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Der steinerne Kreis

Der steinerne Kreis

Titel: Der steinerne Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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danach seine Geliebte.
    Aber das spielt keine Rolle. Wichtig ist vielmehr, dass die Frau nach dem Eingriff unfruchtbar war und deswegen ein Kind adoptiert hat, dieses Jahr im September, und zwar einen kleinen Vietnamesen: Sie hat ihn aus einem Waisenhaus in Hanoi, das zum großen Teil von van Kaen höchstpersönlich finanziert wird.
     
    Diane musste sämtliche Muskeln ihres Gesichts anspannen, um nicht zu schreien. Ein weiterer Mausklick. Der Text rollte weiter:
     
    Ich habe daraufhin sofort entsprechende Erkundigungen über Philippe Thomas alias François Bruner angestellt, und innerhalb einer Stunde hatte ich, was ich wissen wollte: Ebenfalls im Jahr 1997 hat der Ex-Spion eine seiner Mitarbeiterinnen unter die Fittiche genommen, eine gewisse Martine Vendhoven, 35 Jahre alt, verheiratet und Expertin für die Malerei der Fauves. Besonderes Kennzeichen: Sie leidet unter einer Eierstock-Insuffizienz und kann keine Kinder bekommen. Ende August dieses Jahres hat sie aus einem Waisenhaus in Siem-Reap in der Nähe von Angkor einen kleinen Kambodschaner adoptiert. Vermittelt wurde die Adoption durch eine kambodschanische Stiftung. Philippe Thomas ist einer ihrer wichtigsten Geldgeber.
     
    Atemlos las Diane weiter. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr jedes einzelne Wort wie ein Nagel ins Fleisch getrieben.
     
    Natürlich können diese Übereinstimmungen nicht bloße Zufälle sein. Diese Männer, ehemalige Kommunisten, die beide in ihrer Vergangenheit mit der Mongolei und mit dem Tokamak zu tun hatten, haben dafür gesorgt, dass mehr oder weniger zum selben Zeitpunkt Kinder aus Asien zu europäischen Adoptiveltern kamen. Und diese Kinder sind vermutlich »Wächter« und stammen aus der Gegend um den Fusionsreaktor. Diane, es ist klar, dass Sie ohne Ihr Wissen auf Vermittlung eines Bekannten oder Verwandten ein Kind adoptiert haben. Möglicherweise eines älteren Mannes, der eine sowjetische Vergangenheit haben könnte. Wer kann das sein? Sie müssen es herausfinden. Sie müssen es mir sagen. Und Sie müssen sich so schnell wie möglich mit mir in Verbindung setzen!
    C. G. Jung meinte, es seien nicht die Autoren, die sich ihre Personen suchen, sondern die Personen suchen sich ihren Autor. Ich glaube, für das Schicksal gilt dasselbe. Ich schließe die Augen und versuche Sie als glückliche Ehefrau und Mutter mehrerer unkomplizierter Kinder zu sehen: Es gelingt mir nicht. Nehmen Sie’s mir nicht krumm – das ist ein Kompliment. Rufen Sie mich an.
    Einen Kuss, Patrick.
     
    Diane schloss die Nachricht und löschte sie. Giovanni, der sich diskret im Hintergrund gehalten hatte, kam näher und fragte: »Sind es gute Nachrichten?«
    Sie konnte nicht einmal den Blick heben. Sie antwortete lediglich: »Ich muss jetzt schlafen.«
     
     
     
KAPITEL 52
     
    Die Entscheidung war in seiner Villa im Luberon gefallen, in der Stunde, in der die Insekten endlich verstummen. Diane erinnerte sich vor allem an die Farben, die mit der hereinbrechenden Nacht immer intensiver wurden – das Ocker der Steinbrüche über den Pinien und Ulmen; das Rotviolett des Himmels, der in der Dämmerung nach und nach zu schillern begann; und das zu harte, zu künstliche Blau des Swimmingpools im Garten.
    Mit seiner tragenden Stimme, umwabert vom Zigarrenrauch, hatte der Mann geredet, während sie den davonfliegenden Rauchschleiern nachsah und ihren Träumen nachhing.
    In diesem August 1997 hatte er ihr geraten, ein Kind zu adoptieren. Diane hatte selbst schon daran gedacht, aber die Entscheidung traf sie erst an diesem Abend.
    Ein knappes Jahr später, im März 1998, hatte er ihr angeboten, sich persönlich einzusetzen, um das Verfahren zu beschleunigen. Er könne sich mit dem Leiter des Jugendamts in Verbindung setzen, sagte er. Er könne sich an die Adoptionsvermittlung wenden. Er könne den Sozialminister anrufen. Er könne alles Mögliche unternehmen. Diane hatte sich zunächst geweigert; erst als ihr klar wurde, dass ihr Antrag offensichtlich bei den Akten gelandet war, hatte sie sein Angebot angenommen – unter der Bedingung, dass ihre Mutter nichts davon erfuhr.
    Einige Monate später lag die Genehmigung vor, und sie konnte nun ein internationales Adoptionsverfahren einleiten. Der Mann hatte sie an ein Waisenhaus verwiesen, das von einer Organisation unterstützt wurde, die er selbst mitfinanzierte: die Stiftung Boria-Mundi.
    Anfang September war Diane nach Ranong geflogen und hatte Lucien abgeholt. Überdeutlich kam ihr ein Bild in Erinnerung:

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