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Der steinerne Engel

Titel: Der steinerne Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O'Connell
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zuzufächeln, war klar, dass sie es zu weit getrieben hatte. In Rikers Augen blitzte es auf. Er hatte begriffen, dass Augusta zur Gegenpartei gehörte, und stellte sich entsprechend darauf ein.
    Jetzt ließ er seinen Blick noch einmal durch die Küche wandern. Es roch nach flüssigen Putzmitteln. Auch Charles sah sich um.
    Am Vortag war die Küche relativ ordentlich gewesen, heute aber sah sie makellos aus. Der gelbe Belag, den Augustas Zigarillos zu hinterlassen pflegten, war von den Glasscheiben der Schränke verschwunden, die Dosen und Schachteln in den Regalen standen in Reih und Glied, die Kupfergefäße blitzten und blinkten. Selbst die Kräutertöpfe auf dem Fensterbrett waren frisch poliert und im gleichen Abstand voneinander aufgereiht, die Blätter der Pflanzen glänzten wie frisch gewaschen. So viel Ordnung und Sauberkeit war nicht mehr normal. Sie hätte ebenso gut auf der fleckenlos sauberen Porzellanspüle ihre Fingerabdrücke hinterlassen können.
    Riker hatte Mallory gefunden, und das stärkte sein Selbstbewusstsein ganz erheblich.
    »Kein Wunder, dass Sie sich in einem verschlafenen Nest wie Dayborn über so was aufregen, Ma'am«, sagte er. »In New York ist das für uns nichts Besonderes. Da laufen tausend entsprungene Häftlinge rum, von denen jeder Ihnen bedenkenlos die Kehle durchschneiden würde, um an Ihr Kleingeld zu kommen. Wir sind stets auf alles gefasst. Ein gefährliches Pflaster, dieses New York.«
    Augusta erwiderte Rikers Lächeln und akzeptierte mit leicht schief gelegtem Kopf die geänderten Spielregeln. Noch ging es dabei nicht um Hauen und Stechen - aber das konnte noch kommen.
    »Wenn Sie schon New York für gefährlich halten, Detective Riker«, erwiderte sie und nahm die Brille ab, »darf ich Ihnen sagen, dass wir fünf verschiedene Arten von Giftschlangen und tödlichen Spinnen haben. Unsere Alligatoren sind länger als zwei New Yorker zusammen und unsere Moskitos so groß, dass Sie einen Sattel darauflegen könnten.«
    »In New York haben wir Ratten, die in Belmont Rennen laufen könnten, Staus von Harlem bis zur Battery und zwei Flüsse voll toter Fische und ermordeter Steuerzahler.«
    Augusta schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Ich gehe jede Wette ein, dass wir die Luft besser verschmutzen und die Leute schneller umbringen können als ihr. Haben Sie die chemischen Werke am Fluss gesehen? Diese Krebsfabriken hat uns Satan samt seinen Helfershelfern vertraglich überschrieben, und die zusätzliche Vergiftung von Luft und Wasser hat uns keinen Cent zusätzlich gekostet. Wenn das kein Geschäft ist... Wir dulden die Korruption hier nicht, wir fordern sie ein, während Sie es nur mit einer kümmerlichen kleinen Insel mit Verkehrsproblemen zu tun haben. Über New York brauchen Sie mir nichts zu erzählen.«
    »Miss Trebec, ich glaube, ich habe mich verliebt.«
    »Dann müssen Sie mich Augusta nennen.« Sie lächelte so charmant verlogen wie bei einem Flirt.
    Riker taute ein bisschen auf. Er sah sie bewundernd an, aber auf den Fangschuss wollte er doch nicht verzichten. »Sie sind verdammt hart, Augusta, das muss Ihnen der Neid lassen. Deshalb haben Sie, als Mallory vor der Tür stand, kurz entschlossen einen Stein nach ihr geworfen, und sie ist weggerannt, stimmt's?«
    Riker lehnte sich zurück und zündete sich eine Zigarette an. Es war so still in der Küche, dass man deutlich das Ping hörte, mit dem das abgebrannte Streichholz den gläsernen Aschenbecher traf und zwischen Augustas Zigarillokippen landete. »Ich muss mit Mallory sprechen. Es ist wichtig. Richten Sie ihr das aus.« Er blies eine Rauchwolke in die Luft und blickte zur Tür, als könnte er dahinter Mallory sehen.
    Augusta trommelte leicht mit den Fingern auf den Tisch. »Ich glaube kaum, dass sie hierher kommen würde. Ich bin in der Gegend für meine skrupellose Brutalität bekannt. Aber wenn ich sie sehe, bin ich gern bereit, Mallory für Sie über den Haufen zu schießen.«
    »Sie erreicht mich in dem Hotel am Marktplatz.«
    »Oder im Büro des Sheriffs«, ergänzte Augusta mit einem vorwurfsvollen Unterton.
    »Ja, da auch. Aber von unserem Gespräch wollte ich eigentlich dem Sheriff nichts sagen«, erklärte Riker in einem Ton, der erkennen ließ, dass er, wenn er wollte, allerlei Schaden anrichten konnte.
    »Ich habe keine Geheimnisse vor dem Sheriff«, sagte Augusta unbeeindruckt. »Den kenne ich nämlich noch aus der Zeit, wo ich ihm den Hintern und die Nase abgewischt habe. Kann sein, dass ich es

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