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Der steinerne Engel

Titel: Der steinerne Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O'Connell
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Kumpel. Sie haben die Kleine des Sheriffs geschickt abgeschüttelt, aber mit einem zweiten Cop hatten Sie nicht gerechnet, was?«
    Augusta kam wieder herein. Eine altmodische Brille mit dicken Gläsern, durch die ihre Augen stark vergrößert wirkten, saß auf ihrer Nasenspitze.
    Sonderbar.
    »Na, dann lassen Sie noch mal sehen ...« Sie beugte sich wieder über den Ausweis, dann musterte sie Riker. »Ein sehr hübsches Bild von Ihnen.« Sie machte ihn mit Henry und Charles bekannt und fügte hinzu: »Mr. Butler war so freundlich, mir bei gewissen juristischen Fragen in einer Erbschaftsangelegenheit behilflich zu sein.«
    Die Täuschung nahm allmählich fast surreale Dimensionen an. Riker hatte auch jetzt nicht zu erkennen gegeben, dass er
    Charles kannte, Augusta blieb bei der Ausrede von der Erbschaftsangelegenheit, und Henry bewahrte offenbar alle Geheimnisse, die ihm anvertraut wurden, in seinem Herzen. Man konnte es allerdings auch anders sehen: Er hatte den Kopf eingezogen und war einfach abgetaucht. Charles schüttelte Riker die Hand und beschloss, es genauso zu machen.
    Augusta ging zum Herd und rührte in einem Topf herum. »Sie machen mir doch alle die Freude, zum Essen zu bleiben?«
    »Ich wollte sie nicht belästigen, Ma'am«, sagte Riker, »aber ich brauche Informationen über die Gefangene des Sheriffs. Ihr Name ist Mallory.«
    »Ich kann Ihnen zeigen, wo das Büro des Sheriffs ist. Wenn Sie quer durch den Friedhof gehen, kommen Sie auf der Straße heraus, die über die Brücke führt, und ...«
    »Beim Sheriff war ich schon. Er sagt, dass die Gefangene geflüchtet ist, Ma'am. Vorgestern.«
    »O Gott!« Augusta drehte sich langsam um und ging leicht taumelnd zum Tisch zurück. Charles machte erschrocken einen Schritt auf sie zu, aber Henry Roth, der direkt hinter Riker stand, hielt ihn mit einer Handbewegung zurück.
    Augusta ließ sich auf einen Stuhl sinken, und Henrys Hände erläuterten: »Die typische Reaktion einer Frau aus dem Süden. Sie kann ihr eigenes Gewicht in Konservendosen stemmen, aber im Augenblick spielt sie das zarte, zerbrechliche Wesen.«
    Es war eine überzeugende Vorstellung. Riker schien ehrlich besorgt. Er sah nur das graue Haar, das faltige Gesicht, die blauen Augen einer Frau, die halb blind sein musste, weil sie so dicke Gläser brauchte.
    »Entschuldigen Sie vielmals, Ma'am«, sagte Riker. »Ich wollte Sie nicht erschrecken.«
    Augusta fächelte sich matt mit der Hand Luft zu. »Wasser ...«
    Riker eilte zur Spüle, ließ Wasser in ein Glas laufen und brachte es ihr. Dann zog er sich einen Stuhl heran und setzte sich ihr gegenüber an den Tisch.
    »Danke vielmals.« Sie griff mit beiden Händen nach dem
    Glas und trank. »Das ist ja unvorstellbar! Eine Mörderin, die in unserem Dayborn frei herumläuft...«
    »Ob sie wirklich jemanden umgebracht hat, ist noch nicht raus«, sagte Riker. »Ich glaube kaum, dass Sie in Gefahr sind.«
    »Das ist wirklich sehr tröstlich. Und rechnen Sie damit, diese Person bald zu finden?«
    »Ich bin nicht befugt, eine Verhaftung vorzunehmen, Ma'am, ich bin in Louisiana nur zu Besuch.«
    Augusta legte mit einer anmutigen Bewegung eine Hand ans Gesicht und lächelte fast schüchtern. »Das ist aber nett.«
    Henrys Hände lieferten die Übersetzung: »Nichts sagendes Geschwätz, um sich nicht eindeutig festlegen zu müssen.«
    »Ich glaube, dass diese Mallory mir helfen kann«, sagte Riker. »Ich bearbeite nämlich einen Mordfall.«
    Augusta legte die Hand vor den Mund. »Das ist ja schrecklich.«
    Henry erläuterte, dass das genauso viel oder so wenig besagte wie »Das ist aber nett«.
    »Man hat mir erzählt, dass ihre Mutter von einem mörderischen Mob umgebracht wurde. Haben Sie eine Ahnung, was ...«
    Stöhnend legte sie den Handrücken an die Stirn. »Wenn ich an diesen schrecklichen Mord nur denke ... mein Gott, mein Gott, mir wird himmelangst...«
    »Hysterische Zustände, ein inzwischen ziemlich aus der Mode gekommener Trick«, erklärte Henry, »um eine Diskussion zu vertagen und Zeit zu gewinnen.«
    »Es tut mir Leid, dass ich Sie damit behelligen muss, Ma'am«, sagte Riker, »aber ich brauche dringend Ihre Hilfe.«
    »Es ist sehr schmeichelhaft, dass Sie glauben, gerade ich könnte Ihnen helfen.«
    Charles sah Henry an. Der schüttelte den Kopf. »Einem Gegner würde sie nie helfen. Wenn Riker vor ihren Augen verbluten würde, hätte er keine Chance.«
    Als Augusta nach einem Blatt Papier griff, die Augen verdrehte und anfing, sich

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