als Loki und seine schäbigen Riesen!«
    Sie versetzte ihm eine schallende Ohrfeige, dann noch eine und noch eine, bis seine Wangen wie Feuer brannten. »Glaubst du vielleicht, ich lasse mich mit einer schäbigen Bernsteinkette abspeisen? Glaubst du das wirklich? Bis ans Ende der Welt wollte ich fahren, um der Demütigung zu entgehen! Nach Grünland und immer weiter, bis ich in den schwarzen Abgrund am Rand der Erde falle. Nur um der Schmach zu entgehen!«
    »Ich wollte dir keinen Schmerz zufügen«, wehrte er sich halbherzig, »weder dir noch deiner Sippe. Ihr wart gut zu mir. Aber ich konnte dich nicht ehelichen. Ich muss dem Traum folgen, den die Götter mir geschenkt haben.«
    »Was redest du da von einem Traum?«, fauchte sie ihn an. »Willst du mir sagen, dass du mir eine andere Frau vorziehst?«
    Hakon kam nicht mehr dazu, etwas zu sagen, denn sie versetzte ihm plötzlich einen solchen Fausthieb, dass er über die Ruderbank nach hinten stolperte und bei einem anderen Nordmann auf dem Schoß landete. Der lachte schadenfroh und steckte die anderen an, alle Männer johlten und grölten und amüsierten sich über die randalierende Frau, die sich wie eine Furie auf den Neuankömmling stürzte. Wie Hammerschläge prasselten die Fausthiebe auf Hakon ein, bis es ihm endlich gelang, sich zur Seite zu rollen und vom Boden hochzustemmen. Er duckte sich unter einem Schlag der Frau, holte dann selbst aus und schlug so lange auf sie ein, bis sie auf die Planken sank.
    Keuchend wankte er zu einem Wasserfass und trank einen Schluck. »Bei Thor!«, stöhnte er erschöpft. »Die Frau hat einen Schlag wie ein Riese!«
    Während einige Männer die bewusstlose Gunnhild in den Frachtraum hoben und auf Felle legten, war Hakon gezwungen, sich vor dem Anführer zu rechtfertigen. Er wischte sich den Schweiß vom Gesicht, räusperte sich und sagte: »Gunnhild und ich, wir hatten eine alte Rechnung zu begleichen.«
    »Das war nicht zu übersehen«, erwiderte Thorwald. »Ich habe gehört, was sie dir vorwirft. Stimmt das alles? Hattest du ihr die Ehe versprochen?«
    »Nein«, blieb Hakon nicht ganz bei der Wahrheit. »Ich war schiffbrüchig, und ihr Vater zog mich aus dem Wasser, deshalb erwartete jeder, dass ich sie unter meine Decken hole. Aber ich konnte diesen Wunsch nicht erfüllen. Ich folge einem Traum, den …« Er wollte erwähnen, dass dieser Traum von den Göttern kam, und hielt gerade noch rechtzeitig inne, weil ihm einfiel, dass Thorwald nur an den einen Christengott glaubte. Und hatte das Buch, in dem sein Traum abgebildet war, nicht einem Pfaffen gehört? »… den mir der Christengott geschickt hat. Ich bin einer Frau versprochen, die irgendwo in weiter Ferne auf mich wartet. Ich konnte nicht auf die Schafsinseln zurückkehren. Mein Schicksal entscheidet sich irgendwo im fernen Westen.«
    Thorwald reagierte nachsichtiger, als Hakon vermutet hatte. »Gunnhild wird sich beruhigen. Und wenn nicht, lasse ich sie an einen Balken binden wie das Vieh. Sie tobt nicht zum ersten Mal. Auf dem Weg hierher machte sie einem meiner Männer schöne Augen, und als er sich abwandte, schlug sie ihm mit einer Kelle auf den Kopf. Sie kam heimlich an Bord, als wir an der Küste der Schafsinseln vor Anker lagen. Sie ist eine blinde Passagierin. Sie schwor bei allen Göttern, die es gibt, dass sie sich einer unserer Sippen in Brattahlid anschließen

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