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Der steinerne Engel

Titel: Der steinerne Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O'Connell
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vorgehaltener Waffe zwingt, erstklassigen Whiskey zu trinken.«
    Sie grinsten alle drei freundschaftlich zurück. In den beiden am Tisch erkannte er jetzt seine Owltown-Trinkkumpane. Ray Laurie stellte die Flaschen in Reih und Glied auf. »Füllt ihn ab, bis alles erledigt ist. Gute Nacht, Riker.«
    Als sich die Tür hinter Ray geschlossen hatte, hob einer der Männer den Flintenlauf. »Austrinken!«
    »Das ist 'ne Menge Stoff.« Riker las bewundernd die Etiketten von Marken, die seine Mittel weit überstiegen. Was draußen im Gastraum ausgeschenkt wurde, war verwässerter Fusel. Wahrscheinlich hatten diese beiden Heinis noch nie ungetauften Whiskey geschluckt. Die Flaschensammlung auf dem Tisch kam offenbar aus Malcolms privaten Beständen. »Es würde bestimmt kaum auffallen, wenn ich nicht allein trinke.«
    Die beiden wechselten einen Blick.
    »Na los«, sagte Riker. Er tat, als sähe er den drohend auf ihn gerichteten Flintenlauf gar nicht, und setzte sich an den Tisch. »Oder denkt ihr, ich würde euch verpfeifen?«
    Er kippte den Rest Whiskey und warf das Glas über die Schulter. Sofort richteten sich Flinte und Revolver auf seinen Kopf. Riker übersah die unfreundliche Geste großzügig und griff sich die geöffnete Flasche. »Los, Jungs: Nicht kleckern, sondern klotzen!« Er setzte die Flasche an die Lippen und gab sie an seinen rechten Nachbarn weiter, der den Revolver in der Hand hielt.
    Gewohnheitsmäßig nahm der ihm die Flasche ab, sah dabei aber fragend seinen Kumpel an.
    Der zuckte die Schultern. »Verdammt, was soll's ...« Damit startete ein freundschaftliches Gruppenbesäufnis.
    Während die Flasche die Runde machte, fragte sich Riker, ob diese Typen sich darüber klar waren, dass sie es mit einem ausgewachsenen Alkoholiker zu tun hatten. Nach zwei gemeinsam geleerten Flaschen fing Riker an zu lallen und zu sabbern. Er überlegte, ob er vom Stuhl fallen sollte, aber das fand er dann doch ein wenig übertrieben.
     
    Mallorys Schulter war steif und schmerzte, als sie sich aufsetzte, um das Rollo vor dem Fenster an ihrem Bett hochzuziehen. Die Sonne war untergegangen, und das Dämmerlicht hatte dem Grün, das Trebec House umgab, alle Leuchtkraft genommen.
    Sie hatte einen ganzen Tag verschlafen. Wie war das möglich?
    Die gelbe Katze saß fauchend auf der Bettkante. Mallory griff nach ihrem Kissen, aber ihre Bewegungen waren so langsam, dass die Katze sofort begriff, was im Busch war, und noch vernehmlicher fauchte. Mallory warf das Kissen und verfehlte ihr Ziel um einen guten halben Meter.
    Das konnte doch nicht wahr sein! Auf diese Entfernung hätte sie treffen müssen.
    Die Katze wagte sich wieder näher. Vielleicht erkannte sie an den langsamen Reaktionen und dem schlecht gezielten Geschoss, dass sie es mit einer geschwächten Widersacherin zu tun hatte.
    Mallory stand auf. Jemand hatte sie betäubt, so viel war klar. Ebenso klar war, dass es sich bei diesem Jemand nur um Augusta handeln konnte und dass sie es ihr heimzahlen würde. Sie hatte schon die Jeans an, ehe die Katze sich aus dem zerknautschten Bettzeug befreit hatte.
    Augusta räumte in der Küche Teller und Schüsseln in die Geschirrspülmaschine. Charles saß am Tisch und blätterte in einem Skizzenbuch. Den leeren Teller hatte er zur Seite geschoben.
    »Hallo, da bist du ja«, sagte er.
    Aber Mallorys böser Blick galt ausschließlich Augusta, der alten Kräuterhexe, die im Augenblick ihre Lieblingsfeindin war. Das wirst du mir büßen, signalisierte dieser Blick. Ihren Hass auf die Katze hatte sie schon vergessen.
    »Du siehst richtig erholt aus«, freute Augusta sich, die gegen böse Blicke jeder Art immun war, und wandte sich dem dampfenden Topf auf dem Herd zu. »Setz dich. Ich mach dir rasch das Essen warm.«
    Mallory verspürte den unbändigen Drang, etwas - oder jemanden - kurz und klein zu schlagen. Sie sah Charles an, aber der hatte ihr schließlich nichts getan. Sie zog sich einen Stuhl heran. »Wo ist Riker?«
    »Hält im Büro des Sheriffs die Stellung«, erwiderte Charles. »Der Sheriff und Lilith Beaudare sind mit Jimmy Simms nach New Orleans gefahren.«
    »Eine gute Entscheidung«, sagte Mallory. »Aber was machst du hier? Warum sitzt Riker allein dort?«
    Charles zuckte die Schultern. »Er hat mich weggeschickt. Ich glaube, dass er ein bisschen schlafen wollte. Ich könnte mich hier nützlicher machen, hat er gemeint.«
    »Womit?«
    Darauf blieb Charles die Antwort schuldig, aber sie ahnte, dass er als Babysitter

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