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Der steinerne Engel

Titel: Der steinerne Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O'Connell
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Rückenstärkung zwei Streifenwagen mit.«
    »Danke«, sagte Mallory. Charles verbiss sich ein Lächeln. Der junge Polizist konnte ja nicht wissen, dass sie mit solchen Schwierigkeiten auch ohne Hilfe spielend fertig wurde.
    »Ist dir klar, dass Augusta ganz Owltown abgefackelt hat?«, fragte Charles fast beiläufig, als der Polizist abgezogen war.
    »Aufräumungsarbeiten«, meinte Mallory.
    »Wie meinst du das?«
    »Das Land gehört jetzt ihr, sie kann damit machen, was sie will.«
    »Soll das heißen, dass es Augusta war, die Malcolm den Immobilienbesitz der Neuen Kirche abgekauft hat?«
    Mallory nickte und zog Rikers Decke ein Stück höher. »Der ganze Laden- und Kneipenbezirk und auch das Land am Flussufer gehören jetzt ihr. Sie will ein Eulenhabitat daraus machen.« Sie warf einen Blick aus dem Rückfenster. Wieder ging hinter ihnen ein Haus in Flammen auf. »Die nächste Zwangsräumung!« Er sah, während der Sheriff und Lilith Beaudare einstiegen, Augustas schlanke Gestalt hinter dem Haus. Der Wagen rollte an den rauchenden Trümmern von Owltown vorbei. Charles beugte sich zu Mallory hinüber. »Sollten wir nicht wenigstens mit ihr darüber sprechen, dass ...«
    »Es ist nicht mehr viel übrig, Charles, nur diese eine Bruchbude.« Sie deutete auf den letzten Laden, den eine breite Schneise von seinen Nachbarn trennte. Doch plötzlich brannte auch dieses Haus wie Zunder. »Zu spät! Schade, was?« Lächelnd sah sie Charles an.
    Der Sheriff nahm die Ausfahrt zum Highway und fuhr in Richtung Krankenhaus. Im Rückspiegel loderten die Flammen von Owltown. Er wandte sich an die junge Frau auf dem Beifahrersitz, die seit dem Schuss auf Malcolm Laurie kein Wort mehr gesagt hatte. »Heute hast du dir dein Gehalt verdient, Lilith. Dein Dad kann stolz auf dich sein.«
    »Sie hat mit dem Schuss zu lange gewartet«, ließ sich Mallory von der Rückbank her vernehmen. »Sie muss noch an sich arbeiten.«
    »Aber sie hat sich geweigert, die Waffe fallen zu lassen«, verteidigte der Sheriff sie, »und hat verdammt gut gezielt.«
    »Stimmt«, räumte Mallory ein. »Ganz erstaunlich für eine Anfängerin. Aber abdrücken muss sie in Zukunft schneller.«
    »An den Lauries kann sie's nicht mehr üben, das wäre nicht fair. Wer schießt schon auf hinkende Ziele?«
    »Wo ... was ist passiert?« Riker hatte die Augen halb geöffnet, sah erst rechts, dann links aus dem Fenster und versuchte mühsam, sich wieder in der Welt zurechtzufinden.
    »Alles erledigt«, erwiderte Mallory. »Schlaf weiter.«
    »Das wohl kaum«, wandte Charles ein. »Wir wissen immer noch nicht, wer Babe Laurie umgebracht hat.«
    »Und werden es vielleicht auch nie erfahren«, sagte der Sheriff gleichmütig, und Charles begriff, dass der Sheriff das Rätsel gelöst hatte, denn er sah Tom Jessop im Rückspiegel zufrieden lächeln. Mallory schien seine Frage überhaupt nicht zu interessieren.
    »Hey, Kathy«, sagte Riker.
    »Nicht sprechen«, mahnte Mallory. »Wir sind gleich da.«
    »Erinnerst du dich noch an die Zeit, als du eine kleine Range warst und ich noch Kathy zu dir sagen durfte?«
    »Ja, natürlich. Ruh dich jetzt aus. Mach die Augen zu«, kommandierte sie, aber ihre Stimme klang sanft und beruhigend, als spreche sie zu einem Kind.
    Auf Kommandos reagierte Riker immer ziemlich ungnädig. Er hatte jetzt die Augen weit geöffnet. »Wir haben verdammt viel zusammen durchgemacht, oder?«
    »Ja, Riker.«
    »Darf ich dich jetzt Kathy nennen?«
    »Nein.«
    Riker schloss die Augen, grinste und murmelte etwas möglicherweise nicht sehr Schmeichelhaftes. Aber auch jetzt musste Mallory das letzte Wort haben. Sie beugte sich zu ihm hinunter. »Schlaf!«
    Charles betrachtete seine lädierten Reisegefährten. Der Sheriff hatte einen breiten Verband über dem rechten Auge, schien aber bester Laune. Riker widersetzte sich schon wieder Mallory - ein Zeichen, dass es ihm besser ging. Mallory selbst, die zahlreichen Menschen schwere Verletzungen zugefügt hatte, wirkte nur ein wenig müde, wie nach einem ganz gewöhnlichen anstrengenden Arbeitstag.
    Bei Lilith sah das anders aus. Sie hatte einen Menschen getötet und war seelisch nicht so robust wie die skrupellose Mallory.
    Charles, der sie im Profil vor sich hatte, sah, dass sie aus dem Fenster blickte und dabei fast unmerklich den Kopf hin und her bewegte, um nicht unversehens in einen Schockzustand zu geraten. Ihre Lippen waren grimmig zusammengepresst. Um einen Schrei zu ersticken? Die Augen waren traurig und

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