Der sterbende Detektiv - Roman
2010
»Wie du sicher verstehen wirst, habe ich einige Fragen«, sagte Lisa Mattei. »Ich hoffe, du hast nichts dagegen?«
»Natürlich nicht«, erwiderte Johansson. »Frag einfach.«
»Bei der ersten Frage handelt es sich um eine Beobachtung des Technikers, der sich mit dem Blut von der Papierserviette befasst hat. Er hielt es für Blut aus der Nase, was in diesen Zusammenhängen ja etwas ungewöhnlich ist.«
Hoppla, dachte Johansson.
»Wieso glaubte er das?«
»Haare aus der Nase im Blut, drei Stück, um genau zu sein. Das Ergebnis, wenn man jemandem unsanft über seine blutige Nase wischt, alles laut unseres Technikers. Und das macht mich dann doch etwas neugierig.«
»Nichts Ernstes«, meinte Johansson und zuckte mit den Achseln. »Gefahr im Verzug, einer meiner Mitarbeiter wurde etwas ungeduldig. Schließlich konnten wir ihn kaum darum bitten, in aller Ruhe einen Abstrich seiner Mundschleimhaut vornehmen zu dürfen, wie du sicher verstehst.«
»Es gibt auch andere Methoden«, meinte Lisa Mattei, »ohne dass jemand Verdacht schöpft.«
»Er raucht nicht, verwendet keinen Snustabak, im Haus gibt es einen Müllschlucker. Er schließt immer sorgfältig seine
Wohnung ab, und sein Auto hat eine Alarmanlage, ist abgeschlossen und immer sehr aufgeräumt. Im Restaurant hat er sein Glas nie stehen gelassen. Jarnebring hat ihn eine Woche lang belauert, ohne Erfolg zu haben.«
»Du hättest mich anrufen können«, meinte Lisa Mattei und lächelte milde.
»Natürlich«, erwiderte Johansson. »Ich hätte eine Menge ehemalige Kollegen anrufen können, die ich aus meiner Zeit bei der Behörde kenne. Die Burschen vom Einsatzkommando hätten das sicher in einer Viertelstunde erledigen können, egal wie viel Blut dann geflossen wäre. Jetzt habe ich mich nun mal dagegen entschieden. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, das Schwein lebt und ist gesund. Er ist bedeutend fitter als ich. Erfreut sich bester Gesundheit, trotz allem, was er dem kleinen Mädchen vor fünfundzwanzig Jahren angetan hat. Mach dir um ihn keine Sorgen.«
»Ich mache mir um ihn wirklich keine Sorgen«, erwiderte Mattei. »Offenbar hast du das Meiste über ihn herausgefunden? «
»Ich habe das Übliche in Erfahrung gebracht«, meinte Johansson. »Mit den Begrenzungen, die sich dadurch ergeben, dass ich inzwischen Rentner bin. Ich vermeide es, mit ehemaligen Kollegen zu sprechen, weil sie ohnehin nicht den Mund halten können. Außerdem hatte ich ja vor nicht allzu langer Zeit diesen Schlaganfall.«
»Verrätst du mir, wer er ist?«, fragte Mattei. »Das würde alles Wesentliche erleichtern, wie du sicher verstehst.«
»Zum gegenwärtigen Zeitpunkt lautet die Antwort: Nein. Komm in einer Woche wieder, dann habe ich nachgedacht.«
»Er ist nicht vorbestraft?«
»Nein. Zumindest nicht in Schweden. Ob er immer noch als Pädophiler aktiv ist? Mit ziemlicher Sicherheit. Ob er sich noch mehr hat zuschulden kommen lassen? Sicher, aber
nichts in der Größenordnung von Yasmine. Deine Kollegen und du, ihr braucht also nicht zu hoffen, dass ich für euch einen bislang unbekannten Serienmörder gefunden habe.«
»Ich habe seine DNA an unsere internationalen Kontakte weitergegeben«, sagte Mattei. »Nur dass du’s weißt. Und diese Information ist nur für dich. Ich habe es getan, bevor ich hierhergefahren bin.«
»Dann können wir nur hoffen, dass sich die Sache auf diesem Weg lösen lässt«, meinte Johansson. »Such an den üblichen Plätzen, wo sich solche Leute rumtreiben. Thailand, die Philippinen, Mexiko, Mittelamerika, Russland, Baltikum, südlicher Balkan. Ich würde an deiner Stelle mit Thailand anfangen. Schweden und unsere nordischen Nachbarländer kannst du vermutlich vergessen. Ich finde nämlich keine Sexmorde an kleinen Mädchen, die ins Bild passen und die nicht aufgeklärt wären. Und auch keine Vermisstensachen und andere Missbrauchsfälle.«
»In diesem Punkt bin ich ganz deiner Meinung«, sagte Lisa Mattei lächelnd. »Das habe ich schon gestern überprüfen lassen. Noch eine Frage. Wie würdest du ihn beschreiben?«
»Schwede, nicht mehr ganz jung, alleinstehend, keine Kinder, weder erfolgreich noch ein Versager, lebt von Immobiliengeschäften. Außerdem sieht er vollkommen normal aus. Sogar ganz nett, um genau zu sein. Kein Anders Eklund, um es einmal so auszudrücken.«
»Ich verstehe«, sagte Lisa Mattei und seufzte aus irgendeinem Grund.
»Ich auch«, meinte Johansson. »Wenn davon etwas durchsickern sollte, ich meine in
Weitere Kostenlose Bücher