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Der steinerne Kreis

Der steinerne Kreis

Titel: Der steinerne Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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nicht.«
    »Die Polizisten des BKA haben noch immer keine Spur von einem Anruf oder einer Nachricht, die Ihren Sohn betreffen könnte. Anscheinend war’s der heilige Geist, der van Kaen Bescheid gesagt hat.«
    Was konnte sie dem hinzufügen? Sie schwieg. Langlois wartete eine Weile ab, dann fügte er leiser hinzu: »Ich habe mich über Sie erkundigt.«
    »Wie bitte!?«
    »Ich habe mit Ihren Kollegen telefoniert, Ihren Eltern, den Ärzten, bei denen Sie in Behandlung waren.«
    »Wie konnten Sie es wagen …?«, fuhr Diane ihn an.
    »Es ist mein Beruf. In diesem Fall sind Sie meine Hauptzeugin.«
    »Dreckskerl.«
    »Warum haben Sie mir verschwiegen, dass Sie mehrere Psychotherapien, stationäre Behandlungen, Schlafkuren hinter sich haben?«
    »Soll ich vielleicht ein Plakat vor mir hertragen?«
    »Ich hätte Sie schon früher fragen können, aber … Warum haben Sie Lucien adoptiert?«
    »Das geht Sie nichts an.«
    »Sie sind doch so jung …« Sein Gesicht faltete sich zu einem verlegenen Lächeln; die Runzeln verstärkten den verwirrten Ausdruck. »Na gut: so schön. Das wollte ich eigentlich sagen.« Er drehte die Hand in der Luft. »Bei mir kommt das immer verkehrt heraus. Diane: Warum haben Sie sich um eine Adoption bemüht? Warum haben Sie nicht versucht … na ja, Sie wissen schon: einen Mann zu finden, eine Familie zu gründen – den klassischen Weg eben. Warum?«
    Sie verschränkte die Arme, ohne zu antworten. Langlois krümmte sich und faltete die Hände zum Gebet, wie beim ersten Mal, im Krankenhaus. »Ihre Mutter meint, Sie hätten Schwierigkeiten, sich … zu binden.« Er ließ den Satz in der Schwebe, wartete ein paar Sekunden, dann fuhr er fort: »Sie sagt, Sie hätten nie einen Freund gehabt.«
    »Soll das eine Therapie werden oder was?«
    »Ihre Mutter …«
    »Meine Mutter ist mir scheißegal.«
    Der Inspektor lehnte sich an die Wand, stemmte den Fuß gegen den Papierkorb und grinste. »Ja, so viel habe ich, glaube ich, verstanden … Und Ihr Vater?«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    Langlois rückte von der Wand ab und nahm wieder Haltung an. »Sie haben Recht. Es geht mich nichts an«, sagte er.
    Diane holte Luft und stieß in einem Zug hervor: »Meinen Vater habe ich nie gekannt. Meine Mutter hat in den siebziger Jahren in diversen Kommunen gelebt. Hat sich irgendeinen Kerl aus der Gruppe ausgesucht und sich von ihm schwängern lassen. Das haben sie so abgesprochen. Er hat nie ein Interesse an mir bekundet, und ich weiß nicht mal seinen Namen. Meine Mutter wollte ihr Kind allein aufziehen. Den Zwängen der Ehe entfliehen, der chauvinistischen Unterdrückung entgehen … Damals dachten alle so. Sie war eine überzeugte Feministin … Es gibt Zufallskinder. Ich bin ein Hippiekind«, fügte sie hinzu.
    Über das Gesicht des Inspektor huschte ein Lächeln, dieser Anflug von Ironie, der Diane so sehr gefiel. Sein Ausdruck zerriss ihr das Herz, weil sie wusste, dass sie eine verbotene Landschaft betrachtete. Auf einmal fühlte sie sich gefangen in einem Gletscher, eingemauert im ewigen Eis. Langlois schien ihre plötzliche Trauer zu spüren und streckte die Hand nach ihr aus, doch sie wich ihm aus.
    Er erstarrte, ließ ein paar Sekunden verstreichen, dann kehrte er zum Thema zurück: »Diane, sagt Ihnen der Begriff Tokamak etwas?«
    Sie machte kein Hehl aus ihrer Überraschung: »Nein. Was ist das?«
    »Das ist die Abkürzung der russischen Bezeichnung für ›Toroidkammer im Magnetfeld‹.«
    »Aha. Und warum … erzählen Sie mir das?«
    Langlois schlug seine Aktenmappe auf: An oberster Stelle lag ein Fax. Diane erkannte kyrillische Buchstaben und ein schlechtes Passfoto, das in der Faxkopie kaum noch zu erkennen war.
    »Sie erinnern sich vielleicht an das schwarze Loch in van Kaens Biographie …«
    »Von 1969 bis 1972, ja.«
    »Die Leute vom BKA haben heute in einer Berliner Bank ein Schließfach geöffnet, das van Kaen gehörte. Das Schließfach enthielt nichts anderes als diese Unterlagen.« Er schwenkte seine Kopie. »Sowjetische Ausweispapiere, die beweisen, dass der Mann in dieser Zeit in einem Tokamak gearbeitet hat.«
    »Und was ist ein Tokamak?«
    »Ein revolutionäres Forschungslabor. Eine Anlage zum magnetischen Einschluss und zur Aufheizung eines Plasmas. Ein Kernfusionsreaktor.«
    Diane dachte an den Strahlenschutzmantel des Mörders und sagte: »Kernfusion? Sie meinen Kern spaltung , oder?«
    Mit bewundernder Miene antwortete Langlois: »Sie sind wirklich erstaunlich, Diane. Sie haben

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