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Der steinerne Engel

Titel: Der steinerne Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O'Connell
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Baseballschläger, der andere hatte in jeder Hand einen Stein.
     
    Der Sheriff blickte stur geradeaus. Im Licht der Scheinwerfer konnte er die Bäume und Sträucher am Straßenrand erkennen, aber der Mond hatte sich hinter Wolken verzogen, und jenseits der Scheinwerferkegel war tiefe Schwärze. Als er die Abzweigung nach Owltown erreicht hatte, sah er die Flammen und hielt an. »Raus!«, schrie er.
    Lilith Beaudare wollte protestieren, aber er kam ihr zuvor. »Das ist meine persönliche Sache, Lilith, bei der es nicht so ganz legal zugehen dürfte. Du hast doch bestimmt keine Lust, deinen Urlaub im Gerichtssaal zu verbringen, um gegen mich auszusagen ...«
    Guy Beaudare würde der Tod seines einzigen Kindes tief treffen, und wenn er, Tom Jessop, auch stark bezweifelte, dass er den alten Freund in diesem Leben noch einmal wieder sehen würde, konnte er sich doch dessen Kummer gut vorstellen. Er wusste ja, wie sehr er unter dem Verlust der kleinen Kathy Shelley gelitten hatte.
    Lilith war noch jung. Früher oder später würde sie über das, was er ihr antun musste, hinwegkommen.
    »Sie können doch nicht...«, fauchte sie ihn wütend an, aber weiter kam sie nicht. Er langte über sie hinweg, öffnete die Beifahrertür und stieß sie aus dem Wagen. Im Rückspiegel sah er, wie sie aufstand, sich den Staub von den Sachen klopfte und mit großen Augen den schnell kleiner werdenden Rücklichtern seines Wagens nachschaute.
     
    Rikers Kopfwunde blutete noch. Nur daran merkte man, dass er noch am Leben war. Vielleicht war es ein Segen, dass er nicht mitbekam, was sie erwartete.
    Malcolm legte auf Charles an. Der lauschte dem Knistern des Feuers und betrachtete die wutverzerrten Gesichter, die sie anstarrten. Ihre Verfolger waren alle wieder da. Dann wandte er sich Mallory zu. Ihr Gesicht leuchtete im Schein des Feuers und gab ihm Trost. Der Tod war jetzt ganz nah, aber er hatte nun keine Angst mehr. Dieser Moment war der Höhepunkt seines Lebens, das nur noch eine kostbare Sekunde dauern würde.
    Und dann fragte er sich, wie Mallory ihm wohl die Freude daran verderben könnte - denn darin war sie groß.
    »Wenn du dich auch nur einen Millimeter bewegst, Charles, bring ich dich um«, sagte Malcolm.
    Es war wohl logisch, zuerst das größte Ziel unschädlich zu machen, aber in Mallory die kleinere Gefahr zu sehen fand Charles ausgesprochen kurzsichtig. Er hütete sich, Malcolm darüber aufzuklären, denn in letzter Minute hatte er nun doch noch ein Geschenk für Mallory. Mit seinem Tod konnte er ihr die Sekunden der Ablenkung erkaufen, die sie brauchte, um zu flüchten, zu überleben.
    »Du bist ein Trottel, Malcolm«, sagte Mallory mit abgrundtiefer Verachtung. »Ein ausgemachter Idiot.«
    War das die richtige Zeit für eine Schimpfkanonade? Vielleicht wäre es eleganter, sich ...
    »Soviel ich weiß, ist der Idiot von Dayborn tot.« Malcolm lächelte hinter dem Visier seiner Flinte.
    Sie schüttelte mit spöttischer Miene den Kopf. »Du machst immer denselben Fehler, Malcolm. Regelmäßig verziehst du dich, ehe die Arbeit erledigt ist. Ira lebt. Da hast du wieder mal Mist gebaut.«
    Malcolm senkte den Flintenlauf, behielt aber Charles immer noch im Blick.
    »Wieder hast du dir einen Schnitzer geleistet, der den Sheriff zu drei weiteren Morden führen wird«, sagte sie herausfordernd. Die Menge drängte näher heran.
    »Mund halten.« Malcolm richtete die Flinte jetzt auf sie. »Halt's Maul, du Schlampe.«
    Er konnte es sich nicht leisten, sein Publikum an eine Konkurrentin zu verlieren.
    »Sieht so aus, als ob du ausnahmsweise mal deine Morde selber begehen willst, wie?«, fragte Mallory fast gelangweilt. »Wenn man dem Zeugen glauben darf, hast du den Tatort verlassen, ehe meine Mutter gesteinigt wurde. Die schmutzige Arbeit hast du deinen Brüdern überlassen. Wäre es zum Prozess gekommen, hättest du dich aus einer Mordanklage vermutlich herauswinden können.«
    Vom Highway aus raste mit blinkendem roten Licht und heulender Sirene der Wagen des Sheriffs heran und rollte zwischen den brennenden Häuserzeilen auf sie zu.
    »Greift ihn euch!«, brüllte Malcolm.
    Die Menge stürzte auf den Wagen zu, der in einem Morast von Armen und Beinen stecken blieb. Wie Insekten wimmelten die Menschen um den Wagen herum, rissen die Fahrertür auf und zerrten der Sheriff heraus. Charles sah, dass er an der Schläfe blutete, als ihn der Mob Malcolm vor die Füße warf.
    Die Hand des Sheriffs stahl sich zu seiner Dienstwaffe. Ein Warnruf

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