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Der steinerne Kreis

Der steinerne Kreis

Titel: Der steinerne Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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erkannte erst jetzt, dass sich in der Maschine ein längliches Gebilde unter einem Tuch befand. Sie starrte auf das Leichentuch und murmelte: »Wollen Sie damit sagen, Sie haben die Leiche mit dem Tomografen …«
    »Das Material hatten wir ja zur Hand.« Wieder lächelte der Inspektor. »Durchaus interessant, einen Toten in einem Krankenhaus zu entdecken.«
    »Sie sind verrückt.«
    »Eher in Eile. Mit diesem Apparat ist es uns gelungen, eine virtuelle Autopsie an van Kaen durchzuführen. Jetzt werden wir ihn ganz regulär der Gerichtsmedizin übergeben, und keiner hat was gesehen.«
    »Was für eine Sorte Polizist sind Sie eigentlich?«
    Langlois wollte eben antworten, als die Zwischentür aufgerissen wurde und jemand sagte: »Wir haben uns geirrt.«
    Der Inspektor drehte sich zu dem jungen Mann um, der hereingekommen war. Blonde Kraushaare, graue Haut, entzündete Augen: Er erinnerte an eine angerauchte Zigarre. »Wir haben uns geirrt, Langlois«, wiederholte er.
    »Inwiefern?«
    »Es war Mord. Ein höchst erstaunlicher Mord.«
    Der Inspektor warf Diane einen Blick zu. Sie glaubte seine Gedanken zu erraten und sagte: »Es war Ihre Idee, mich überallhin mitzuschleppen. Also machen Sie ruhig weiter mit Ihren Methoden. Ich werde diesen Raum nicht verlassen.«
    Zum ersten Mal verrieten die Züge des Inspektors eine Anspannung, die jedoch gleich wieder verschwand. Er fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht, wie um seine verschmitzte Maske wieder aufzusetzen.
    »Sie haben Recht«, sagte er und wandte sich wieder an den Gerichtsmediziner. »Erzähl.«
    »Als wir mit den Schichtaufnahmen des Oberkörpers anfingen, rechneten wir mit Anzeichen einer Nekrose in der Gegend. Einem Überschuss an herzmuskelspezifischen Isoenzymen oder anderen Hinweisen auf einen Infarkt …«
    »Komm zum Punkt. Was hast du gefunden?«
    Der Gerichtsmediziner schien zu zerfallen, gleichzeitig aber hatte er etwas Zähes, Unverwüstliches an sich. Seine Lider zwinkerten mehrmals in rascher Folge, dann ließ er die Bombe platzen: »Dem Kerl ist das Herz explodiert. Das Blut hat sich dermaßen im Herz konzentriert, dass es das Gewebe regelrecht zerrissen hat.«
    Langlois zeigte auf einmal seine wahre Jägernatur und fuhr ihn an: »Verdammte Scheiße! Du hast gesagt, es liegt keine Fremdeinwirkung vor!«
    Mit dem Anflug eines Lächelns sah ihn der Mediziner unter seinen Locken herauf an. »Das stimmt ja auch«, sagte er. »Es ist alles innerlich passiert. Im Körperinneren.« Er deutete auf den Monitor. »Schau dir die Bilder an.«
    Ohne einen Blick auf die übrigen Polizisten befahl der Inspektor: »Haut ab. ALLE!«
    Der Raum leerte sich. Der Gerichtsmediziner lud das Programm, rief die Datei auf, und auf dem Bildschirm erschien, dreidimensional, der düstere Anblick: das plastische Abbild des Oberkörpers von Rolf van Kaen, nackt, haarlos, auf Höhe des Nabels aufgeschnitten. Der Mediziner setzte sich vor den Bildschirm und begann mit seinem Vortrag.
    »Also, das ist die Drei-D-Darstellung des Opfers.«
    Der Körper drehte sich um die eigene Achse und kehrte dann in die Ausgangsstellung zurück, wie bei der virtuellen Präsentation eines Produkts.
    »Wie ich schon sagte«, wiederholte der Mediziner, »haben wir uns zuerst auf das Herz konzentriert. Vierzig Sekunden Erfassung waren ausreichend, um das Relief darzustellen …«
    »Okay, okay. Mach weiter.«
    Der Arzt gab Befehle ein.
    »Folgendes habe ich entdeckt …«
    Von den Schultern an verschwand der digitalisierte Körper abschnittweise. Zuerst kamen die Arterien zum Vorschein, dann erschien ein größerer Ausschnitt mit Organen und Fasern – fleischrotes Gewebe und ineinander verschlungene blaue Arabesken. Das Ganze drehte sich langsam, aber kontinuierlich, wie ein makabres Karussell. Diane war angewidert und fasziniert zugleich.
    Sie brauchte eine Sekunde, bis sie begriff, was der Gerichtsmediziner ihnen klarzumachen versuchte: Das Herz war in der Tat nicht mehr als solches erkennbar, sondern nur noch ein nach der Explosion von Blut und Gewebe erstarrtes Gebilde, ein schwärzlicher Fleck, der sich im Geflecht der Adern und Lungenbläschen ausgebreitet hatte.
    »Ich kann es isolieren«, verkündete der Gerichtsmediziner.
    Mit dem Mauszeiger fuhr er über den Bildschirm und ließ sämtliche Überreste von Organen verschwinden, bis das zerfetzte Herz auf dem Monitor erschien, hübsch herausgelöst vor neutralem Hintergrund. Mit seinen versteinerten bräunlichen Verästelungen und

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