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Der steinerne Engel

Titel: Der steinerne Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O'Connell
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Therapie abgebrochen hatte, weiter Klavierstunden gegeben?«
    »Die Therapie wurde nicht abgebrochen. Ira hing sehr an meiner Mutter und ist täglich zur gewohnten Zeit bei ihr aufgetaucht. Sein Vater sollte auf ihn aufpassen, wenn Darlene arbeitete, aber er eignete sich nicht recht zum Babysitter, und deshalb stand dann Ira immer wieder im Garten, und meine Mutter brachte es nicht übers Herz, ihn wegzuschicken.«
    Charles hielt den Zündschlüssel in der Hand. Das Metronom tickte jetzt nur noch einmal in jedem Takt. Die Vögel sangen lauter und hektischer, als könnten sie ihre Lieder gar nicht schnell genug loswerden. Morgen früh, wenn sie Augustas Vogelparadies hinter sich gelassen hatten, würde es ganz still um sie sein. Meilenweit nur leere Straßen und ...
    »Du hast nie gefragt, ob ich Babe Laurie umgebracht habe«, sagte Mallory.
    »Das war nicht nötig. Er ist hinterrücks mit einem Stein erschlagen worden, und das ist nicht dein Stil. Etwas anderes wäre es gewesen, wenn man ihn mit einer sauberen Schusswunde gefunden hätte.« Er legte den Gang ein und sah noch einmal zum Haus der Shelleys zurück. »Allerdings habe ich den Eindruck, dass ich der Einzige bin, der den Namen des Mörders nicht kennt.«
    »Das stimmt nicht, Charles. Riker und Augusta glauben ihn zu kennen, aber sie liegen falsch.«
    »Und der Sheriff?«
    Sie wandte sich ab. »Niemanden interessiert es, wer Babe Laurie umgebracht hat. Es ist unwichtig.«
    »Diese Sprüche kann ich schon nicht mehr hören. Mich interessiert es.« Der Wagen rollte durch den Garten. Als sie die Straße erreicht hatten, hielt Charles jäh an. »Soll ich daraus schließen, dass der Sheriff den Täter kennt und nichts unternimmt? Und du auch nicht?«
    Ja, natürlich kannte sie den Täter, er hätte gar nicht zu fragen brauchen. Manchmal vergaß er eben, dass sie sich noch immer an ein Gebot hielt, das für Kinder selbstverständlich ist: Seine Spielkameraden verpetzt man nicht.
    »Kannst du mir nicht wenigstens einen Tipp geben, Mallory?«
    Sie sah ihn einen Augenblick nachdenklich an. Überlegte sie immer noch, ob sie ihm vertrauen konnte? Nach allem, was sie zusammen durchgemacht hatten? Das Metronom schlug einmal an. Charles wartete. Die Sekunden bis zum nächsten Tick schleppten sich quälend langsam dahin.
    »Es gibt keine Beweise«, sagte sie.
    »Ich habe auch gar nicht die Absicht, den Täter auf eigene Faust zu schnappen. Aber wenn du mir nicht eine faire Chance gibst, das Rätsel zu lösen, verliere ich darüber noch den Verstand.«
    »Ich habe dir gesagt, dass das Krankenhaus die alten Unterlagen aus dem Archiv auf den Computer einscannen lässt. Augustas Bekannte muss beim Scannen den Syphilisbefund in Iras Laborbericht entdeckt haben und hat eine Markierung angebracht, um auf den Kindesmissbrauch aufmerksam zu machen. Als ich mich in den Daten des Krankenhauscomputers umgesehen habe, war der Vorgang noch nicht vollständig, nur die Markierung, Iras Name und die Krankheit waren vermerkt.«
    »Kindesmissbrauch? Aber er war kein Kind mehr.« Er hob eine Hand. »Oder doch, warte ... Unterbrich mich, wenn ich das falsch sehe. Bei Ira wurde die Diagnose Autismus in eine schwere Entwicklungshemmung umgewandelt, weil das die einzige Möglichkeit war, ihn in einem staatlichen Therapieprogramm unterzubringen. Deshalb und durch die Abhängigkeit von seiner Mutter war er juristisch gesehen minderjährig. Richtig?«
    »Richtig. Als Darlene Ira mit gebrochenen Händen in die Notaufnahme brachte, haben sie im Computer die Markierung gesehen und den Sheriff verständigt.«
    Das Metronom hatte das Ticken endgültig eingestellt.
     
    Riker hatte es in knapp zehn Minuten geschafft, mit einem Arm zu packen. Zuletzt holte er die Unterwäsche aus dem obersten Kommodenschubfach und wickelte sie zu einem Knäuel zusammen, um es mit einem Griff im Koffer verstauen zu können. Normalerweise bewegte er sich nicht so schnell, aber die Homebase war schon in Sicht, und er wollte kein Risiko mehr eingehen. Die Kofferschlösser schnappten zu. Fertig.
    Und doch zu spät.
    Mist!
    »Nicht so eilig.« Charles Butler lehnte am Türrahmen wie ein lebendig gewordenes »Kein Ausgang!«-Schild.
    Riker ließ sich neben seinem Koffer aufs Bett fallen. Ein Königreich für einen Drink! Die Hoffnung auf einen gemütlichen Sessel in der Flughafenbar und vielleicht den Austausch von Kriegserinnerungen mit Tom Jessop konnte er sich jetzt wohl aus dem Kopf schlagen.
    »Es geht um das Geständnis,

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