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Der steinerne Kreis

Der steinerne Kreis

Titel: Der steinerne Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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um die Finanzierung einer Expedition in die polare Tundra bemüht, doch der offizielle Auftrag ließ auf sich warten. Er hatte sich schließlich der Diplomatie zugewandt und nach einer Weile diesen Posten in Ulan Bator ergattert, den kein Mensch haben wollte. Voller Begeisterung hatte er sich daran gemacht, die Völker auf diesem neuen Territorium zu studieren.
    Diane hörte seinen Ausführungen nur mit halbem Ohr zu. Etwas anderes fesselte ihre Aufmerksamkeit: In dem ansonsten menschenleeren Saal speiste im Zwielicht flackernder Lampen eine weitere Person. Er schien westlicher Herkunft und trug trotz der Dunkelheit eine Sonnenbrille. Seinem Gesicht nach war er um die sechzig, doch seine zurückgekämmten Haare leuchteten in einem Nikotingelb, das zu keinem Alter passte.
    Giovanni schien die sonderbare Gestalt nicht bemerkt zu haben. Er schob seinen Teller zur Seite und holte ein Notebook aus seinem Rucksack. »Ich habe unsere Reiseroute hier im Computer. Interessiert?«
    Diane ging zur anderen Seite des Tisches hinüber und beugte sich über den Bildschirm. Giovanni hatte unterdessen eine Landkarte der Mongolischen Republik geladen, die Ortsnamen in kyrillischen Buchstaben.
    Mit dem Cursor zeichnete Giovanni einen Kreis in die Mitte des Monitors. »Hier sind wir«, sagte er. Dann zog er eine lange Linie schräg nach oben zu einem winzigen blauen Fleck nahe der russischen Grenze, der vermutlich einen See darstellte. »Dorthin wollen wir«, setzte er hinzu. »Tsagaan-Nuur. Der Weiße See.«
    Die Linie zog sich fast über den gesamten Bildschirm.
    »So … weit ist das?«, fragte Diane.
    »Ja, tausend Kilometer nordwestlich. Zuerst nehmen wir ein Flugzeug nach Mörön. Hier. Dann fliegen wir weiter zu dem Dorf Tsagaan-Nuur. Danach werden wir uns Rentiere kaufen, um zum eigentlichen See zu gelangen.«
    »Rentiere?«
    »Es gibt keine Straße. Ein Fahrzeug kommt nicht dorthin.«
    »Aber … wieso dann nicht eher Pferde?«
    »Wir müssen über einen Pass, der mehr als dreitausend Meter hoch ist. Dort oben ist Tundra – da wächst nichts mehr, nur noch Moose und Flechten. Ein Pferd hält das nicht durch.«
    Diane gewann allmählich eine Vorstellung von der bevorstehenden Reise. Wie zur Besänftigung suchte sie nach irgendeinem banalen Objekt, einem vertrauten Detail, und ihr Blick fiel auf die Teekanne, die auf dem Tisch stand: ein rot lackierter Zylinder mit aufgedruckten chinesischen Blumen. Sie schenkte ihre Tasse noch einmal voll und betrachtete gedankenverloren die langen braunen Blätter, die in der rötlichen Flüssigkeit schwammen. »Wie lange brauchen wir von Ulan-Bator nach Tsagaan-Nuur?«, fragte sie.
    »Einen Tag. Wenn wir’s schaffen, die beiden Flüge aneinander zu hängen.«
    »Und dann, wie lange dauert es bis zum See?«
    »Auch einen Tag, würde ich sagen.«
    »Und vom See bis zum Tokamak?«
    »Ein paar Stunden. Das Labor ist dort ganz in der Nähe, hinter dem ersten Berg der Hor’dil-Sar’dag-Kette.«
    Sie dachte an das schicksalhafte Datum, den 20. Oktober, und rechnete nach. Wenn sie sich am nächsten Morgen, dem 17. Oktober, auf den Weg machte, käme sie rechtzeitig an und hätte sogar noch einen Tag zur Sicherheit.
    Sie trank einen Schluck Tee und fragte: »Waren Sie je dort?«
    »Niemand ist je dort gewesen! Bis Mitte der achtziger Jahre war das militärisches Sperrgebiet …«
    »Was wissen Sie über den Tokamak?«, fragte sie weiter.
    Giovanni sah sie unschlüssig an. »Nicht besonders viel«, gab er zu. »Dass er ein Forschungsreaktor war, wo mit Kernfusion experimentiert wurde. Aber das war’s dann schon. Physik ist wirklich nicht mein Fach.«
    »Wussten Sie, dass an den TK 17 auch ein Labor für Parapsychologie angeschlossen war?«
    »Nein. Das ist ja das Allerneueste. Interessieren Sie sich dafür auch?«
    »Mich interessiert alles an dieser Anlage.«
    Giovanni wurde nachdenklich. Nach einer Weile murmelte er: »Das ist wirklich merkwürdig, dass Sie das jetzt sagen.«
    »Wieso?«
    »Weil ich im Zusammenhang mit meiner Doktorarbeit mit solchen Labors zu tun hatte; allerdings nicht mit diesem.«
    »Ich dachte, Sie hätten sich mit der Verfolgung der sibirischen Völker befasst?«, wunderte sich Diane.
    »Eben.«
    »Eben was?«
    Der Italiener setzte eine verschwörerische Miene auf. Er warf einen kurzen Blick auf den Brillenträger, dann sagte er grinsend: »Vorsicht vor slawischen Spionen.«
    Er rückte näher, beide Ellenbogen auf den Tisch gestützt. »Also hören Sie zu«, sagte er. »Ein

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