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Der steinerne Engel

Titel: Der steinerne Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O'Connell
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zähle ich drei Straftaten.«
    »Zumindest hat sie niemandem Schaden zugefügt.«
    Wirklich nicht?
    Riker schwieg. Das Sandwich lag unberührt auf Tom Jessops Schreibtisch. Zu dem Mann vor Jane's Café hatte sich ein zweiter gesellt. Sie wechselten kein Wort, sondern beobachteten unverwandt den Eingang zum Büro des Sheriffs.
    »Riker, du denkst doch nicht etwa immer noch, dass ...«
    »Mallory ist hergekommen, um mit diesen Dreckskerlen abzurechnen, und jetzt hat sie eine vollständige Liste.« Er rutschte tiefer in den Sessel des Sheriffs und legte die Füße auf den voll gemüllten Schreibtisch. »Ich wäre ruhiger, wenn du sie in Trebec House im Auge behalten würdest.«
    Die Männer auf dem Marktplatz hatten Verstärkung bekommen. Alle miteinander hockten sie jetzt auf dem Brunnenrand, wie die Vögel auf Augustas Koppelzaun.
    Riker sah nachdenklich zu Charles hinüber, seinem nächsten und in jeder Beziehung großen Problem, und überlegte, wie er ihn loswerden konnte.
    »Warum kannst du kein Vertrauen zu ihr haben?« Charles marschierte jetzt mit langen Schritten im Zimmer auf und ab und ging damit Riker noch zusätzlich auf die Nerven. »Du weißt, dass sie nichts tun würde, um diesen Fall zu gefährden.«
    »Was muss ich eigentlich noch anstellen, damit dir endlich ein Licht aufgeht? Sie signalisiert doch alles meilenweit.« Es kostete ihn Mühe, nicht ständig aus dem Fenster zu sehen. »Du hast sie ja in ihrem Revolverhelden-Outfit gesehen. Das ist keine Kostümierung. Sie meint es ernst.«
    »Unsinn.«
    Riker tat, als wollte er nach dem Wetter sehen. In diesem Moment verließ Malcolm Laurie Jane's Café, blieb einen Augenblick lächelnd bei den Männern am Brunnen stehen und ging dann weiter. Charles hatte sich vor dem Schreibtisch aufgebaut und wartete auf Rikers Gegenschlag.
    Der aber ließ auf sich warten. »Lassen wir das Streiten, Charles.« Riker blätterte in der Rolodexkartei des Sheriffs und wählte die Nummer von Bettys Hotel. »Ich brauche ein Zimmer für Charles Butler ... Ja, genau, den meine ich ...« Als gäbe es zur Zeit zwei Riesen mit großen Nasen in Dayborn. »Er kommt in ein paar Minuten vorbei. Bestens. Schönen Dank.«
    Er legte auf und sah zu Charles hoch. »Missversteh mich nicht, Charles - ich unterhalte mich gern mit dir, aber jetzt brauch ich erst mal eine Mütze voll Schlaf. Ich möchte nicht, dass jemand dich über die Brücke fahren sieht. Am besten lässt du deshalb den Wagen vor Bettys Hotel stehen, verschwindest durch die Hintertür, begibst dich zu Augusta und passt bis morgen früh auf Mallory auf.« Er legte eine wirkungsvolle Pause ein. »Und bilde dir nicht ein, dass du ihr die Kanone wegnehmen kannst, sonst handelst du dir schon beim ersten Versuch ein Loch im Bauch ein.«
    Natürlich schmeckte das Charles ganz und gar nicht, aber wenigstens zog er jetzt rasch und ohne ein weiteres Wort ab. Die Haustür schlug hinter ihm zu. Charles Butlers unangebrachte Loyalität zu Mallory hatte eben doch ihr Gutes.
    Riker beobachtete die Gruppe am Brunnen, die immer größer wurde. Einmütig drehten sie den Kopf, als der Mercedes zu dem Hotel auf der anderen Seite des Marktplatzes fuhr. Sobald Charles darin verschwunden war, wandten sie sich wieder dem Büro des Sheriffs zu.
    Riker zählte die Patronen in seinem Revolver. Ob er besser die Staatspolizei verständigte? Und was sollte er sagen? »Auf dem Marktplatz steht ein Haufen grinsender Trottel, vor denen ich eine Scheißangst habe ...«Wahrscheinlich würden die Kollegen ihn fragen, was er getrunken hatte.
    »'tschuldigung, Nachbar.« In der Tür stand ein Mann in seinem Alter mit wabbeliger, über den Gürtel hängender Wampe. Er grinste breit mit stumpfem, blödem Blick. »Ray Laurie heiß ich.« Er streckte eine Hand aus und kam auf ihn zu.
    Riker nahm unter dem Tisch den Revolver in die linke Hand und gab Ray Laurie die rechte.
    Ray zog sich einen Stuhl heran. Schon stand der nächste Besucher in der Tür, und hinter ihm tauchte noch einer auf. Als Riker einen Blick aus dem Fenster warf, sah er, wie die vom Brunnenrand auf das Haus zukamen. Seine .38er Automatic zielte unter dem Tisch auf Ray Lauries Bauchnabel.
    Das Büro füllte sich. Riker zählte acht Mann, und damit war die Waffe in seiner Hand sinnlos geworden. Sie verteilten sich im Zimmer. Einer trat an das Fenster neben dem Schreibtisch, und ein anderer nutzte diese Ablenkung, um hinter dem Schreibtisch an der Wand Stellung zu beziehen. Riker hörte, wie schwere

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