Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der steinerne Engel

Titel: Der steinerne Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O'Connell
Vom Netzwerk:
manches gelernt. Inzwischen weiß ich, wie das hier im Süden läuft.«
    »Ja, richtig, du wolltest ja rauskriegen, wer Babe umgebracht hat. Wie weit bist du denn damit gekommen?«
    Ihr Spott gefiel ihm nicht. »Wenn man dem Sheriff glauben darf, hatte jeder ein Motiv, der Babe kannte. Was hast du gestern im Krankenhaus gefunden?«
    »Nichts.«
    Eine tolle Antwort.
    »Willst du mir helfen oder nicht, Charles?«
    »Was du hier treibst, ist eine Art Folter. Das sind die Methoden des Sheriffs.«
    »Es war auch die Methode von Markowitz.«
    »Nein. Dein Vater war ein guter, anständiger Mensch.«
    »Und ein erstklassiger Cop. Wenn er dem Gericht keine stichhaltigen Beweise vorlegen konnte, hat er die Täter weich gekocht. Er hat gelogen wie gedruckt, bis sie geschlottert haben vor Angst. Wäre Markowitz hier gewesen, hätte er genauso gearbeitet wie ich oder vielleicht noch einen draufgesetzt.«
    »Riker sagt, dass ...«
    »Riker würde das Blaue vom Himmel herunterschwindeln, um dich umzudrehen. Er ist da, um mich nach New York zurückzubringen wie eine Ausreißerin.«
    »Er macht sich Sorgen um dich. Seine größte Angst ist wohl, dass du nur ...«
    »Ich bin hergekommen, um eine Aufgabe zu erledigen, und die werde ich durchziehen. Wenn du mir nicht helfen willst - auch gut. Aber dann wirf mir wenigstens keine Knüppel zwischen die Beine.« Sie stolzierte zur Treppe.
    »Warte doch, Mallory. Ich denke nicht...«
    »Eben. Du denkst überhaupt nicht mehr. Dazu hast du jetzt Riker. Er hat dich blind gemacht.« Sie kam wieder auf ihn zu, nicht leise und geschmeidig wie sonst, sondern mit klackenden Absätzen. »Glaubst du wirklich, Riker hätte sich immer an die Regeln gehalten, wenn er ein Geständnis haben wollte?«
    Sie stand mit verschränkten Armen vor ihm. »Ich hab ihn im Gespräch mit einem Kinderschänder erlebt, bei dem er grinsend den Verständnisvollen gemimt hat. ›Ganz schön herausfordernd, diese Vierjährige, was? Die hat es ja selber so gewollt.‹ Sagte ich schon, dass der Dreckskerl die Kinder umgebracht hat, wenn er mit ihnen fertig war?«
    Charles senkte den Kopf. Mallory legte ihm eine Hand unters Kinn und zwang ihn, sie anzusehen. »Kindesmissbrauch ist so mit das Schlimmste für einen Cop, das mieseste Verbrechen, das es gibt, und dieses Vieh hat die Kinder auch noch ermordet. Nicht weil er krank war, sondern weil er alle Zeugen beseitigen wollte. Ein ganz kaltblütiger Hund.«
    Sie zog ihre Hand zurück. »Riker wurde der beste Freund des Kindermörders. Der war so begeistert von seinem neuen Kumpel, dem Cop, dass er uns zu einer kleinen Leiche nach der anderen geführt hat. Nur um Riker eine Freude zu machen. Und während wir von Grab zu Grab fuhren, hat Riker mit dem Mann auf der Rückbank Händchen gehalten. Ein richtiges Liebespaar, die beiden. Ist dir jetzt schlecht, Charles? Ja, glaubst du denn, wir wären auf anständige Art an sein Geständnis gekommen?«
    Sie marschierte einmal bis zur Treppe und zurück. Er ließ sie nicht aus den Augen.
    »Hat Markowitz versucht, Riker zu bremsen? Hat er gesagt: ›Hör auf, dich mit diesem Mistkerl im Dreck zu suhlen?‹ Nein, der Alte hat zugesehen, wie Riker den Verdächtigen als Zeugen für sein eigenes Verbrechen aufgebaut hat. Tagelang ist Riker mit diesem Stück Dreck rumgezogen, und schließlich hatten wir sieben kleine Leichen. Wenn unsere Leute wieder eine ausgegraben hatten, gab Riker dem Arschloch einen Rippenstoß und sagte: ›Gute Arbeit, Kumpel.‹ Und dann nahmen sie alle ihre Schaufeln, und weiter ging's zum nächsten Grab.«
    Sie hockte sich neben seinen Stuhl. Ganz nah. »Dich umzudrehen war für Riker natürlich ein Kinderspiel.« Sie stand auf und drehte Charles den Rücken zu.
    Charles war erschöpft und ausgelaugt wie nach einem Rennen. Er sah auf eine Blume herunter, die neben seinem Stuhl durch das Geländer gewachsen war. Die Ranke hatte sich an dem fünf Meter hohen Backsteinfundament bis zum Holz hinaufgearbeitet. Als Mallory sich auf den Stuhl neben ihm setzte, kam aus den zarten roten Blütenblättern ein schwarzer Käfer gekrabbelt.
    »Vergiss, dass das Opfer meine Mutter ist«, sagte sie sehr ruhig und distanziert. »Es handelt sich um ein altes Verbrechen. Bei kalten Spuren tun wir uns besonders schwer. Kein Beweismaterial, keine Zeugen bis auf Ira, aber den möchte ich raushalten. Und Alma ist verrückt, mit der kann ich nichts anfangen.«
    Ihre Stimme hatte sich erhoben, war aber immer noch völlig emotionslos, als

Weitere Kostenlose Bücher