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Der steinerne Kreis

Der steinerne Kreis

Titel: Der steinerne Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Darunter trug sie jetzt ein schlichtes, ärmelloses schwarzes Kleid, das sich, scheinbar nahtlos, eng um ihren Körper schmiegte. Nur ein schimmerndes Perlencollier, passend zu ihren Ohrringen, fiel über ihre Schlüsselbeine herab.
    »Du bist …«
    »Großartig?«
    Charles lächelte.
    »Wunderbar?«, schlug Diane weiter vor.
    Das Lächeln wurde breiter. Aus seinem dunklen Gesicht leuchteten makellose Zähne hervor.
    »Bezaubernd? Hinreißend? Sexy?«
    »Alles zusammen.«
    Sie seufzte und stützte das Kinn auf ihre langen, ineinander verschlungenen Finger. »Wieso muss ich die einzige sein, die sieht, was für eine lange, dürre Bohnenstange ich bin?«
    Charles Helikian zog eine Zigarre aus einer Innentasche. »Es ist jedenfalls nicht die Schuld deiner Mutter.«
    »Hab ich das behauptet?«
    Die braunen Tabakblätter knisterten zwischen seinen Fingern. »Sie hat mir von eurer kleinen … Auseinandersetzung erzählt.«
    »Das war schlecht.«
    »Wir haben keine Geheimnisse voreinander. Seit dem Unfall ruft sie dich ständig an, hinterlässt Nachrichten, während du …«
    »Ich will nicht mit ihr reden.«
    Er musterte sie ernst. »Ich verstehe dich nicht. Zuerst hast du jede Anteilnahme von ihr sowieso rundheraus abgelehnt, aber selbst jetzt, wo es Lucien besser geht, schottest du dich ab …«
    »Lass mich damit in Ruhe, ja? Ich bin nicht gekommen, um mit dir über sie zu sprechen.«
    Charles hob die Hand mit der Fläche zu ihr, wie eine weiße Fahne. Dann winkte er einem Ober und bestellte Kaffee für sich und Tee für sie. Mit seiner rauen Stimme fragte er: »Also, du wolltest mit mir sprechen – und es ist anscheinend ziemlich dringend. Worum geht es?«
    Diane warf ihm einen schiefen Blick zu. Der unselige Kuss kam ihr wieder in den Sinn. Sie spürte ein beginnendes Unbehagen, und ihre Wangen begannen zu glühen. Sie konzentrierte sich auf das, was sie zu sagen hatte, um ihre Unruhe zu überwinden.
    »Einmal«, begann sie, »hast du in meiner Anwesenheit über Hypnose gesprochen. Und du hast erzählt, dass du die Technik manchmal auch bei deinen Kunden anwendest.«
    »Das ist richtig. Zur Bekämpfung von Lampenfieber, vor öffentlichen Reden zum Beispiel … Und?«
    »Du hast gesagt, die Hypnose bietet praktisch unbegrenzte Möglichkeiten, das Gedächtnis zu erforschen.«
    »Tja, manchmal spiele ich den Experten«, sagte Charles ironisch.
    »Ich weiß es noch genau. Du hast erklärt, dass man unter Hypnose das Gedächtnis wie eine Kamera einsetzen und auf die Erinnerungen richten kann. Dass wir, ohne es zu wissen, im Unterbewusstsein jedes Erlebnis in allen Einzelheiten speichern. Eindrücke, die nie bis in unser Bewusstsein vordringen, aber hier« – sie deutete mit dem Zeigefinger auf ihre Schläfe – »in unserem Kopf fixiert sind.«
    »Da muss ich ja in Form gewesen sein!«
    »Das ist kein Witz. Du hast gesagt, unter Hypnose kann man vergangene Ereignisse noch einmal durchleben und auf diesen oder jenen Augenblick eingehen, sich auf bestimmte Details konzentrieren. Man kann seinen Geist wie einen Videorekorder benutzen – ein Bild anhalten, irgendeinen Bildausschnitt herzoomen …«
    Charles hörte auf zu lächeln und fragte: »Worauf willst du eigentlich hinaus?«
    Diane ignorierte seine Frage. »Du hast auch von einem Psychiater erzählt«, fuhr sie fort, »angeblich dem besten Hypnosetherapeuten in ganz Paris. Ein Spezialist für Hypnose.«
    »Worauf willst du hinaus?«, fragte er noch einmal, lauter.
    »Ich möchte seinen Namen und seine Adresse.«
    Der Ober stellte ein schweres Silbertablett auf den Tisch. Tiefes Schwarz von Kaffee. Sanftes Rötlichbraun von Earl Grey. Die Farben harmonierten fein aufeinander abgestimmt, während das elegante Ritual des Einschenkens die Aromen zur Entfaltung brachte. Kaum hatte sich der Mann in Weiß entfernt, fragte Charles: »Warum?«
    »Ich will die Unfallszene unter Hypnose noch einmal erleben«, teilte Diane ihm kurz angebunden mit.
    »Du bist verrückt.«
    »Meine Mutter färbt auf dich ab – das ist ihr Lieblingsausdruck für mich.«
    »Was bezweckst du damit?«
    Sie dachte an den verlorenen Blick von Marc Vulovic und an ihre Zeitmessaktion. Und sie dachte an ihre Vermutung – ein als Unfall getarnter Mordversuch, ausgeführt von mehreren Männern. Doch sie sagte nur: »Ein paar Fakten an diesem Unfall passen nicht zusammen.«
    »Was für Fakten?«
    »Der Sicherheitsgurt«, antwortete sie. »Ich bin sicher, dass ich Lucien angegurtet habe.«
    Charles wirkte

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