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Der steinerne Kreis

Der steinerne Kreis

Titel: Der steinerne Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Militärlager untergebracht, und ich habe zufällig einen atomaren Probealarm miterlebt. Dabei konnte ich diese Mäntel aus der Nähe sehen. Sie werden seitlich geschlossen, und den Kragen befestigt man …«
    Mit einer Handbewegung brachte der Inspektor sie zum Schweigen. Er bat den Informatiker, das Phantombild auszudrucken, dann stand er auf und sagte zu Diane: »Kommen Sie mit.«
    Sie gingen durch Korridore mit dunklen Dachfenstern und halb geöffneten Türen, hinter denen sie fahle Büros erspähte, Nischen voller Unordnung, wo ein paar Polizisten noch arbeiteten.
    Langlois sperrte eine mit Velours bespannte Tür auf, trat ein und schaltete eine Halogenlampe ein. Das Büro erinnerte an die Höhle eines Gerichtsdieners, vollgestopft mit uralten Akten und Fetzen von zerschlissenem Leder. Geistesabwesend trommelte er auf die hölzerne Schreibtischplatte, dann schaute er auf.
    »Sie hätten mir Bescheid sagen sollen, Diane.«
    »Ich wollte Gewissheit haben.«
    »Dabei hatte ich Sie gewarnt: Spielen Sie nicht Emma Peel.«
    »Sie selbst haben mir aufgetragen, Erkundigungen über Lucien einzuholen …«
    Langlois ruckte mit den Schultern seinen Mantel zurecht. »Fassen wir zusammen«, begann er. »Ihrer Ansicht nach war der Unfall in Wahrheit ein Mordversuch, richtig?«
    »Ja.«
    »Der Lastwagenfahrer soll auf Befehl eingeschlafen sein, durch irgendeine äußere Kraft oder was weiß ich dazu gezwungen …«
    »Durch Hypnose.«
    »Also gut, durch Hypnose. Wie hätte man es anstellen sollen, an genau dieser Stelle und genau zu dem Zeitpunkt, wenn Sie auf der linken Spur daherkommen, einen Zusammenstoß herbeizuführen?«
    »Ich habe die Strecken nachgemessen. Der Lkw kam von dem Parkplatz an der Avenue de la Porte-d’Auteuil, am Rand des Bois de Boulogne. Er brauchte bloß unmittelbar vor mir loszufahren. Anhand unserer jeweiligen Geschwindigkeit war es einfach, den Punkt zu berechnen, an dem wir uns begegnen mussten.«
    »Aber dass der Fahrer einschlief: Wie soll das jemand in genau diesem Augenblick bewerkstelligt haben?«
    »Es ist möglich, eine Person so zu konditionieren, dass sie abrupt einschläft, sobald ein bestimmtes Signal erfolgt.«
    »Was für ein Signal wäre das in dem Fall gewesen?«
    Diane fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Der Fahrer«, sagte sie, »erinnert sich an eine Farbe, ein Grün. Vielleicht war das dieser Militärparka. Der Mann mit dem Umhang stand vor dem Eingang zum Tunnel.«
    Der Inspektor sah Diane unverwandt an. Unter den graumelierten Haaren funkelten seine schwarzen Augen.
    »Die Mörder wären also im Team vorgegangen, meinen Sie?«, fragte er.
    »Ja, das glaube ich.«
    »Wie bei einer militärischen Operation?«
    »Genau. Eine militärische Operation.«
    »Und die gesamte Operation wäre zu dem einen Zweck geplant und durchgeführt worden, Ihren Adoptivsohn zu eliminieren?«
    Sie nickte, war sich aber der Absurdität ihrer Interpretation der Fakten vollkommen bewusst. Langlois beugte sich vor und starrte sie durchdringend an. »Und warum, meinen Sie, hätten sie ihn umbringen wollen?«
    Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht und murmelte: »Das weiß ich nicht.«
    Langlois lehnte sich wieder zurück. Er schlug eine andere Tonart an, als eröffnete er ein neues Kapitel: »Und Sie sagen, dass Lucien überhaupt nicht aus Thailand kommt? Dass er in Wahrheit aus Sibirien oder der Mongolei stammt? Wie hat es ihn denn an die andamanische Küste verschlagen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Nach einer kurzen Pause sagte Langlois in leicht verlegenem Ton: »Diane, was soll ich sagen …«
    Sie sah ihn über den Brillenrand hinweg an. »Sie halten mich für verrückt«, sagte sie.
    »Sie haben nicht den geringsten Beweis für das, was Sie sagen. Nicht einmal ein Indiz, gar nichts. Sie könnten sich das alles nur ausgedacht haben.«
    »Und der Lkw-Fahrer? Er weiß selber nicht, wieso er auf einmal eingeschlafen ist, und …«
    »Natürlich, was soll er sonst sagen?«
    »Und der Mann? Der Kerl mit seinem Schutzanzug – den kann ich doch nicht erfunden haben, oder?«
    Statt einer Antwort schwenkte der Polizist auf einen anderen Kurs ein. »Wenn ich Ihnen Ihre Geschichte abkaufe, dann wären es also dieselben Leute, die Rolf van Kaen umgebracht haben?«
    Wieder zögerte sie. »Ich glaube, dass – ja, dass der Tod des Deutschen in gewisser Weise die Strafe dafür war, dass er Lucien gerettet hat.«
    »Und wer hätte den Akupunkteur über den Unfall informiert?«
    »Das weiß ich

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